Friedliches Zusammenleben in der Zivilschutzanlage
Rupperswil Zu viele Flüchtlinge, zu wenig Platz: Weil die Zahl der Schutzsuchenden steigt, werden schweizweit immer mehr Notunterkünfte in Zivilschutzanlagen eingerichtet – auch in Rupperswil: Zehn Flüchtlinge kommen seit Mitte Dezember in der Zivilschutzanlage an der Gartenstrasse unter.
Die Lage im Asylbereich bleibt angespannt. Bund, Kantone und Gemeinden sind parallel zu den Folgen des Krieges in der Ukraine auch mit mehr neuen Asylgesuchen aus anderen Ländern konfrontiert. Die Unterkünfte des Bundes reichen aktuell nicht aus, um die Asylsuchenden aufzunehmen. Daher weist der Bund Geflüchtete schneller den Kantonen zu.
Der Kanton Aargau hat die Gemeinden im zweiten Halbjahr 2022 mit einem Verteilschlüssel dazu verpflichtet, zusätzliche Unterbringungsplätze für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. In Rupperswil sind das per 1. Januar 59 Personen, die in der Gemeinde untergebracht werden müssen. «Wir mussten sehr rasch mehr Unterbringungsmöglichkeiten für Asylsuchende respektive Schutzbedürftige bereitstellen. Dies generierte bei den Angestellten der Sozialen Dienste wie auch der Bauverwaltung zusätzlichen Aufwand. Nur dank dem grossen Einsatz der Mitarbeitenden und der guten Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen konnte dieser Effort geleistet werden», sagt Frau Gemeindeammann Mirjam Tinner. Um zusätzlichen Platz zur Verfügung zu stellen, wurde per Mitte Dezember die Zivilschutzanlage in der Gartenstrasse in Betrieb genommen; aktuell sind dort zehn Flüchtlinge – ausschliesslich Männer – untergebracht. Es gibt einen grosszügigen Schlafraum, einen Aufenthalts- und Wohnraum mit diversen Sitzmöglichkeiten sowie einen grossen Tisch mit vielen Stühlen. Darüber hinaus stehen genügend Toiletten, Duschen und Waschbecken zur Verfügung. Ebenfalls vorhanden ist ein im Vorfeld eingerichteter Internetzugang. Betrieben wird die Zivilschutzanlage von den Sozialen Diensten Rupperswil. «In Bezug auf die Betreuung haben wir bessere Erfahrungen gemacht als erwartet. Alles verläuft ruhig, ohne Zwischenfälle oder grössere Probleme», weiss Isabelle Hauri, Leiterin Soziale Dienste und Gemeindezweigstelle SVA.
Es sei von Anfang an klar gewesen, dass keine Familien und Kinder in der Zivilschutzanlage untergebracht werden sollen. «Es sollte eine reine Männer- oder Frauenunterkunft werden», so Hauri. Da der Kanton keine ukrainischen Flüchtlinge in der Anzahl der vorhandenen Plätze vermitteln konnte, lebt heute eine Gruppe mehrheitlich afghanischer Männer in der Zivilschutzanlage. «Alles funktioniert reibungslos. Die Männer kochen und unternehmen viel zusammen, sind interessiert an Deutschkursen und helfen sich gegenseitig», so Hauri.
Die Dauer der Nutzung der Zivilschutzanlage ist zurzeit offen. «Die Nutzung hängt von der Entwicklung des Ukraine-Konflikts und vom weiteren Zustrom an Flüchtlingen ab», sagt Hauri und ergänzt: «Wir hatten erst unsere Bedenken, die Zivilschutzanlage für Asylsuchende zu öffnen. Aber wir sind zufrieden. Es gab bisher keine Probleme und wir hoffen, dass es so bleibt.»