Geschichten in Mundart

Staufen Für sein Werk «De Henderländer – E ganz speziell gattig Lüt» wurde Edwin Felder mit dem zweiten Platz des Autobiographie-Awards ausgezeichnet.

Edwin Felder wünscht sich: «Dass ich weiter schreiben und sein darf und dass ich mein verrücktes, schönes Lebend kundtun darf.» Foto: zvg

Edwin Felder wünscht sich: «Dass ich weiter schreiben und sein darf und dass ich mein verrücktes, schönes Lebend kundtun darf.» Foto: zvg

Einsatz im Schweizer Restaurant der Weltausstellung 1985 in Japan: Edwin Felder (oben Mitte) mit seiner Servicebrigade. Foto: zvg

Einsatz im Schweizer Restaurant der Weltausstellung 1985 in Japan: Edwin Felder (oben Mitte) mit seiner Servicebrigade. Foto: zvg

Weit gereister Gastronom: Edwin Felder (links) erschien in japanischen Medien. Foto: zvg

Weit gereister Gastronom: Edwin Felder (links) erschien in japanischen Medien. Foto: zvg

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Und wenn einer wie Edwin Felder fast ein Vierteljahrhundert lang in der ganzen Welt herumgekommen ist, dann hat er sogar sehr viel zu berichten.

Vier Bücher hat der Staufner in den letzten fünf Jahren geschrieben und auf der Webseite www.meetmylife.ch veröffentlicht. Sein jüngstes Werk «De Henderländer – E ganz speziell gattig Lüt» wurde sogar mit dem zweiten Platz des Autobiographie-Awards ausgezeichnet. Dieser wurde von der oben genannten nicht kommerziellen Autobiographie-Plattform und dem Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich vergeben.

Ursprung war eine Facebookgruppe

Entstanden ist «De Henderländer» aus der Facebookgruppe «Du besch vo Willisou, wenn…», die Edwin Felder bewirtschaftet und auf der er Anekdoten und Geschichten aus der Luzerner Kleinstadt Willisau, wo er aufgewachsen ist, postet. Alle diese Informationen könne man eigentlich bündeln, dachte er sich eines Tages und verfasste «De Henderländer». Zu den historischen Ereignissen steuerte er auch eigene Erlebnisse aus Kindheit und Jugendjahren bei.

Auslöser, dass Edwin Felder überhaupt mit dem Schreiben anfing, waren gesundheitliche Turbulenzen, die der 73-Jährige für sich behalten möchte. Nur so viel: Es war bedrohlich und rüttelte ihn auf. Fragen wie «Wer bin ich?», «Wer weiss, wer ich bin?» und der Wunsch, etwas zu hinterlassen, traten auf und so verfasste er sein erstes Werk «La Plume – Die Blume»; Erzählungen aus der Zeit, als er und sein Bruder in einem Hotel in der Romandie arbeiteten. Besonders gerne schreibt Edwin Felder im Sommer, wenn er in seinem Garten in Staufen unter der grossen Tanne mit Blick auf das Schloss Lenzburg sitzen kann. Ein bis zwei Geschichten schafft er pro Tag. Doch wie jeder Autor kennt der «Pensionist und Schreiberling», wie er sich selbst nennt, auch Zeiten, in denen das Schreiben nicht so ring von der Hand geht. Es dann forcieren zu wollen, sei sinnlos, sagt er. Stattdessen mache er einfach etwas anderes, wie zum Beispiel Velo fahren oder in der Wohnung «umesurre».

Sprache bedeutet Heimat

Edwin Felder, der neben Deutsch auch Französisch, Englisch, Italienisch, Hebräisch und etwas Arabisch spricht, liebt Sprachen. Deshalb hat er mit «De Henderländer» erstmals ein Buch auf Schweizerdeutsch verfasst. «Mundart… Dini ureigeti Sproch, zeigt der, wär de besch, wohär de chonsch ond ergendeinisch au wohäre de wersch go. Si esch din Frönd, dini Muetmacheri ond Geliebti, bedüted Heimat ond get der Geborgeheit!» heisst es im Vorwort.

«De Hinterländer» als Podcast

Für die Leser, die nicht aus dem Luzerner Hinterland stammen, gibt es am Ende der Textsammlung ein hinterländisch–deutsches Wörterbuch. Nun soll «De Henderländer» auch als Podcast erscheinen. Dafür sucht Edwin Felder noch Sponsoren für die Finanzierung und Experten, die ihm das richtige «Sprechen» für ein solches Format beibringen. Zurzeit arbeitet er an seinem neuen Buch «Muttermilch», die ersten 200 Seiten hat er bereits geschafft. Darin will er sich kritisch mit seinem Handeln in der Vergangenheit auseinandersetzen. Ein weiteres Werk ist bereits in Planung, das sich mit dem Thema Endlichkeit befassen soll, allerdings unter einem positiven Aspekt. Schliesslich sei das Glas bei ihm stets halbvoll, betont Edwin Felder.

Wenn er gerade nicht schreibt, blättert der ehemalige Gastronom gerne in seiner Sammlung alter Kochbücher aus den Jahren 1790 bis 1932, denkt viel nach und übernimmt auch schon mal für Bekannte eine Hotelliquidation.

Auftritte und Lesungen von Edwin Felder

Vom 8. bis am 18. April wird Edwin Felder im Agrarmuseum Burgrain in Alberswil jeweils um 15 Uhr aus «De Henderländer» lesen. Zudem gibt es vom 1. bis am 3. Juli im Rahmen des Autobiographie-Festivals in Heiden eine Lesung mit allen Gewinnern des fünften Autobiographie-Awards und am 12. Juli wird Edwin Felder in der Reformierten Kirchgemeinde in Rupperswil einen Vortrag über sein bewegtes Leben halten. (dbl)

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