Kommt jetzt der Winter zurück?

Dintikon: In Dintikon fand am letzten Sonntag der traditionelle Eieraufleset statt. Bei schönstem und ziemlich warmem Frühlingswetter lieferten sich die beiden «Weissen» als Eieraufleser und Läufer auf dem Schulhausplatz einen im wahrsten Sinne des Wortes heissen Wettkampf.

Traditionelles Gruppenbild: Die «Weissen» Joel Riesen (links) und Andreas Schweizer, umgeben von ihren Kameraden. Fotos: Pia Weber

Traditionelles Gruppenbild: Die «Weissen» Joel Riesen (links) und Andreas Schweizer, umgeben von ihren Kameraden. Fotos: Pia Weber

Joel Riesen als Frühling: Er musste sich dem Winter geschlagen geben.

Joel Riesen als Frühling: Er musste sich dem Winter geschlagen geben.

Lustig: Fahrt im Scheesewage.

Lustig: Fahrt im Scheesewage.

Vor zahlreichem Publikum wurden zuerst die 101 Eier in einer Reihe auf Spreuhäufchen gelegt, immer im Abstand von einer Elle, das erste 5 Meter von Fangtuch und Spreukorb entfernt. Die Musikgesellschaft Dintikon sorgte mit rassigen Klängen für gute Stimmung und 20 Kostümierte hielten die Zuschauer mit Schweineblasen von der Eierstrecke fern. Mit einigen der Kostümierten konnten die Kinder eine Runde mitfahren auf ihren skurrilen Kinderwagen oder Velos.

Der als Läufer ausgeloste Andreas Schweizer begab sich nun auf den fünfeinhalb Kilometer langen Marsch nach Villmergen und zurück, inklusive Einkehren, begleitet und beaufsichtigt von zwei Radfahrern. Gleichzeitig warf Eieraufleser Joel Riesen das erste Ei in das Tuch. 27 weitere folgten, das 29. ging daneben. Nun musste er jeweils sechsmal vom ersten bis zum letzten Ei laufen, nahm dann sechs Eier und trug sie zum Spreukorb. Sind alle Eier im Korb, bevor der Läufer aus Villmergen zurück ist, geht ihm der Aufleser mit einem Stuhl entgegen und trägt ihn mit seinen Helfern zurück. Ist der Läufer schneller, hilft er dem Aufleser beim Einsammeln der restlichen Eier.

Das Ganze beginnt jeweils mit dem «Gageln» am ersten Samstag nach Ostern, wenn die 16- bis 20-jährigen jungen Männer von Haus zu Haus ziehen und mit dem unüberhörbaren «GaGaGa» Eier oder Geldspenden erbitten.

Brauch aus alemannischer Zeit

Das Brauchtum des Eierauflesens stammt offenbar aus alemannischer Zeit. Erste fotografische Dokumentationen stammen hier aus dem Jahr 1901. Es wird angenommen, dass es beim Wettkampf zwischen den beiden «Weissen» ursprünglich entweder um die Gunst eines Mädchens ging oder schon damals um den symbolischen Kampf zwischen dem Winter (Läufer) und dem Frühling (Eieraufleser). Das Schlagen mit den Schweineblasen auf den Boden könnte dabei das Vertreiben der bösen Wintergeister darstellen.

Der Anlass geht für die Teilnehmer mit dem Eierfrass am darauffolgenden Samstag zu Ende. Dann muss jeder in weiblicher Begleitung erscheinen oder eine Busse bezahlen. Der ganze Festbetrieb wird jeweils organisiert vom Verein «Freunde des Eierauflesens» unter der Regie von Präsident Kai Meier. Ansprechpartner für die kostümierten Teilnehmer ist Brauchtumspfleger Urs Gloor. Er ist jederzeit für sie da.

Der Winter war stärker

In diesem Jahr hat der Läufer den Wettkampf gewonnen. Ob nun der Winter zurückkommt? Das zu glauben, fällt diesmal besonders schwer, dieser Frühling musste sich ja hart durchkämpfen.

Bis 22 Uhr gab es Musik, Tanz und Festwirtschaft, es herrschte eine tolle Stimmung, eben Frühlingsstimmung. Nicht zu vergessen das Singen der Schnitzelbank nach dem Wettkampf, welche das Dorfgeschehen in gereimter Form humorvoll in Erinnerung rief.

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