«Der Bettelstudent» – inszeniert als witzig-spritziges Spektakel
Beinwil am See Eine klassische Operette, angereichert mit aktuellen Bonmots, schmissig präsentiert, raffiniertes Bühnenbild, opulente Kostüme, ein ausgezeichnetes Orchester und schöne Stimmen. «Der Bettelstudent» auf der Löwenbühne gefiel dem Premierenpublikum.
Die 116. Produktion der Theatergesellschaft Beinwil am See musste etwas erdauert werden, doch das Warten hat sich gelohnt. «Der Bettelstudent» vom Wiener Komponisten Carl Millöcker schliesst nahtlos an frühere Aufführungen mit typischem Böjuer Flair.
Das erwartungsvolle Publikum musste nicht lange warten, bis die weltbekannten Melodien erklangen. Oberst Ollendorf (gespielt von dem in Beinwil am See bestens bekannten Andreas Wuffli) beteuerte schon bald «Ich hab’ sie ja nur auf die Schulter geküsst». Dass er nach dieser Avance von Komtesse Laura (Andrea Suter) einen Schlag mit dem Fächer erhielt, ist der rote Faden, der sich durch die – wie bei Operetten üblich – eher belanglose Handlung zieht: «Mir ist manches schon passiert, aber so etwas noch nicht.»
Irrungen und Wirrungen
Das rüde Abservieren soll gerächt werden. Verkompliziert wird die Situation durch die politischen Wirrnisse zwischen Sachsen und Polen. Im Gefängnis von Krakau werden zwei Bettelstudenten (beide eindrücklich gespielt von Christoph Waltle und Fabio De Giacomi) rekrutiert, die sich aufgemotzt zu polnischen Fürsten an Laura, ihre Mutter Gräfin Nowalska (Monika Käch) und ihre Schwester Bronislawa (Barbara Felicitas Marin) heranmachen sollen.
Es gehört zum Metier, dass am Schluss nicht Oberst Ollendorf die Strippen zieht, sondern einer der angeheuerten Studenten.
Der Obsttag des Gefängniswärters
Das Publikum freut sich derweil an Kulissen und Kostümen und den schönen Stimmen. Wie in Beinwil am See üblich, wird die Handlung mit verschiedenen Einschüben von Lokalkolorit versehen. Im Hotel Krakau wird gerade ein Doppelzimmer für «Herrn Hürzeler aus der Schweiz – das hört man!» reserviert. Oberst Ollendorf singt plötzlich von Corona und Ringier und der Böjuer Zentrumszone. Die Zuschauer verstehen die Anspielungen und haben ihren Spass.
Besondere Aufmerksamkeit geniesst natürlich Urgestein Peter «Schutzli» Eichenberger. Seit 1961 steht der längst zum Ehrenpräsidenten der Theatergesellschaft Ernannte hier auf der Bühne und gibt meist das Faktotum. Diesmal ist er Gefängniswärter Enterich. Mit rotem Zylinder lässt es sich das Recht zum Besuch der Gefangenen von den Angehörigen in Naturalien bezahlen.
Oberst Ollendorf entdeckt die Flasche mit dem Kirschwasser in Enterichs Hosentasche. «Ich habe halt heute meinen Obsttag», verteidigt sich der Gefängniswärter blitzschnell. Witz kommt in der Handlung ebenfalls viel vor: Mit dem Zerreissen der Spielkarte Herz-Dame etwa wird das Ende einer Beziehung manifest. Viele weitere Details entdeckt man wohl erst bei einem zweiten Besuch …
Das Premierenpublikum dankte dem Orchester unter der Leitung von Andres Joho, den Chormitgliedern unter Chasper-Curo Mani und dem Ensemble unter Regisseur Raschid Kayroz am Schluss mit einer minutenlangen Standing Ovation. Die 116. Produktion hat wieder allen gefallen.
Spassbereiten bereitet Spass
Dass eine solch hochstehende Operette auf dem Land nicht selbstverständlich ist, davon zeugten die offiziellen Ansprachen im Nachgang der ersten von total 18 Vorstellungen. Vereinspräsident Markus Bitterli erinnerte ans oberste Ziel: «Wir wollen den Leuten Spass bereiten und dies bereitet uns selbst Spass.»
Bitterli dankte allen Mitwirkenden «für ihr Herzblut», das sie in das Unternehmen «Bettelstudent» stecken. Er führte weiter aus, dass die Aufwendungen immer grösser werden. Ohne die Sponsoren, deren Suche und Motivation diesmal «grausam» gewesen sei, würden die Ticketpreise «in astronomische Höhen steigen».
Regierungsrat Alex Hürzeler, ein regelmässiger Premierengast, ist als Vertreter des Kantons einer der treuen Unterstützer. Auch ihm hats sehr gut gefallen: «Es geht um Macht und Intrigen und am Schluss gewinnt die Liebe», brachte er den Inhalt kurz auf den Punkt. Der Aargauer Kulturminister erinnerte an die grosse Operettentradition im Kanton und dass man diese erhalten wolle.
Gemeindeammann Peter Lenzin war begeistert, was im Dorf auf die Beine gestellt wurde. Mit Enthusiasmus, Engagement und Energie habe man ein 159-jähriges Kulturgut erhalten und fortgeführt.
Der Bettelstudent
Weitere Vorstellungen
Samstag, 28. Januar, 19.30 Uhr
Sonntag, 29. Januar, 14.30 Uhr
Samstag, 4. Februar, 19.30 Uhr
Sonntag, 5. Februar, 14.30 Uhr
Freitag, 10. Februar, 19.30 Uhr
Samstag, 11. Februar, 19.30 Uhr
Sonntag, 12. Februar, 14.30 Uhr
Freitag, 17. Februar, 19.30 Uhr
Samstag, 18. Februar, 19.30 Uhr
Sonntag, 19. Februar, 14.30 Uhr
Samstag, 25. Februar, 19.30 Uhr
Sonntag, 26. Februar, 14.30 Uhr
Freitag, 3. März, 19.30 Uhr
Samstag, 4. März, 19.30 Uhr
Sonntag, 5. März, 14.30 Uhr
Samstag, 11. März, 19.30 Uhr
Sonntag, 12. März, 14.30 Uhr
(Dernière)
Vorverkauf
Internet www.operette-beinwil.ch
Telefon 062 771 58 41 oder persönlich im Foyer des Löwensaals, jeweils am Montag und Freitag von 16 bis 19 Uhr oder an den Aufführungstagen Freitag und Samstag 16 bis 19.30 Uhr und Sonntag 12 bis 14.30 Uhr.
Ticketpreise von 39 bis 81 Franken.