Der junge Verein Zeitreisen hat sich fest etabliert
Beinwil am See: Der Verein Zeitreisen hat sich in kurzer Zeit zu einer festen Grösse in Böju entwickelt. In Zusammenarbeit mit andern Organisationen will man die Geschichte des Dorfes für die Nachwelt erhalten.
Die Idee zum Verein Zeitreisen entstand 2016 während einem Umgang mit dem Dorforiginal Ursus Merz. Patrizia Rehmann, vor Jahren zugewandert, aber im Herzen ganz Böjuerin, stellte sich die bange Frage: «Was ist von diesen interessanten Geschichten wirklich erfasst und gesammelt?»
Für dieses Wissen, alte Dokumente wie Fotos und Gegenstände sollte es eine Plattform geben, ein Museum. «Für ein statisches Museum gab es keinen Raum, deshalb soll das ganze Dorf Schauplatz des Museums sein», so Rehmann. In Hannes Eichenberger, dem Leiter des Buch- und Kunstantiquariats in Beinwil am See, fand die Initiantin einen kongenialen Mitstreiter.
«Wir ergänzen uns super», hält Eichenberger fest. Das Duo bildet in der Zwischenzeit das Co-Präsidium des im Dezember 2017 gegründeten Vereins Zeitreisen. Dieser Schritt war möglich, weil verschiedene Stellen wie die Gemeinde und bereits bestehende Vereine ihre Unterstützung zusagten. Fachlichen Support bekamen die Initianten von Thomas Frei, Kurator beim Museum Aargau.
Inzwischen ist die Mitgliederzahl bereits auf etwa 170 angestiegen. Patrizia Rehmann hat dafür eine einfache Erklärung: «Die Leute haben Interesse an der Geschichte. Die Bevölkerung nimmt wunder, wo sie zu Hause ist.» Aus diesem Grund wolle man wirklich «das ganze Dorf mit einbeziehen», so Eichenberger.
Durchbruch mit Tabakgeschichte
Für die Gemeinde wichtig war in der Vergangenheit die Tabakindustrie. «Wir waren schliesslich ein ‹Stumpendorf›», sagt Hannes Eichenberger. Im letzten Jahr gab es zu diesem Thema vier viel beachtete Anlässe mit je rund 100 Besuchern. Finanziell möglich gemacht hatte die Veranstaltungsreihe «Vom Tubak ond Rouch z’Böju» ein Zustupf aus dem Swisslos-Fonds des Kantons.
Ein zweites unterstütztes Initialprojekt ist «Oral History». Hinter dem englischen Begriff steht die Absicht, Gespräche mit älteren Zeitzeugen zu führen. «Wir schwärmen aus, reden mit den Leuten, transkribieren die Interviews und machen sie auf unserer Homepage der Öffentlichkeit zugänglich», so Rehmann.
Nicht nur mit Aussagen sollen Erinnerungen konserviert werden. Der Verein Zeitreisen hat beispielsweise das «Gloor-Lädeli», einen dem Tod geweihten Quartierladen, für ein Wochenende wiederbelebt. Mit durchschlagendem Erfolg. Bei der Aktion wurden Tiki und Vivi-Cola zu Preisen wie damals angeboten und aus lauter Freude wurde sogar auf der Strasse vor dem Laden getanzt.
Noch viele Ideen
Zeitreisen funktionieren nicht nur rückwärts, in die Vergangenheit. Der Verein bringt die Generationen zusammen und organisierte ein «Technik-Café», bei dem Helfer der Jugendarbeit älteren Semestern bei Problemen mit Smartphone und Tablet zur Hand gingen.
«Die zahlreichen Teilnehmer an unseren Anlässen geben uns die Bestätigung, dass unsere Arbeit geschätzt wird», sagt Patrizia Rehmann: «Wir wollen, dass alle mitmachen können und nicht nur konsumieren.» Die Serie «Geschichten aus dem Löwenkeller» geht weiter und weitere Interviews, etwa zur Arbeitswelt vor 50 Jahren, werden geführt. «Uns gehen die Ideen nicht aus», verspricht das Co-Präsidium des Vereins Zeitreisen.
Radballhochburg Böju
Veranstaltung In seiner Veranstaltungsreihe «Geschichten aus dem Löwenkeller» widmet sich der Verein Zeitreisen unmittelbar nach den Sommerferien der «Radballhochburg Beinwil am See». Am Mittwoch, 5. August, um 19 Uhr wird die einst im Dorf äusserst populäre Sportart vorgestellt. Aus organisatorischen Gründen findet der Anlass in der Alten Turnhalle statt. Gast ist Paul Weber, der aus seiner langen Laufbahn als aktiver Sportler und internationaler Schiedsrichter viel zu erzählen hat. Die Verantwortlichen des Vereins Zeitreise freuen sich auf ein geschichts- und sportbegeistertes Publikum.(tf)