Kostspielige Rückweisung und sofortiger Rücktritt
Brunegg Die Einwohnergemeindeversammlung vom Mittwoch, 21. Mai, war geprägt vom überraschenden Entscheid eines Traktandums und vom sofortigen Rücktritt von Gemeinderat Peter Schmid.

Langjährige Besuchende der jeweiligen Einwohnergemeindeversammlungen hatten es sofort bemerkt – ein Stuhl am Gemeinderatstisch blieb leer. Nach über 10 Jahren im Gemeinderat und über 40 Jahre im Dienst der Gemeinde gab Peter Schmid einen Tag vor der Versammlung seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Gemeindepräsidentin Beatrice Zandonella führte in dessen Namen gewichtige Argumente auf wie Desinteresse der Bevölkerung, fehlender Rückhalt, Kritik statt Mitwirkung, vergiftetes Klima im Dorf oder persönliche Angriffe, die zu seinem Entscheid führten.
Verkauf der Strassenparzelle zurückgewiesen
Das Traktandum 5 «Parzellierungsbegehren mit Handänderung» sorgte für viel Gesprächsstoff. Es ging um den Verkauf der Alten Mägenwilerstrasse als Teilparzelle, die in die Arbeitszone Lyri Unterbändli führt mit den zwei Parzellen 432 und 293 der Kies & Rohstoff AG Brugg. Das Unternehmen plant hier zwei Gewerbebauten für Dienstleister, Handwerker und Produktion.
Mit einem Verkauf der Strassenparzelle könnte die Bauherrschaft statt zwei auch nur einen Gebäudebau verwirklichen, der als Lärmschutz von der Autobahn und der SBB-Linie dienen würde, erklärte dazu Projektleiter Pascal Knecht. «Für unsere Gemeinde besteht kein zwingender Bedarf der Parzelle», erklärte Beatrice Zandonella, «aber der Preis von 169950 Franken ist mehr als ein sehr faires Angebot.» Durch den Verkauf entfällt auch der Unterhalt der Strasse, das Mitspracherecht in der Gestaltungsplanung bleibt aber bestehen und das Mitwirkungsrecht der Bevölkerung ist sichergestellt.
Ein Sprecher aus der Versammlung verlangte, die Gemeinde müsse als Eigentümerin der Strassenparzelle aktiv bleiben, indem eine zwei- bis dreiköpfige Kommission aus der Bevölkerung zusammen mit einem Fachmann eingesetzt werden soll: Damit sei eine bestmögliche Gestaltung des Gebietes durch die Einwohnergemeinde sichergestellt, so seine Meinung. Er stellte einen Rückweisungsantrag, der von den anwesenden 47 Stimmberechtigten mit 26 zu 9 Stimmen angenommen wurde.
«Der klare Entscheid wird akzeptiert, aber gebaut wird so oder so», meinte Daniel Knecht, Verwaltungsratspräsident der Kies & Rohstoff AG. «Wir bleiben im Boot beim Verfahren, jetzt aber kostenpflichtig», ergänzte Zandonella, «aber statt einen Gewinn von 170000 Franken zu erzielen, kostet uns diese Rückweisung nun rund 100000 Franken.»
Erfreuliche Jahresrechnung
Die weiteren Traktanden gingen diskussionslos durch. Die Jahresrechnung schliesst mit einem Rechnungsüberschuss von 252183 Franken gegenüber budgetierten rund 84000 Franken. Der Kredit für den Umbau der Liegenschaft Platanenweg 1 und 3 von 195000 Franken wurde ebenso angenommen wie das überarbeitete Bestattungs- und Friedhofreglement. Auch die Einbürgerung eines jungen Bewohners von Brunegg wurde mit Applaus vollzogen.
Nach rund einer Stunde gings zum Apéro und natürlich zu teils intensiven Gesprächen über die soeben abgeschlossene Gemeindeversammlung – einer sehr emotionalen, laut Beatrice Zandonella.