Der «Lebensraum» macht einen Schritt vorwärts
An seiner Vorstandssitzung in Seengen beschloss der Gemeindeverband «Lebensraum Lenzburg Seetal» eine neue Strategie, die die Förderung der Wirtschaft umfasst.
Der 2013 gestartete «Lebensraum Lenzburg Seetal» (LLS), in dem gegenwärtig 25 Gemeinden zusammengeschlossen sind, hat die Aufbauphase hinter sich, was schon daran ersichtlich ist, dass für 2018 auch hier formell die Funktionen neu besetzt werden müssen.
An der jüngsten Sitzung des Vorstandes, der zur Hauptsache aus den Ammännern der Gemeinden besteht, wurde in Seengen intensiv und teilweise kontrovers wie noch nie diskutiert: Inhalt der Wortgefechte war eine neue Strategie, die den Bereich Wirtschaftsförderung etwas akzentuierter als bisher ins Zentrum stellen will und sogar die Schaffung einer neuen Stelle vorsieht.
Wirtschaft integrieren
LLS-Präsident Daniel Mosimann (Lenzburg) vertrat die Vorschläge und Anträge, die vorgängig in drei Workshops besprochen und vom Ausschuss im Hinblick auf diese Vorstandssitzung formuliert worden waren, mit Nachdruck. In einem Zielbild wird festgehalten, wie die Region gestärkt werden soll.
Aufgeteilt in drei strategische Stossrichtungen sind zehn Handlungsfelder aufgelistet, denen gesamthaft 27 Massnahmen zugeordnet sind. Zur Umsetzung lagen verschiedene Vorschläge vor, die allesamt eine stärkere Integration der Wirtschaft in die Arbeit des LLS und ihrer Kerngruppen vorsahen.
In der Eintretensdebatte fürchteten etliche Gemeindevertreter eine Beschneidung ihrer Autonomie, wenn plötzlich zu viele Wirtschaftsvertreter den Ton angeben würden. Rolf Jäggi (Egliswil) sah «die politische Unabhängigkeit durch zu viel Sponsoring bedroht», Hanspeter Gehrig (Ammerswil) wollte zuerst «das bisherige Wirtschaftswachstum verkraftet wissen» und Ruedi Hediger (Rupperswil) forderte weiterhin «das Primat der Politik».
Anders als in gewissen Gemeinderatsstellungnahmen im Vorfeld der Sitzung war in der Diskussion kaum mehr grundsätzlich bestritten, dass Wirtschaftsförderung eine Aufgabe der Gemeinden und deshalb auch des «Lebensraums» ist. Die Standortförderung ist explizit in der Satzung erwähnt und als Standort ist nicht nur der Lebens-, sondern auch der Wirtschaftsraum gemeint.
Um Massnahmen in diesem Bereich umsetzen zu können, ist die Schaffung einer eigenen Stelle Standortförderung vorgesehen. Bei einem 60-Prozent-Pensum rechnet man mit Kosten von rund 90000 Franken pro Jahr. Bei einigen Gemeindevertretern läuteten angesichts dieser Summe die Alarmglocken, doch konnte Geschäftsführer Jörg Kyburz diesbezüglich beruhigen: Für die zweijährige Versuchsphase ist die Finanzierung mit Beiträgen aus der Neuen Regionalpolitik (NRP) und von Firmen gesichert, ohne die Gemeinden zusätzlich zur Kasse zu bitten.
Verschlankung der Struktur
Nachdem einige Gemeindevertreter ihr Unverständnis über die latente Wirtschaftsangst geäussert hatten und Präsident Mosimann betont hatte, die Bevölkerung profitiere von einer florierenden Wirtschaft in der Region, wurde die Strategie mit 19 zu 4 Stimmen gutgeheissen. Gar ohne Gegenstimme wurde der Zusammenlegung der beiden involvierten Kerngruppen Wirtschaft und Regio-Marketing zur Kerngruppe Standortförderung zugestimmt.
Mit 5 zu 17 hatte die permanente Besetzung des LLS-Ausschusses mit einer nicht limitierten Zahl von Wirtschaftsvertretern keine Chance. Man verwies auf die Möglichkeit, bei Bedarf Vertreter zuziehen zu können.
Am Schluss wurde mit 20 Ja und 3 Enthaltungen der Standförderungsstelle grundsätzlich zugestimmt. Die Ausführung (Mandat oder Person) und die Positionierung innerhalb des LLS-Organigramms soll an der nächsten Sitzung beschlossen werden.