«Brunegg muss seine Eigenständigkeit bewahren»
Brunegg Es ist ein leidiges Phänomen: In Brunegg fehlen Kandidierende für den Gemeinderat. Und weil die Gemeinde seit mehr als einem Jahr immer noch führungslos ist, stellt sich Gemeinderätin Beatrice Zandonella am 9. Juni zur Wahl als Gemeindeammann.
Beatrice Zandonella ist seit zehn Jahren im Brunegger Gemeinderat. Kürzlich wurde die 64-Jährige pensioniert – ein guter Zeitpunkt, das Amt niederzulegen und das Leben zu geniessen.
Eigentlich – denn: Mangels Kandidaten für den Gemeinderat und das Amt des Gemeindeammanns kam für die Vizepräsidentin ein Rücktritt nicht mehr infrage. Auch, weil der neue Gemeinderat Emmanuel Jaggi aus beruflichen Gründen nach nur eineinhalb Jahren aus dem Dorf wegzog und somit überraschend aus dem Gremium ausschied. Im Gespräch spricht Beatrice Zandonella über ihre Kandidatur und verrät, was sie sich für die Zukunft wünscht.
Weshalb stellen Sie sich für das Amt als Ammann zur Verfügung – der Plan war, wie Ruth Imholz aus dem Gremium auszutreten?
Meine Demission war für Ende 2023 vorgesehen. Da wir mit Emmanuel Jaggi einen ungeplanten, beruflich bedingten Austritt per Ende Juli 2024 und noch einen Ende 2025 haben werden und es bisher trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen ist, einen Nachfolger zu finden, kam es für mich nicht in Frage, zu demissionieren.
Warum lässt sich niemand für die Aufgabe und das Amt begeistern?
Die einen stehen mitten in der Karriereplanung oder beruflich unter starkem Druck, die anderen haben Familie mit kleinen Kindern, mit der sie Zeit verbringen möchten. Das Interesse, sich in einem öffentlichen Amt zu engagieren, ist grundsätzlich bei den Jüngeren eher gering.
Welche Projekte wollen Sie als Gemeindeammann als Erstes anpacken?
Ganz oben auf meiner Pendenzenliste steht nach wie vor die Suche nach neuen Kandidaten und insbesondere nach jemandem, der mein Amt in Zukunft übernehmen will. Damit könnte die Gemeinde Brunegg weiterhin eigenständig bleiben. Ausserdem stehen verschiedene herausfordernde Aufgaben im Bereich Infrastruktur an. Und natürlich möchte ich genug Zeit haben, mich den kleinen und grossen Anliegen der Bevölkerung zu widmen.
Welche Herausforderungen stehen für Brunegg kurz- und langfristig an?
In erster Linie die Bewahrung der Eigenständigkeit von Brunegg, so lange es möglich ist. Weitere Herausforderungen sind der stetig wachsende Verkehr auf unseren dafür zum Teil gar nicht ausgelegten Strassen, die aktuelle und künftige Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen und vieles mehr. Es wird nicht langweilig!
Sie sind 2003 mit Ihrem Mann von Zürich nach Brunegg gezogen. Wie hat sich Brunegg in dieser Zeit verändert?
Vor rund 20 Jahren war Brunegg ein 436-Seelen-Dorf mit regem Dorf- und Vereinsleben. Inzwischen hat sich die Einwohnerzahl fast verdoppelt und längst kennt man nicht mehr jeden persönlich. Die Zahl der Vereine und deren Mitglieder ist geschrumpft. Das ist sehr schade, denn ein Dorf lebt nicht zuletzt durch dieses «Miteinander.»
Welchen Hobbys und Vorhaben wollen Sie neben Ihrem Amt nun, da Sie pensioniert sind, wieder mehr Zeit widmen?
Ich lese, so oft es die Zeit zulässt. Und jetzt, nach der Pensionierung, freue ich mich, als leidenschaftliche Köchin noch mehr und vor allem Neues auszuprobieren. Zudem habe ich ganz frisch einen Freiwilligen-Job beim Roten Kreuz angenommen, der mich ebenfalls beanspruchen wird.
Was wünschen Sie sich für Brunegg?
Ich hoffe, dass bald neue Gemeinderatskandidaten gefunden werden, damit Brunegg seine Eigenständigkeit behalten kann und nicht mangels fehlender Behördenmitglieder aufgeben muss.