Grosser Ansturm auf Bauernhof- Spielgruppe «Müüsliträff»
Dintikon Angetrieben vom Wunsch, das Kinderbetreuungsangebot auszubauen, hat das Familienzentrum Dintikon die neue Spielgruppe «Müüsliträff» ins Leben gerufen. Die Nachfrage ist enorm.
Lasst uns mal schauen, wo die Enten sind», sagt Fabienne Müller. Ihre Stimme klingt geheimnisvoll, weckt die Aufmerksamkeit der Kinder, die voller Vorfreude mit Bechern voller Birnenschnitze über den Hof stapfen. «Ein besonderer Leckerbissen für die Enten», weiss Ueli Meyer, Besitzer des Dorfmatthofs, der die Kinder gemeinsam mit Spielgruppenleiterin Müller zu den gefiederten Tieren begleitet.
Das grosse Füttern beginnt. Erst zögernd, dann mit zunehmend mehr Vertrauen reichen die Kinder den Enten den feinen Fruchtsnack. Fröhliches Gekicher, die Kinder sind zufrieden. Nebenan wälzen sich die Wollschweine friedlich im Dreck, aus dem Hühnerstall dringt Gegacker.
Alles idyllisch auf dem Dorfmatthof. Aber: «Es war ganze Arbeit», informiert Denise Labhart. Die 43-Jährige hat die Spielgruppe innert kürzester Zeit gemeinsam mit Stefan Ruf, Lorena Künzler und Fabienne Müller vom Verein Familienzentrum Dintikon aus dem Boden gestampft. Die berufstätige Mutter dreier Kinder im Spielgruppen-, Kindergarten- und Schulalter ist in mehreren Vereinen und Vorständen sowie in der Politik aktiv und dem Dorf sehr verbunden.
Angetrieben vom Wunsch, das Spielgruppen- und Kinderbetreuungsangebot im Dorf auszubauen, hat die Initiantin im Frühling die Bauernhofspielgruppe «Müüsliträff» ins Leben gerufen. «Ich kenne die Schwierigkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur zu gut, deshalb war die Spielgruppe eine Herzensangelegenheit. Eine Spielgruppe zu gründen und zu führen und den Bedürfnissen gerecht zu werden, ist in der heutigen Zeit nicht einfach. Dank unseren Sponsoren und allen weiteren Beteiligten konnten wir starten.»
Fast alle Plätze waren in kürzester Zeit ausgebucht, das Angebot wurde von ursprünglich geplanten zwei auf drei Vormittage erhöht. «Wir wurden positiv überrannt», sagt die diplomierte Wirtschaftsprüferin.
Bio-Landwirt stellt Hof zur Verfügung
Untergekommen ist die neue Spielgruppe auf dem Bio-Hof von Landwirt Ueli Meyer. Der 50-Jährige freut sich über den Neuzuwachs auf seinem Hof. Der Bio-Landwirt und Fachmann Behindertenbetreuung setzt sich seit vielen Jahren für sozial Benachteiligte ein, bietet Abgängern der Heilpädagogischen Schule die Möglichkeit, ein Praktikum oder eine Ausbildung auf seinem Hof zu absolvieren. Mit der Bauernhofspielgruppe ist noch mehr Leben auf dem Hof eingezogen. «Das ist grossartig», sagt Meyer gelassen und ergänzt: «Es ist ein grosses Miteinander. Fast ein bisschen wie in einer Grossfamilie.» Sozial unterstützende Angebote möchte er gerne weiter verwirklichen: Aktuell renoviert und baut er einen weiteren Raum im Erdgeschoss aus – hier soll im 2023 ein Mittagstisch für Kinder entstehen, zusätzlich soll der Raum auch als Eventküche und Ort der Begegnung genutzt werden.
Weder Kita noch Mittagstisch
In Dintikon gibt es aktuell zu wenige Angebote an Kinderbetreuung, meint Denise Labhart. Viele ortsansässige Kinder hätten keinen angemessenen Zugang zu Spielgruppen oder Kinderbetreuungseinrichtungen, so Labhart. Die Gemeinde hat weder einen Mittagstisch noch eine Tagesschule oder gar eine Kinderkrippe: Das Einfamilienhaus, in dem die «Teddybär – bärenstarke Kinderbetreuung AG» bis Mitte 2020 eine Krippe betrieb, steht bis heute verlassen da. Grund dafür: Mit Beginn der Pandemie nahm auch der Bedarf an Betreuungsplätzen ab. Nach dem Lockdown sei die Nachfrage gering geblieben, so teilt Nadine Feldmann-Hediger von der «Teddybär bärenstarke Kinderbetreuung AG» mit, deshalb sei der Standort vorübergehend geschlossen worden.
Nun soll bald wieder Leben einziehen: Wie die stellvertretende Geschäftsleiterin weiter mitteilt, wurde eine neue Betriebsbewilligung eingereicht. Pirmin Kohler, Gemeindeschreiber Dintikon, bestätigt: «Der Gemeinderat ist mit der Betreiberin im Austausch.» Die Wiederaufnahme des Kita-Angebots könnte sich für die Gemeinde durchaus lohnen: Doppelverdiener sind für Gemeinden als Steuerzahler attraktiv, deshalb ist das Angebot an Kinderbetreuung ein entscheidender Faktor bei der Wohnungssuche.
Unterstützung aus der Politik
Labhart ist mit dem Gemeinderat in Kontakt. Für sie ist klar: Ein flächendeckendes Angebot an Betreuungsplätzen sowie die Unterstützung aus der Politik sind wichtig, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.
Der Gemeinderat betont, dass Dintikon dem gesetzlichen Auftrag nach externer Kinderbetreuung seit Jahren nachkomme und die Angebote auch genutzt werden. Ebenfalls sei es dem Gemeinderat wichtig, dass alle bestehenden und künftigen Angebote gleich behandelt werden.
Aus diesem Grund sei geplant, das Reglement betreffend die Unterstützung der familienergänzenden Kinderbetreuung zu überarbeiten, so Kohler.