Schmökern in der Vergangenheit
Hunzenschwil Die Vernissage zum Buch «Ziegel für Vindonissa» bot interessante Einblicke in die Welt der römischen Ziegeleien und der Legionslager. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Im Rahmen einer Vernissage im Gemeindesaal Hunzenschwil wurde dieser Tage das neue Buch «Ziegel für Vindonissa» vorgestellt.
Urs Wiederkehr, Gemeindeammann Hunzenschwil, Kantonsarchäologe Thomas Doppler und Co-Präsidentin Gesellschaft Pro Vindonissa Sabine Deschler-Erb würdigten die grosse Arbeit von Simon Jeanloz, der sein Buch in einer spannenden Präsentation vorstellte. Im Anschluss wurde den zahlreichen Anwesenden – passend zum Thema – ein feiner römischer Apéro serviert.
Publikation über Ziegelproduktion
Der Ziegelstein – omnipräsent und doch unscheinbar, die wenigsten schenken ihm viel Beachtung.
Denkt man an Ziegelsteine, kommen einem als Erstes das Industriezeitalter und die harte Arbeit in Fabriken in den Sinn. «Der Ziegel ist einer der häufigsten Funde», weiss Kantonsarchäologe Thomas Doppler. «Er bekommt aber oft nicht die Aufmerksamkeit, die er verdient. Es ist toll, dass sich das mit Simon Jeanloz’ Publikation nun ändert», sagt er. Gemeindeammann Urs Wiederkehr ergänzte: «Ich freue mich sehr, dass wir das Buch dort feiern dürfen, wo es seinen Ursprung hat. Die Publikation beweist, dass Archäologie keine verstaubte Wissenschaft ist, sondern Geschichte attraktiv und lehrreich gestaltet werden kann.»
Bedeutender römischer Baustoff
Den Ziegel als Baustoff gibt es schon seit der Antike. Im römischen Reich hat die Bauweise mit Ziegelsteinen nochmals an Bedeutung gewonnen; um die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus wurden die Holzbauten der Vorgänger schrittweise durch Steingebäude mit Ziegeldächern ersetzt, da sie den Bau monumentaler Gebäude erlaubten.
Um diese Bauvorhanden zu stemmen, wurden grosse Ziegeleibetriebe eingerichtet – auch im Aargau: Einige Kilometer südwestlich des Legionslagers Vindonissa befanden sich in Hunzenschwil-Rupperswil einst grosse römische Ziegeleibetriebe. Um diese geht es in Jeanloz’ wissenschaftlicher Publikation. Gemäss dem Autor bot das heutige Hunzenschwil hervorragende Bedingungen: reiche Tonlagerstätten und die Nähe zur Aare, auf der man die Produkte bequem flussabwärts nach Vindonissa befördern konnte.
Wie war dieser Grossbetrieb organisiert? Was wurde dort alles hergestellt und wo liegen die Produktionsschwerpunkte? Welche Absichten standen hinter der schriftlichen Kennzeichnung der Ziegel und was erzählen die Stempel und Hand-/Wischmarken über die Produktionsabläufe? Mit diesen und weitere Fragen beschäftigt sich die kürzlich erschienene wissenschaftliche Publikation des jungen Autors, die eindrücklich beweist, dass die Ziegel die Aufmerksamkeit zu Recht verdienen.
Das Buch empfiehlt sich allen, die sich ein lebendiges Bild der Vergangenheit machen möchten, und bietet auch Laien spannende Einblicke in die Zeit vor rund 2000 Jahren. Das Buch ist online und im Buchhandel erhältlich.