Das ganze Dorf eine Altersresidenz?

Am Mittwochstisch: Der Birrwiler Gemeindeammann Max Härri im Austausch mit seinen Bürgern. Foto: Alfred Gassmann
Am Mittwochstisch: Der Birrwiler Gemeindeammann Max Härri im Austausch mit seinen Bürgern. Foto: Alfred Gassmann

Birrwil: Der Gemeinderat lädt als Pilotphase viermal am ersten Mittwoch im Monat zu einem Mittwochstisch ein. Am ersten Anlass wurde gar angeregt, aus dem Dorf eine einzige Altersresidenz zu machen.

Wie sagte doch Gemeindeammann Max Härri einleitend am ersten Mittwochstisch: «Der Gemeinderat möchte gerne mit der Einwohnerschaft ungezwungen ins Gespräch kommen.» Wenn schon ungezwungen, darf füglich auch eine unkonventionelle Idee eines engagierten Teilnehmers Platz haben. Er fragte sich, warum denn aus Birrwil nicht eine einzige Altersresidenz gemacht werden soll. «Wir sind bald eine», meinte Max Härri verschmitzt. 

Er schöpfte seine Aussage aus der Tatsache, dass das Dorf aktuell 18 Kindergärtler und 31 Primarschüler und eine ungünstige Altersstruktur kennt. Der Gemeindeammann winkte die Idee der Altersresidenz selbstredend ab und zeigt sich für jeden Zuzug von Familien mit Kindern dankbar. 

Zu wenig familienfreundlich?

Doch wer zuziehen möchte, sieht sich mit Facts konfrontiert: hohe Baulandpreise, teure Wohnungen, kein Dorfladen, keine Post, kein Bancomat. 

Gemeinderat Jeremias Setz weiss von Familien, die wieder fortgezogen sind. «Was macht der Gemeinderat für die Familien?» Die Frage der aus dem Oberen Freiamt soeben zugezogenen vierköpfigen Familie blieb unbeantwortet. 

Keinem Auge bleibt verborgen: In Birrwil wird gebaut und gebaut. Trotzdem verharrt die Bevölkerungszahl bei rund 1160. Zeitweise sank sie sogar. Viele Wohnungen sind unterbelegt. Daran kann die Behörde mit der laufenden Revision der Bau- und Nutzungsordnung BNO wenig bis nichts ändern. 

Ortsplanung läuft

Gemeindeammann Max Härri orientierte die 25 Anwesenden über die Ortsplanungsarbeiten. Der erste Entwurf fiel bei den kantonalen Fachstellen durch. Härri sprach gar von einem vernichtenden Ergebnis. Nun liegt der Ball wieder in Aarau. Die Gemeinde musste drei Hektaren Bauland rückzonen und fand die entsprechenden Flächen zur Hauptsache in der Neumatt, in den Länderen und bei der Villa Buhofer. 

Noch drei Mittwochstische

Aufs Tapet kamen auch der Schleichverkehr im Baugebiet, der Lärm auf der Kantonsstrasse und die nicht funktionierenden LED-Lampen. Gründlich vermisst wird ein Dorfladen mit genügend Parkplätzen. 

Wegen der teilweise nicht gesitteten Gesprächskultur gingen am Anlass wohl wertvolle Ideen und Beiträge förmlich verloren. Bei den noch geplanten drei Mittwochstischen werden wieder je zwei Gemeinderäte anwesend sein. Es lebe die Chance, die am ersten Mittwochstisch gesammelten Erfahrungen betreffend den Dialog an den nächsten Veranstaltungen einfliessen zu lassen.

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