Trend-Food ist keine neue Erfindung
Möriken-Wildegg Die neue Ausstellung im Garten von Schloss Wildegg handelt von «Superstars im Gemüsegarten». Es zeigt sich, dass Trend-Food kein neuer Trend ist, so der «Globus Delicatessa»-Food-Scout Richard Kägi.

Normalerweise erwarte man von einem Museum ja das Gegenteil von Trends, also «eher die Pflege der Traditionen», so Museum-Aargau-Direktor Marco Castellaneta an der Vernissage der neuesten Ausstellung. Doch diesmal geht es um Ernährungsgeschichte. Und diese ist offensichtlich eine stetige Wiederholung von immer gleichen oder zumindest sehr ähnlichen Ess-Trends.
Im Garten von Schloss Wildegg wurde eine neue Ausstellung unter dem Titel «Superstars im Gemüsegarten» eröffnet. Das Team um Kuratorin Christine Wüest unterteilte den seit rund 300 Jahren bestehenden Garten in Viertel und thematisierte in jedem Quadranten die Essgeschichte eines Jahrhunderts.
Viermal «Super»
«Wie kann es sein, dass Pflanzen zu Trends werden, während andere vorübergehend vergessen werden?» Dieser Frage geht Wüest mit ihrer Ausstellung nach – im Hinterkopf immer der Grundsatz: «Wer entscheidet, was wir essen?»
Auf der Wildegg kann man dies mit «Super»-Kombinationen mit einem Augenzwinkern vermitteln. Unter «super-luxuriös» wird geschildert, wie im 18. Jahrhundert Adelshöfe Trends setzten, etwa Louis Quatorze mit seiner Vorliebe für Erbsen.
«Super-nahrhaft» zeigt, wie sich im 19. Jahrhundert die Kartoffel als Nahrungsmittel zur Bewältigung von Hungersnöten durchsetzte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war «super-natürlich», die Rohkost- und Vegetarismusbewegung, Trumpf und im 21. Jahrhundert zeigt die Ausstellung unter «super-trendy», dass Superfood nicht exotisch und teuer sein muss und durchaus aus dem eigenen Garten kommen darf. Als Beispiel gilt hier der lange Zeit verpönte Federkohl.
Kaum Neues
Richard Kägi, als Food-Scout von «Globus Delicatessa» stets auf der Suche nach künftigen Trends, hielt an der Vernissage fest, dass ausser der Molekularküche in den letzten Jahrzehnten nichts Neues auftauchte: Mediterrane Diät ist eine uralte Erfindung, süss-sauer kannten schon die Urgrossmütter, Regionalität gab es schon früher – damals «aus der Not geboren». Bei all dem Schlaraffenland in den heutigen Ladenregalen präsentiert sich der Einkaufszettel laut Kägi «zu 80 Prozent gleich wie vor 30 Jahren». Dies zeige: «Man muss nicht jedem ‹Furz› nachrennen.»