Dorfbrunnen neu entdecken
Zum sonntäglichen Museumstag hat sich das Team des Dorfmuseums Seon etwas Spezielles ausgedacht. Unter dem Motto «Spass mit Nass» lässt es die Bevölkerung mit einem Fotoparcours und einem Wettbewerb die Dorfbrunnen neu entdecken.

Der diesjährige Museumstag von Sonntag, 21. Mai, steht unter dem Motto «Mut zur Verantwortung». Die Museumskommission Seon nimmt dies zum Anlass, die Bedeutung der Dorfbrunnen in Erinnerung zu rufen. Früher waren sie unverzichtbar, heute werden sie zum Teil etwas vernachlässigt. Kaum jemand weiss, dass es in Seon gegenwärtig noch 75 Brunnen gibt oder gar, wo diese zu finden sind. Die Museumskommission hat deshalb einen Fotoparcours zusammengestellt und hofft, dass der damit verbundene Wettbewerb die Bevölkerung animiert, sich auf Brunnensuche zu begeben.
Näheres dazu findet sich im Brunnenplan, welcher der Einwohnerschaft Seons in der vergangenen Woche in die Briefkästen gelegt wurde und am Sonntag auch im Dorfmuseum erhältlich ist. Die Aufgabe besteht darin, den richtigen Brunnen dem jeweiligen Fotoausschnitt zuzuordnen.
Von Brunnen und Sodbrunnen
An Jugendfesten werden die Dorfbrunnen als Lebensquell herausgeputzt und bekränzt. In der Zeit zwischen den Festen jedoch führen sie ein Dornröschen-Dasein und werden kaum beachtet. Sie sind einfach da, und das scheint schon von jeher so gewesen zu sein.
Etwas geschätzter und beachtet waren sie indes vor dem Jahre 1900, als sie noch der Wasserversorgung dienten. Damals gab es in Seon 85 laufende und 29 Sodbrunnen für 258 Haushaltungen in 241 Häusern. Es floss also nicht jedem sein eigener Brunnen wie heute, wenn er bei sich zu Hause am Wasserhahn dreht, sondern mancher Brunnen hatte mehreren Familien zu dienen.
Die Wasserrechte an den Brunnen waren genau geregelt, ebenso das Eigentum an ihnen. Wasserträger waren meistens Frauen und Kinder, die jeweils einen Tagesvorrat an Wasser aus Kesseln ins Kupfer- oder Zinngefäss neben dem Herd leerten. Während man am Brunnen wartete, bis Eimer und Kessel gefüllt waren, liess man sich zu einem Schwatz herbei. Im vorderen Teil des Brunnens achtete man peinlichst auf Sauberkeit, denn hier wurde das Vieh getränkt; an der hinteren Brunnenkammer wusch man sich, rüsteten Hausmütter und Mädchen Gemüse und Kartoffeln oder schrubbten am Brett ihre Wäsche, um sie danach zu wässern und von der Sonne trocknen zu lassen.
Nebst den an die Oberfläche tretenden Quellbrunnen gab es mehrere Sodbrunnen. Sie reichten bis in eine Tiefe von 12 Metern und waren rund und ausgemauert. Ihr Wasser musste mit Winde, Seil und Eimer oder mittels einer Schwengelpumpe geschöpft werden.
Insgesamt treten westlich des Aabaches 80 Quellen zutage. Viele davon befinden sich im Gebiet des Gässlis, der Hertimatt und des Oberdorfs. Aus dem Mittelalter stammt daher der Dorfname: «Seon», auf Mundart auch «Seen» oder in alten Urkunden eben auch «bei den Seen». Mit diesen Seen waren die damals von den vielen Wasserquellen im Dorf gebildeten Tümpel, Weiherlein und Sumpfwiesen gemeint. (lba)