Der 94. Jahrgang der Jahresschrift führt durch die Wirtschaftskrise

Verena Gessner, später die erste Archäologin der Schweiz, Erich Bosch, Sohn von Dr. R. Bosch, Martin Hürlimann, Sohn des Zürcher Brauereibesitzers, und Ferdinand Lehmann, Vorarbeiter und Zeichner.Foto: zvg

Historische Vereinigung Die Historische Vereinigung (HV) Seetal und Umgebung konnte 2022 ihren 100. Geburtstag feiern. Damals publizierte sie ihre Geschichte bis 1933. Nun wird die Geschichte bis 1945 weitergeführt. Die Autoren Dres. Gertrud und Paul Wyrsch-Ineichen, Hitzkirch, verfassten auch den zweiten Teil der Vereinsgeschichte ebenso spannend und wiederum gestützt auf das umfangreiche Archiv der Historischen Vereinigung Seetal und Umgebung.

Eindrücklich zeigen die Autoren, wie damals die Weltwirtschaftskrise allmählich auch die Schweiz erfasste und wie die Kriegsjahre mit der Mobilisierung tausender Wehrmänner und der Rationierung von Lebensmitteln den Alltag der Bevölkerung auch im Seetal bestimmte.

Vielseitige Aktivitäten – ein Streifzug

Grenzsteinerforschung und -restaurierung, Deutung von Seetaler Familiennamen, Sammlung von Familienwappen, Herausgabe einer Karte mit den historischen und naturgeschichtlichen Denkmälern samt einer detaillierten Beschreibung, Rettung der entdeckten mittelalterlichen Fresken in der Kirche Leutwil, Ankauf der Bettwiler Gesellschaftsscheibe von 1561, jährliche Publikation «Heimatkunde aus dem Seetal».

Sensationelle Ausgrabungen am Baldeggersee

Auf die Weltwirtschaftskrise reagierte der Bund nach dem Vorbild anderer Regierungen (Italien, Deutschland, USA) mit Arbeitsbeschaffungsmassnahmen. Im Sommer 1938 eröffnete die HV Seetal in Gelfingen ein Arbeitslager für stellenlose Lehrpersonen. Zigarrenfabrikant Eduard Eichenberger-Heiz, Beinwil/See, leistete eine grosszügige Spende als Startkapital. Darauf unterstützten Bund und Kanton Luzern die Ausgrabungen von Pfahlbausiedlungen am Baldeggersee. Freiwillige anerboten sich mitzuhelfen. Tausende von Besuchern aus der ganzen Schweiz besichtigten die Fundstellen. Das noch junge Radio schickte sogar ein Aufnahmeteam. Während der Kriegsjahre gründete Dr. Bosch mit seinen Schülern die Steinzeitwerkstatt.

Verschollene Städte und Burgruinen

1939 galt das Interesse dem im Sempacherkrieg zerstörten Städtchen Richensee. Die Wiederentdeckung und Freilegung von Burg und Stadt Alt-Eschenbach an der Reuss sorgten 1944/45 für Aufsehen. Nach dem Zusammenbruch Frankreichs im Sommer 1940 mussten Beschäftigungsprogramme für internierte Soldaten organisiert werden. Die HV Seetal durfte 1940 elsässische Soldaten zur Erforschung und Konservierung der Burgstelle Oberrinach einsetzen.

Dr. Reinhold Bosch wurde 1943 vom Regierungsrat ins Amt des Kantonsarchäologen berufen. Er übte das Amt bis zur Pensionierung 1960 aus.(pd/rfb)

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