Aargauer «Vierfrucht-Gümmeler» beehrten das Seetal
Egliswil: Die Aargauer Militärradfahrer waren unterwegs. Bei ihrer traditionellen, jährlichen Trainingsfahrt spielte heuer das Einzugsgebiet dieser Zeitung eine grosse Rolle. Auch eine 83-jährige Ikone spulte die 100 Kilometer ohne Übersetzung ab.
Besammlung morgens um 7.45 Uhr auf dem Parkplatz des Egliswiler Gemeindehauses, Kaffeehalt um 9.15 Uhr, Mittagessen um 12.15 Uhr beim Flugplatz Schupfart und Rückkehr im Seetal abends um 16 Uhr. Das Tagesprogramm liess keine Fragen offen.
Der 60-jährige Scherzer Walter Riedwyl, seit 17 Jahren Präsident der Aargauer Sektion des Militärsport-Verbands, gab die Direktive klar und militärisch unmissverständlich aus. Nicht vorgeschrieben war immerhin das Tragen des Kampfanzugs, man durfte im zivilen Trikot fahren. Damit hatte es sich aber auch schon mit strengen Regeln.
«Wir haben einen schönen Tag erlebt und die Kameradschaft genossen», rapportierte Riedwyl nach der 100 Kilometer langen Fahrt mit zwei Passübergängen. Genaue Zahlen zu den zurückgelegten Höhenmetern konnte Riedwyl nicht liefern: «Wir sind in etwa gleich viel rauf- wie runtergefahren.»
Eine lebende Legende
Vom Startort Egliswil ging es bei besten äusseren Bedingungen via Seon und Schafisheim Richtung Trimbach, dann über den 731 Meter hohen Hauenstein und von dort ins Fricktal zur Mittagsrast nach Schupfart. Auf dem Rückweg bezwang die 14er-Gruppe quasi zum Dessert noch den 569 Meter hohen Bözbergpass und fuhr über Wildegg wieder ins Seetal zurück.
Mit dabei war auch Pius Zimmermann. Der 83-jährige Fislisbacher ist eine lebende Militärradfahrer-Legende und geniesst bei seinen Kollegen längst Kult-Status.
Mit der zurückliegenden Trainingsfahrt ist die Saison erst so richtig lanciert worden. Nach einer kurzen Sommerpause geht es am Samstag, 15. August, mit einer Distanzfahrt weiter, gestartet wird dannzumal in Hendschiken. Tags darauf sorgen die Militärradfahrer für Spektakel im Hägglingen, wenn sie dort im Rahmenprogramm des Argovia Cups zum Radquer starten werden.
2003 war Schluss in der Armee
Während 110 Jahren gehörten die Radfahrertruppen offiziell zum Schweizer Militär. Im Rahmen einer Armeereform erfolgte im Jahr 2003 die Abschaffung dieser Truppengattung. Seither dienen die Räder nur noch als Transportmittel.
Das Ur-Militärrad wiegt knapp 25 Kilogramm und hat keine Übersetzung. Das aktuelle «Fahrrad 12» verfügt über acht Gänge, Scheibenbremsen und wiegt noch 17 Kilogramm. «Richtige Radfahrer sind ohne Übersetzung unterwegs», sagt Pius Zimmermann schmunzelnd.