Das «Lesen» in diesem Fotobuch fördert die Dorfentwicklung ans Licht
Seengen Der erste Anlass im Aargauer Seetal des Seetaler Poesiesommers 2023 fand im Schloss Hallwyl statt. Präsentiert wurde der Band Seengen der Buchreihe «Die Schweiz lesen». Text sucht man hier vergebens, dafür gibt es viele historische Luftaufnahmen. Poesie für einmal zum Anschauen und Nachdenken.
Ulrich Suter aus Schongau organisiert nicht nur zum 24. Mal den Seetaler Poesiesommer, der seit längerem immer grössere Kreise bis ins Ausland zieht, sondern ist auch Herausgeber der Buchreihe «Die Schweiz lesen – Lire la Suisse – Leggere la Svizzera – Leger la Svizra». Bei diesen in handlichem Quadratformat gehaltenen Bänden beschränkt sich der Text auf eine kleine Einleitung und die Legenden zu den Fotos, die aus dem Bildarchiv der ETH Zürich stammen.
Dorfentwicklung nachvollziehen
An einem Anlass im Schloss Hallwyl wurden nun die beiden Aktivitäten von Suter miteinander verbunden. Im Rahmen des Poesiesommers wurde der Band Seengen aus der Buchreihe präsentiert. «Man liest auch in Bildern», hielt Ulrich Suter einleitend fest: «Der Text entsteht hier durch Anschauen.»
Seengen wird in diesem 200-seitigen Band vor allem aus der Vogelperspektive dargestellt. Nicht zuletzt dank dem Wasserschloss Hallwyl und dem Brestenberg gibt es hier eine Fülle von Flugaufnahmen, die bis in die 1920er-Jahre zurückreichen. So kann die Dorfentwicklung über Jahrzehnte nachvollzogen werden und die Gestaltung der einzelnen Seiten lässt genug Weissraum, um eigene Beobachtungen zu notieren. «So kann man die Situationen miteinander vergleichen. Etwa, wenn man das Buch später mal mit den Enkeln durchblättert», so Herausgeber Suter.
Beim Anlass im Schloss Hallwyl wurde Ulrich Suter von Max Hächler und Daniel Humbel sekundiert. Dorfchronist Hächler konzentrierte sich bei seinen Ergänzungen auf das Gebiet zwischen Schloss und See und machte die Zuhörer auf Veränderungen aufmerksam: Während es früher beim Brestenberg um 1920 sogar ein Badehaus im See gab, kamen das Männerbad und das heute sehr bekannte, aber seinem Namen schon lange nicht mehr gerecht werdende Frauenbad erst viel später dazu. Der dazu vorgesehene Spaziergang dem Aabach entlang entfiel wegen der garstigen Witterung an diesem Nachmittag.
Daniel Humbel, der in Alliswil wohnhafte Präsident der Historischen Vereinigung Seetal und Umgebung, wies das Publikum auf die veränderten Landschaftsstrukturen hin: «Die Obstbäume auf dem Titelbild aus dem Jahr 1925 faszinieren mich. Heute sieht das Dorfzentrum ganz anders aus.»
Während dort die Bäume Wohn- und Gewerbehäusern weichen mussten, gibt es entlang den Gewässern heute viel mehr und grössere Bäume. Humbel: «1923 war die Halbinsel Risi noch nicht bewaldet.» Dorf und Landschaft sind in stetem Wandel und der Band dazu bestes Anschauungsmaterial.