Mit Feldstecher zur Feldlerche
Staufen Ausgerüstet mit einem Feldstecher führte die Biologin Flavia Geiger zu den Brutstätten der Feldlerchen im Staufnerfeld. Ein Besuch, der Freude macht, sensibilisiert, aber auch wehmütig stimmt.
Flavia Geiger liebt das Staufnerfeld. Die seit 2016 mit ihrer Familie in Schafisheim wohnhafte Biologin studierte in Holland. Ihre Doktorarbeit befasste sich mit der Frage, wo die Feldlerche in Holland im Winter ihre Nahrung sucht und wie viel Nahrung im Winter vorhanden ist. Nun kümmert sie sich, ohne ein Mandat zu besitzen, um die Feldlerche im Staufnerfeld.
Flavia Geiger umschreibt den Gesang der Feldlerche mit jubilierend. Keineswegs jubilierend zumute ist ihr, wenn es um den Artenbestand geht. Die Biologin kann dokumentieren, dass im Feld zwischen Staufen und Schafisheim noch maximal acht Brutpaare leben. «Mir bereiten die Störungen Sorgen, denen die Bodenbrüter ausgesetzt sind: Spaziergänger mit freilaufenden Hunden, Modellflugzeuge, Drohnen und die Bearbeitung der Äcker selber.» Hinzu kommt das mangelhafte Nahrungsangebot an Insekten.
Flüge als Schauspiel
Die Feldlerche ist Bodenbrüter und gilt ursprünglich als Steppenvogel. Sie will die Sicht in die Weite und die Übersicht bewahren. Das Nest wird am Boden versteckt angelegt, vorzugsweise in Bereichen mit einer 15 bis 25 Zentimeter hohen Vegetation und einer Bodenbedeckung von 20 bis 50 Prozent. Es besteht aus einer selbstgescharrten, bis 7 Zentimeter tiefen Mulde, die mit feinem pflanzlichem Material ausgekleidet wird.
Der Flug der Feldlerche ist unverwechselbar. Der Vogel klettert sprichwörtlich an seinem Lied empor. Dabei steigt er unentwegt trillernd im Spiralflug in Höhen zwischen 50 und 200 Meter, verharrt lange Zeit in der Luft und fliegt dann plötzlich wieder herab, das letzte Stück mit angelegten Flügeln. Ihren Gesang unterbricht sie dabei nicht. Kurz über dem Boden entfaltet sie ihre Flügel und fängt den Sturzflug ab. So scheint der Gesang direkt aus dem Himmel zu kommen. Flavia Geiger lädt ein, mit dem Feldstecher aufzubrechen, Geduld zu üben und die Flüge zu beobachten. Eine sitzende Feldlerche auf dem Boden zu entdecken, ist hingegen ein Glücksfall. Grund: Der Vogel ist ausserordentlich gut getarnt.
Beängstigender Rückgang
Die Bestände der Vogelarten, die im Kulturland brüten, sind in den letzten Jahrzehnten stark rückläufig. Flavia Geiger unternimmt alles, um das bescheidene Habitat der Feldlerche im Staufnerfeld zu schützen und zu retten. Sie klärt auf, informiert und sucht Gespräche mit den Landeigentümern. Um den massiven Rückgang der Artenvielfalt im Ackerland zu stoppen, müssten freilich auch die Bedingungen auf den Produktionsflächen markant verbessert werden.
Eine der Massnahmen besteht darin, in Weizenfeldern bei der Saat Streifen auszusparen, die von der Feldlerche als Landebahnen und Nistplätze genutzt werden. Schlechte Nachrichten kommen auch aus dem Seetal. Die Natur- und Umweltfachfrau Rosmarie Wehrli, Egliswil, konnte im Schlatt im Jahr 1998 noch 14 Bruten zählen und im Jahr 2002 sogar 23. Doch seit 2015 liess sich keine einzige Feldlerche mehr blicken. Und Hasen sucht man ebenfalls vergebens.