Keine Zeit für einen Kaffee
Holderbank Stefan Riedel ist seit 11 Jahren als Brunnenmeister bei der Gemeinde tätig. Unter anderem gehört das Wasseruhrenablesen zu seinen Aufgaben.

Dienstagmorgen, 8 Uhr, Werkhof Brunnenmeister in Holderbank. Es ist neblig, kalt. Trotzdem macht sich Stefan Riedel auf, um die Wasseruhren abzulesen. Die Liegenschaften an der Von-Effinger-Strasse, am Kirchrain und im Täli stehen als Erstes an. «Man kennt mich inzwischen. Deshalb öffnen mir die meisten Bewohner gerne», sagt Riedel. Er drückt beim ersten Haus auf der Liste, in dem auch der Kinderhort untergebracht ist, auf die Klingel. «Hier erreiche ich immer jemanden, der mir den Zugang zur Wasseruhr ermöglicht», sagt Riedel.
Dies wird sich auf der weiteren Tour noch ändern. Dass nicht alle Bewohner morgens um 8 Uhr zu Hause sind, verstehe sich von selbst. «Entweder sind sie zur Arbeit, einkaufen gegangen oder schlafen noch», weiss Riedel aus Erfahrung. Natürlich gebe es auch Menschen, die «Fremde» einfach nicht gerne in ihr Heim lassen wollen. Das erlebe er bei den rund 420 Wasseruhren, die er während einer Woche abliest, immer wieder mal. Häufig sind die Zähler an einem Ort im Keller, der auch gerne als Abstellkammer genutzt wird.
Unordnung ist ihnen peinlich
Die Bewohner werden zwar vorgängig im «Holori» und über andere Medien informiert, dass der Wasserableser vorbeischaue. Trotzdem kommt es auf seiner Wochentour vor, dass er gebeten wird, doch am nächsten Tag nochmals vorbeizuschauen, weil den Bewohnern ihre Unordnung peinlich ist. «Das gibt ihnen ein wenig Luft, um aufzuräumen», sagt Riedel.
Auf seiner Ablesetour werde er auch immer wieder mal auf einen Kaffee eingeladen, was er dankend ablehnen müsse. «Ich würde sonst nie fertig», sagt er lachend. Bei allen, die er beim ersten Mal nicht antrifft, versucht es der Brunnenmeister ein zweites Mal. Wenn er keinen Erfolg hat, wird eine Karte eingeworfen, auf der man selber den Zählerstand eintragen kann. Auffallend sei, dass es von sparsamem bis happigem Wasserverbrauch querbeet alles gebe.
Vielfältige Aufgaben
Was sind eigentlich die Aufgaben eines Brunnenmeisters? «Als Brunnenmeister bin ich zuständig für den Betrieb der Wasserversorgung», sagt der 43-Jährige. Er sorgt dafür, dass Anlagen, Apparate und Einrichtungen nach anerkannten Regeln der Technik installiert sowie regelmässig überwacht und unterhalten werden. Zu seinen Aufgaben gehören auch das Warten von Hydranten und das Überwachen der Schutzzonen sowie Löschwasserreserven. «Bei Neu- und Umbauten von Liegenschaften prüfe ich die durch Privatfirmen erstellten Installationen. Und ich bin somit auch zuständig für die Wasserzählerablesungen. Die Daten leite ich an die Gemeindekanzlei weiter, wo sie als Grundlage für die Rechnungsstellung dienen», sagt Riedel. Es gebe inzwischen auch Zähler, die den aktuellen Stand per Funk melden, erklärt Riedel weiter. «Diese Installation ist teuer und kommt für die Gemeinde Holderbank im Moment nicht infrage.» Ihn stört das nicht, denn das Ablesen ist eine weitere Abwechslung in seinem Job. <i/>