«Das Mekka der alten Obstsorten»
Dürrenäsch Vor viel Publikum wurde das Wildobst-Arboretum Seetal offiziell eingeweiht. Regierungsrat Markus Dieth bezeichnete die Anlage als «lebende Gendatenbank».
Wegen des unsicheren Wetters wurde der Eröffnungsakt in die Dürrenäscher Turnhalle verlegt. Und diese füllte sich gut; das Interesse am auf zwei Standorte in Dürrenäsch und Hallwil verteilten Wildobst-Arboretum Seetal war gross.
Die zwei Träger, die Stiftungen Kultur-Landschaft Aare-Seetal (Klas) und ProSpecieRara, schufen hier auf einer Fläche von fast zweieinhalb Hektaren eine einmalige Sammlung von Wildobst-Sorten. Entstanden ist die Idee bereits 2014, liess Klas-Stiftungsratspräsidentin Gabi Lauper die Zuhörer wissen: «Mit viel Herzblut und Einsatz wurde das Vorhaben umgesetzt.»
Süsse Chrusubeeri
«Die Initiatoren haben hier etwas Einmaliges auf die Beine gestellt», freute sich Gemeindeammann Andrea Kuzma über die neue Attraktion im Dorf. Und die Pflanzen, die hier wachsen, weckten bei Kuzma Erinnerungen: «Die Chrusubeeri (Stachelbeeren) sind ja fast aus unseren Gärten verschwunden. Hier habe ich gelernt, wie viele verschiedene Varianten es davon gibt – sogar süsse.»
Landstatthalter, Regierungsrat und Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth zeigte sich von der Materie sehr angetan und gratulierte zur Pflege eines «alten Kulturguts» in dieser «einzigartigen Wildobst-Sortensammlung». Man habe hier eine «lebende Gendatenbank», in der die Wildobst-Vielfalt erhalten und weitervermehrt wird.
Zusammen mit der vor 15 Jahren im gleichen Ort lancierten Hochstamm-Obstsammlung avanciere Dürrenäsch «zum Mekka der alten Obstsorten», so Dieth. Dies seien ja die Vorfahren unserer heutigen Obstsorten. Die Wildobstpflanzen bildeten zudem «in Privatgärten eine gute Alternative zu Hecken-Exoten wie Kirschlorbeer und Thuja». In diesem Sinne trügen die Arboreten in Dürrenäsch und Hallwil, wo schwerpunktmässig Heckenrosen und Abkommen gezogen werden, zu Landschaftsqualität und Biodiversität bei.
Bedrohter Powerfood
Genau aus diesem Grund sieht Gertrud Burger von der Stiftung ProSpecieRara ein riesiges Potenzial der lebenden Sortensammlungen – «mit einer möglichen Reichweite in jeden Hausgarten». Für Klas-Geschäftsführer und Projektleiter Victor Condrau sind die fast in Vergessenheit geratenen Wildobstsorten «bedrohter Powerfood» und deshalb heute wieder besonders aktuell.
Bereits am Eröffnungstag wollten sich zahlreiche Besucher ein Bild von der Vielfalt des Wildobstes machen. Aktuell stehen auf der für 25 Jahre gepachteten Fläche von 1,2 Hektaren oberhalb von Dürrenäsch 1000 Pflanzen: 420 Sorten, akribisch sortiert nach 100 Arten.
Internet: www.wildobst.ch.