Salzkorn Rückblick – fraulich!

Am Jahresende blickt man jeweils auf das verflossene Jahr zurück. Neben dem bekannten Schwerwiegenden stösst man dabei auch auf anderes, das nachdenklich macht.
Beispielsweise auf eine Pressefoto («Aargauer Zeitung» vom 30. November). Die Wahl einer Aargauerin als Präsidentin des Nationalrats hat mich beeindruckt, aber ein Detail hat stutzig gemacht. Die Neugewählte wird nicht nur von Politikern, sondern links und rechts auch von zwei Weibeln mit Dreispitz und Umhang flankiert. Genauer gesagt von zwei Damen, die unseren Kanton repräsentieren.
Da fuhr es mir durch den Kopf: Fühlen die sich in diesem männlichen Outfit wohl? Würden sie nicht ein fraulicheres, eher Stewardessen-Tenü, vorziehen? Längst haben sich viele Pfarrerinnen vom schwarzen Talar und weissen Bäffchen (einstige Pfarrer-Amtstracht) getrennt. Sie treten in dezenten Deux-pièces, Hosenanzügen oder in weinroter Robe (in Niederlenz) auf. Wie frisch wirken die Lenzburger Stadthostessen in Bluse, Schal und keckem Hut! Wo bleibt die Politikerin, die im Jubiläumsjahr des Frauenstimmrechts eine weiblichere Uniform der Weibelinnen beantragt?
Vielleicht liege ich falsch. Eine Pfarrerin der Region Lenzburg gestand mir einmal, sie hänge am schwarzen Umhang. Darunter liessen sich elegant ein paar überflüssige Pfunde verstecken.
Mit diesem Salzkorn verabschiede ich mich von den Lesern dieser Kolumne. Ich habe jahrelang – mit gewissem Genuss – über ein frei gewähltes Thema schreiben können, das mir am Herzen lag: Alltag, Feste, Kunst, Heimatschutz. Aufmerksame Leser gaben mir oft spontan, telefonisch oder per Mail ein Echo, was ich sehr geschätzt habe. Dafür bedanke ich mich bei allen herzlich.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich unbeschwerte Feiertage.
Helene Basler-Märchy, Niederlenz