Bärzeli fällt erneut Corona zum Opfer
Hallwil Auch diesmal fällt das Treiben der Bärzeli am 2. Januar aus. Wegen der Coronapandemie können nur wenige Hallwiler Mittwinterbräuche stattfinden – und wenn, nur in modifizierter Form.
Im September waren die Coronafallzahlen im Vergleich zu heute noch sehr niedrig. Die Brauchtumskommission in Hallwil hat es den Bärzeli überlassen, bis Ende Oktober über die Durchführung des Bärzelibrauchs zu entscheiden.
Diese haben sich schliesslich gegen eine Durchführung entschieden, weil der Brauch nicht im gewohnten Rahmen stattfinden könnte. Die Bärzeli überbringen in Hallwil jeweils am 2. Januar mit einer Umarmung ihre stachligen Neujahrsgrüsse.
Zu strenge Auflagen
Thomas Bucher, Mitglied der Hallwiler Brauchtumskommission, erklärt diesen Entscheid: «Der grosse Aufwand zur Vorbereitung der Kostüme steht in keinem Verhältnis zur Planungsunsicherheit in der Pandemiezeit.»
Ausserdem unterstünden begleitende Elemente des Brauchs wie die Festwirtschaft vergleichsweise strengen Auflagen, was mit hohem Aufwand verbunden wäre. Man denke an die Zertifikatspflicht in der Turnhalle Hallwil beim traditionellen Spaghettiplausch und die Abstandsregeln, die bei Bräuchen mit intensivem Körperkontakt wie dem Bärzeli schwer zu gewährleisten sind.
«Zudem hat die Gesundheit der Einwohner und Besucher unserer Bräuche auf jeden Fall Vorrang», so Bucher weiter. Zwei Ausfälle der Bräuche in Folge, im Speziellen des Bärzeli-Brauchs, hat es seit der Neueinführung des Brauchtumsjahrs 1949/1950 noch nie gegeben.
Inzwischen sind die Coronafallzahlen nicht nur höher, sondern auch stark im Steigen begriffen, sodass sich dieser Entscheid als richtig herausgestellt hat.
Viele Bräuche im Freien
Immerhin fallen im Gegensatz zum letzten Jahr nicht alle Mittwinterbräuche der Coronapandemie zum Opfer. So konnte das Chlausklöpfen in Hallwil am 5. Dezember durchgeführt werden, da der Anlass ohne Festwirtschaft in der Turnhalle ausschliesslich draussen stattfand.
Ebenfalls durchgeführt werden das Silväschter-Füür und das Silväschter-Trösche. Thomas Bucher erläutert: «Auch diese Bräuche finden gänzlich im Freien statt, sodass die Coronaregeln eingehalten werden können.»
Anders sah es beim traditionellen Chlausjagen aus, das normalerweise jeweils am Abend des zweiten Donnerstags im Dezember stattfindet.
Die Chlausgesellschaft besteht aus sechs 14- und 15-jährigen Burschen, wobei der älteste die Chlaushorde anführt. Lärmend ziehen sie von Haus zu Haus mit dem Ziel, von den Bewohnern einen Obolus zu erhalten. Thomas Bucher schildert die Situation: «Zwar sind die Chläuse fast die ganze Zeit im Freien. Da sie jedoch von Haus zu Haus ziehen, kommen sie mit den Leuten an der Haustür und auch draussen mit den Schaulustigen in Kontakt, was wiederum ein gewisses Risiko mit sich bringt.»
Auch der Brauch des «Wiehnechts-Chindli», bei dem eine Gruppe von sieben Mädchen mit Gesang an den beiden Weihnachtstagen von Haus zu Haus zieht, wurde für dieses Jahr angepasst. Coronabedingt wird das Lied nicht in den weihnachtlich geschmückten Stuben, sondern vor den Häusern gesungen.