Die Metamorphosen einer Kuh
Boniswil Eine Kuh mutiert in sieben Schritten zu einem goldenen Euter. Das ist die ideale Ausgangslage für eine Diskussion mit Publikum. Die Kulturkommission Boniswil lud zu einer Kunstbetrachtung mit Bruno Fischer.
Das Objekt fordert eine Stellungnahme der Betrachtenden heraus: Eine stattliche schöne Kuh mutiert in sieben Schritten qualvoll zu einem übergrossen, goldenen Euter. Zu Beginn irritiert, was die Züchter ihr zwischen die Hinterbeine quetschen. In der nächsten Phase wird die Mutation qualvoll, am Schluss resigniert das vormals stolze Vieh und wird vom Supereuter ganz besetzt und hört auf, Kuh zu sein.
Geschaffen hat das Werk der Künstler Bruno Fischer aus Boniswil. «Kultur Boniswil», die noch junge Kulturkommission, lud zu einer Kunstbetrachtung. Geschickt moderiert von Mark Müller entspann sich eine breite Diskussion mit dem Publikum. Zuerst natürlich über Machart und Technik der Skulpturen, gebranntes Porzellan. Schnell aber war man bei Sinn und Unsinn der Züchtungen der heutigen Milchindustrie. Eine Kuh, die 70 Liter Milch pro Tag «bringt», ist das noch normal? Sie werde gleich zur Veganerin, meinte eine Diskussionsteilnehmerin, wenn sie dieses Werk betrachte.
Was Bruno Fischer zeige, sei nicht eigentlich eine Metamorphose, sondern eine Perversion, sagte ein anderer Betrachter. Und schon war man mitten in der Diskussion über Gewinnmaximierung, Leistungssteigerung um jeden Preis und den Tanz ums goldene Kalb.
Was denn nach dem goldenen Euter noch komme? Ob die Kuhreihe von Bruno Fischer weitergehen könne? Er wisse es nicht, meinte der Künstler. Er darf mit seinem Werk sehr wohl nur Fragen aufwerfen und Diskussionen anstossen. Die Veranstaltung hat Bruno Fischer selber, etwas sarkastisch, unter den Titel «Ohne Zukunft wirds lustiger» gestellt. (tbf)
Nächste Veranstaltung von Kultur Boniswil: Heute Donnerstag, 20.15 Uhr: Kino im Saalbau mit dem Klassiker «High Noon» von Fred Zinnemann. Eintritt 10 Franken. Zertifikatspflicht.