Fasziniert von der Raumfahrt und den Geschichten dahinter
Niederlenz Der ehemalige Journalist Guido Schwarz interessiert sich seit vielen Jahren für Raumfahrt und Weltraumforschung. Ende März hält er dazu in der Bibliothek Niederlenz ein Referat.
Herr Schwarz, Sie beschäftigen sich seit über 40 Jahren mit der Raumfahrt und dem Weltall. Ausserdem haben Sie eine grosse Sammlung von originalen Objekten, die Sie in Ausstellungen und an Events des Swiss Space Museums zeigen. Was fasziniert Sie an diesem Thema?
Guido Schwarz: Wer sich mit dem Weltall befasst, entdeckt nicht nur faszinierende Naturschauspiele und unglaubliche Schönheit, sondern stösst auf unzählige Fragen, die es zu beantworten gibt. Wie ist das All entstanden? Gibt es da draussen Leben? Ist der Mensch fähig, weiter als «nur» bis zum Mond zu reisen? Wissenschaft und Raumfahrt helfen uns dabei, diese Fragen mit ausgeklügelter Technik, neu entwickelten Methoden und unstillbarem Forschergeist zu beantworten. Ganz besonders faszinieren mich die Geschichten dahinter.
Das klingt spannend. Doch was hat das mit der Weltraumforschung der Schweiz zu tun?
Eine ganze Menge! Die Schweiz ist seit Jahrzehnten intensiv in die internationale Weltraumforschung involviert. Bei der ersten Apollo-Mondlandung zum Beispiel stammte das einzige nicht-amerikanische Experiment von der Universität Bern. Auch die Marsforschung kommt ohne Schweizer nicht aus. Mit der Raumsonde ExoMars kreist die Berner Stereokamera Cassis um den roten Planeten. Und schliesslich befindet sich das Weltraumteleskop Cheops – eine Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA unter Schweizer Leitung – seit 2019 im All und untersucht Planeten, die um weit entfernte Sterne kreisen, sogenannte Exoplaneten. Den allerersten Exoplaneten haben übrigens die Schweizer Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz 1995 entdeckt. Aber auch die Schweizer Industrie ist mit dem Bau von Raumsonden, Raketenteilen und Instrumenten massgeblich in die Raumfahrt involviert.
Und genau das verschlingt Millionen. Könnte man dieses Geld nicht besser hier auf der Erde einsetzen, statt es ins All zu schiessen?
Ich muss immer schmunzeln, wenn mir diese Frage gestellt wird. Zuerst ist zu bemerken, dass das Geld hier auf der Erde ausgegeben wird. Konkret: Es werden Löhne bezahlt. Die meisten Entwicklungen aus der Raumfahrt und der Weltraumforschung kommen uns allen zugute. Einerseits sind das die technischen Entwicklungen. Ohne Raumfahrt würden die Leute heute keinen miniaturisierten Computer mit sich herumtragen – ihr Handy. Auch Apps für Wetterprognosen oder Navigation würden nicht existieren. Dazu kommen Instrumente, die ursprünglich in der Raumfahrt Anwendung fanden und heute in der Weiterentwicklung zum Beispiel in der Medizin zur Diagnose von Tumoren verwendet werden können. Zudem haben wir dank Erdbeobachtungssatelliten eine Vielzahl von Daten über Umwelt und Wetter. Andererseits dient die Raumfahrt dazu, unser Wissen über das Universum zu erweitern.
2011 haben Sie das Swiss Space Museum gegründet. Was ist das Swiss Space Museum?
Das Swiss Space Museum ist eine Initiative, welche zum Ziel hat, die Themen Raumfahrt und Weltraumforschung einem breiteren Publikum näherzubringen und so Nachwuchs für Mint-Berufe zu inspirieren (Anmerkung der Redaktion: Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).
Wie können wir uns Ihre Sammlung zum Thema Raumfahrt und Weltraumforschung vorstellen?
Meine Sammlung umfasst rund 2000 Objekte. Dazu gehören zum Beispiel ein Raumanzug, Raketenteile, persönliche Gegenstände von Astronauten, Prototypen von Raumsondeninstrumenten, Manuals und Checklisten, Kleidungsstücke, Fotos, Bücher und vieles mehr. Das Swiss Space Museum besitzt zudem die Nachbauten einer Mercury-Raumkapsel und eines Apollo-Mondfähren-Cockpits.
Wie kommen Sie an diese Objekte?
Es gibt international verschiedene Plattformen, auf denen man solche Objekte kaufen kann. Dazu kommt ein grosses Kontaktnetz zu anderen Sammlern. Und schliesslich stammt ein erheblicher Anteil der Objekte aus Schenkungen von Universitäten und Privatpersonen.
Kann man das Swiss Space Museum besuchen?
Das Swiss Space Museum hat keine eigenen Räume, die besucht werden können. Wir realisieren jedoch Ausstellungen und Events. 2019 hatten wir zusammen mit dem Museum Burghalde in der Seifi Lenzburg eine Ausstellung. Dazu kommen Online-Veranstaltungen. Ende Mai werden wir an der Fantasy Basel eine neue Ausstellung präsentieren. Aktuell arbeiten wir an der Realisation einer virtuellen Ausstellung.
Referat «Aufbruch in die Unendlichkeit»
Vom 25. bis am 27. März findet unter dem Motto «Nach den Sternen greifen» das nationale BiblioWeekend statt. Guido Schwarz wird am Samstag, 26. März, in der Bibliothek Niederlenz das Referat «Aufbruch in die Unendlichkeit – faszinierende Geschichte und Geschichten aus Raumfahrt und Weltraumforschung» halten. Darin präsentiert er Fakten und Hintergrundwissen zu historischen Raumfahrtmissionen und zu aktuellen Ereignissen, welche sich im All draussen derzeit zutragen. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr, Türöffnung ist um 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 15 Franken für Erwachsene, 10 Franken für Kinder bis 16 Jahren. Anmeldungen nimmt die Bibliothek Niederlenz bis zum 24. März unter bibliothek@niederlenz.ch entgegen. (lba)
Zur Person
Guido Schwarz ist der Gründer des Swiss Space Museums. Er befasst sich seit seiner Jugend mit Raumfahrt und Weltraumforschung.
Seit bald 30 Jahren sammelt er originale Objekte. Im Lauf der Jahre hat er viele Weltraumforscher und Astronauten persönlich getroffen, so auch 9 der insgesamt 12 Menschen, die den Mond betreten haben. Guido Schwarz hat mehrere Ausstellungen zum Thema Raumfahrt realisiert.
Der ehemalige Journalist ist regelmässig als Experte in Radio und Fernsehen zu hören und zu sehen. Er lebt seit 2020 in Niederlenz. Weitere Informationen zum Swiss Space Museum gibt es unter www.swissspacemuseum.ch oder unter www.facebook.com/SwissSpaceMuseum. (lba)