1. August: Zwischen Feierfreude und Nachdenklichkeit

Sarmenstorf In diesem Jahr richteten Heuröpfel-Gugger und -Zunft gemeinsam mit der Gemeinde die Bundesfeier auf dem Zigi in Sarmenstorf aus. Die Heuröpfel-Kapelle sorgte für den musikalischen Rahmen. Festredner war Thomas Furrer – er regte mit seiner Ansprache auch zum Nachdenken an.

Im Festzelt auf dem idyllischen Aussichtspunkt herrschte beste Stimmung, bis auf den letzten Platz waren sämtliche Bänke besetzt. Zum offiziellen Teil liess sich Petrus sogar zu einigen Sonnenstrahlen an diesem doch etwas regnerischen 1. August hinreissen. Gemeindeammann Mäni Baur freute sich über die vielen Besuchenden, das zeige das rege Interesse an der Dorfgemeinschaft. Ein grosses Dankeschön gab es für die Organisatoren der Feier.

«Unseren Festredner Thomas Furrer muss ich wahrscheinlich nicht vorstellen», merkte der Gemeindeammann an, «schliesslich war er lange Sarmenstorfer Dorfarzt.» Furrer begab sich nach der Pensionierung vor zwei Jahren zusammen mit seiner Ehefrau Ruth zu einem sechsmonatigen humanitären Einsatz auf die Salomonen – eine Inselgruppe im Südpazifik.

Kulturschock und Erfahrungen

Anschaulich schilderte der Arzt, wie es war, die Arbeit in einem Spital in einem der ärmsten Länder der Welt aufzunehmen: «Als wir dort ankamen, mussten wir zuerst einen Kulturschock überwinden. Als wir nach sechs Monaten wieder zurück in die Schweiz kamen: Kulturschock zum Zweiten.» Zunächst galt es, sich mit der Konfrontation der Armut und deren Folgen auseinanderzusetzen. Nach der Rückkehr sei der Überfluss irritierend gewesen. «Wir sehen unsere Heimat heute mit anderen Augen, und dies ist es, was ich Ihnen heute Abend ein bisschen aufzeigen möchte», so Thomas Furrer.

Auf den Salomonen seien Armut, fehlende Bildung, mangelnde Infrastrukturen, Korruption und Perspektivlosigkeit die alltäglichen Probleme. Dazu der Arzt deutlich: «Vieles davon kennen wir hier kaum.» In Bezug auf Bildung berichtete er von der fehlenden Schulpflicht. Nur für diejenigen, die Schulgeld zahlen können, und wo die Infrastruktur es zulasse, sei Bildung möglich. Für viele Kinder bliebe der Schulbesuch nur ein Traum. «Wenn ich deshalb an die vielen Jugendlichen denke, denen man bei uns die Schule nur mit Mühe schmackhaft machen kann», resümierte Furrer, «erscheint einem diese Situation bei uns geradezu grotesk.» Insgesamt seien die erwähnten Probleme eng miteinander verwoben und schwer zu lösen. Auch in Europa und der Schweiz habe es vielerlei dieser Schwierigkeiten vor Jahrzehnten und Jahrhunderten gegeben. Der Doktor betonte: «Wir haben aber das meiste davon auf die Reihe gekriegt und dürfen uns heute glücklich schätzen, dies überwunden zu haben, und dürfen heute in Wohlstand leben.» Doch neben dem «Gutgehen» sei auch Zufriedenheit wichtig für ein Heimatgefühl. «Auf den Salomonen, in einem Land voller Entbehrungen, durften wir so viel Zufriedenheit, Glück, Liebenswürdigkeit und Dankbarkeit erleben und erfahren», führte er aus. Und so hätten er und seine Frau dort neben Freunden auch ein Stück Heimat gefunden. «Deshalb trage ich als stolzer Schweizer heute einmal die Salomonen-Flagge», erklärt Thomas Furrer mit einem Lächeln. «Und statt einer Krawatte einen typischen Schmuck aus Muschelgeld, den es nur auf unserer Insel Malaita gibt.» Es seien Geschenke als Zeichen der Zugehörigkeit. Mit diesem kleinen Anstoss zum Nachdenken wünschte er den Anwesenden einen schönen, gemeinsamen und zufriedenen Feiertag.

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