«Borki» bodigt Baumriesen
Othmarsingen: Die dickste Rottanne im Forstrevier Lenzia musste gefällt werden, weil sie vom Borkenkäfer befallen war. Fünf Nachbarbäume sind ebenfalls betroffen. Sie erwartet das gleiche Schicksal.
Ein gutes Dutzend Schaulustige liess es sich nicht nehmen, der Fällung der dicksten Rottanne auf Othmarsinger Gebiet beizuwohnen. Unter ihnen auch Fritz Wirz, Präsident der Forst- und Ortsbürgerkommission Othmarsingen. «Wir werden uns ein paar Scheiben des Stamms sichern, als Andenken. Und damit die historische Rottanne nicht in Vergessenheit gerät, soll bei ihrem Baumstrunk eine Art Gedenkstätte entstehen», sagt Wirz.
Zudem könne man sich vorstellen, die Krone als Kletterbaum beim Römerstein zu platzieren. Das Ereignis werde auch gefilmt und Sequenzen davon in den bestehenden Film über die Waldbewirtschaftung und das Naherholungsgebiet integriert, betont Wirz. Wie alt die Fichte ist, die 44 Meter hoch sowie einen Umfang von 5 Meter 40 und einen Durchmesser von 1 Meter 60 aufweist, wird sich nach der Fällung zeigen.
«20 Zentimeter Abweichung»
In der Zwischenzeit haben sich die Forstwarte Beat Ineichen und Roger Studer sowie der Lernende Silas Sommer bereit gemacht. Die Tanne wird mit einem Seil versehen, das am Forsttraktor befestigt und in Fallrichtung gespannt wird. Dann macht sich Ineichen daran, beim Stamm die letzten Spickel herauszufräsen, bevor es der Tanne endgültig an den Kragen geht. Sie fällt so, wie sie fallen soll.
Nur einer ist nicht ganz zufrieden. «20 Zentimeter Abweichung», sagt Ineichen, der Perfektionist. Vor 46 Jahren hat er seine Ausbildung zum Forstwart begonnen und ist diesem Beruf bis heute treu geblieben. Deshalb sei es nur recht, dass ihm die Ehre zuteilwerde, den Baum zu fällen, sagt Matthias Ott, Stadtoberförster. Und – nach der Fällung zeigt sich, die Rottanne ist 150 Jahren alt. Noch vor wenigen Wochen sei es dem Baumriesen, der im Waldstück der Ortsbürgergemeinde Othmarsingen steht, gut gegangen, erinnert sich Ott. «Doch vor ein paar Tagen haben wir bemerkt, dass die Fichte ihre Nadeln verliert», sagt er. Ein untrügliches Zeichen, dass ein Borkenkäferbefall vorliegt. Will man ein Ausbreiten auf weitere Fichten verhindern, muss schnell gehandelt werden.
«Sobald aus den Larven Käfer werden, schwärmen diese aus und lassen sich auf Nachbarbäumen nieder, was leider passiert ist», bedauert der Stadtoberförster. Mindestens fünf weitere Rottannen haben die Schädlinge bereits befallen. Auch diese Bäume müssen in den nächsten Tagen gefällt werden.
Viel Arbeit – kein Ertrag
Die geschlagenen Bäume werden geschält, die Rinde verbrannt und die Stämme im Boll gelagert. Einem Waldgebiet, in dem es praktisch keine Rottannen mehr gibt und der Borkenkäfer nicht weiteres Unheil anrichten kann. Im Herbst werden die Stämme dann zu Schnitzeln verarbeitet. «Verkaufen lässt sich solches Holz schwer – leider ein defizitäres Geschäft», betont Ott.