Militärmuseum Wildegg: Alles begann mit einem «Centurion»-Inserat

Möriken-Wildegg Im Militärmuseum Wildegg (MMW) kann ab dem 5. April wieder ein faszinierendes Stück Schweizer Armeegeschichte besichtigt werden.

Blick ins Militärmuseum Möriken-Wildegg.Foto: Romi Schmid

1990 wurde der Lenzburger Peter Fischer durch ein kleines Inserat darauf aufmerksam, dass ein ausgemusterter «Centurion»-Panzer der Schweizer Armee zu kaufen sei.

Seither sind über 100 weitere Militärfahrzeuge sowie eine Vielzahl von Ausrüstungsgegenständen der Schweizer Armee dazugekommen. Zu besichtigen sind sie als faszinierende Zeitzeugen eines Stücks Schweizer Armeegeschichte, Fokus 2. Weltkrieg bis zum Jahr 2000, im Militärmuseum Wildegg, das am 5. April in die neue Saison startet.

Vom Jeep bis zur Lenkrakete

Das Kürzel «MMW» ist vermutlich in keinem Reglement der abkürzungsfreudigen Schweizer Armee zu finden. Umgekehrt sind mehrere tausend Reglemente in der Einrichtung aufgelegt, für welche die drei Buchstaben stehen: Militär-Museum-Wildegg. Im Mittelpunkt der zum Verband der Museen der Schweiz (VMS) gehörenden Ausstellung stehen jedoch nicht Broschüren und Faltblätter, sondern über 100 militärische Fahrzeuge sowie – bis auf Tiger und FA/18 – alle relevanten Luftfahrzeuge der Schweizer Armee vom 2. Weltkrieg bis 2000 – attraktiv präsentiert und informativ dokumentiert in Grosshallen mit insgesamt 5500 Quadratmetern Fläche. Zu besichtigen sind sie am Samstag, 5. April, sowie an jedem ersten Samstag der Monate Mai bis Oktober (siehe Info-Kästchen).

Ein Besuch gleicht einer Zeitreise durch eine wichtige Ära der Schweizer Armee- und somit auch der Landesgeschichte. Die Panzer, Baumaschinen, Transport- und Luftfahrzeuge widerspiegeln einerseits die jeweilige Bedrohungslage (Kalter Krieg, Entspannungspolitik und so weiter) beziehungsweise den jeweils daraus resultierenden sicherheitspolitischen Zeitgeist. Aber auch eine spannende Epoche rasanter technischer Entwicklungen bei der Militärtechnologie, unter anderem von der handfesten Mechanik zum Siegeszug der Elektronik.

Erinnerungen und Erlebnisse

Besonders aktuell und politisch interessant: Einige Ausstellungsstücke zeigen, dass sich die Geschichte manchmal wiederholt – und in der Schweiz rüstungspolitische Geschichten, sprich Turbulenzen und Kontroversen, nichts Neues unter der Sonne sind (Stichworte Mirage-Skandal Mitte 60er-Jahre, Panzer-68-Affäre Ende 70er-Jahre oder die Kostenexplosion bei der Duro-Umrüstung vor zehn Jahren). Zu den Trouvaillen gehören auch über ein Dutzend Originalfahrzeuge der US-Armee aus der Zeit der D-Day-Invasion in der Normandie; darunter der später auch von der Schweizer Armee beschaffte legendäre Jeep. Neben einer militärhistorischen familiären Prägung, Vater Hans Fischer, Baumeister aus Lenzburg, leistete Aktivdienst, war für den Autotechnik-begeisterten Peter Fischer vor allem auch die «genial einfache» und «extrem belastbare» Mechanik ein Grund, D-Day-Fahrzeuge zu sammeln.

Eine Rarität aus diesem Sammlungssegment ist ein Original-Raupenkleinfahrzeuge das die Amerikaner nach dem Absturz einer US-Maschine 1946 am Gauligletscher im Zuge einer spektakulären Rettungsaktion in die Schweiz gebracht hatten. Die von Peter Fischer zusammengestellte und von einer Handvoll engagierter Kollegen betreute Sammlung bietet aber auch viel nostalgisches «Weisch-no?»-Potenzial. Insbesondere für die Grossväter-Generation, um Erlebnisse, Anekdoten oder Geschichten aus ihrer Militärzeit an die mehr oder weniger interessierten Nachkommen zu vermitteln. Wachgerufen werden diese Erinnerungen in den Hallen des Militärmuseums auch durch die militärtypische Geruchsmischung von kaltem Motorenöl, gefettetem Lederzeugs, lüftungsbedürftigem Uniformstoff und Käseschnitten.

Letztere stehen im Angebot der Bistrokantine, die Gelegenheit bietet, das Museumserlebnis kulinarisch nachzubearbeiten – oder die heurigen Neuzugänge zu diskutieren, zum Beispiel eine der ersten Armeebaumaschinen («Menzi Muck») oder das «Haflinger»-Kleinfahrzeug mit Abschussvorrichtung für die Panzerabwehrlenkrakete «Bantam».

Und wer sich ein Stück militärischer Zeitgeschichte mit nach Hause nehmen möchte, kann solche im Museumsshop erstehen. Die Angebotspalette reicht vom graugrünen Gummigurt über Feldflaschen bis hin zum Original-Fliegerkombi.(pbu)

Militärmuseum Wildegg (MMW)

Das Militärmuseum Wildegg (MMW) ist jeweils von April bis Oktober am ersten Samstag des Monats von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Erstmals in diesem Jahr am Samstag, 5. April. Der Eintritt für Erwachsene kostet 12 Franken, für Kinder (ab 10 Jahren), Lehrlinge, Militärpersonen in Uniform und Rentner 6 Franken. Auf Vereinbarung sind auch Führungen ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten möglich (für Gruppen ab 10 Personen 120 Franken; jede weitere Person plus 12 Franken.

Weitere Informationen:

www.militärmuseumwildegg.ch.

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