«Bin gerne ein Dienstleister»

Dintikon Ruedi Würgler tritt nach 16 Jahren im Gemeinderat für die neue Amtsperiode nicht mehr an. An schönen und lehrreichen Erfahrungen aus seiner Amtszeit kann er einiges mitnehmen.

Anlässlich des Regionalturnfests von einem Dintiker aus heimischem Holz gefertigt worden: Ruedi Würgler vor dem Brunnen, der nun den Platz vor dem Gemeindehaus aufwertet. Foto: Carolin Frei
Anlässlich des Regionalturnfests von einem Dintiker aus heimischem Holz gefertigt worden: Ruedi Würgler vor dem Brunnen, der nun den Platz vor dem Gemeindehaus aufwertet. Foto: Carolin Frei

Der Zeitpunkt, sein Amt als Gemeindeammann zu übergeben, passe nun perfekt. «Es herrscht gute Stimmung im Gremium beziehungsweise in der Gemeinde und mir hat die Arbeit bis zum Schluss Freude gemacht. Mir war wichtig, mit einem lachenden und einem tränenden Auge gehen zu können», sagt Ruedi Würgler. Das kann er nun, auch wenn er nicht mehr dazu kommt, die Unterschrift unter die bereinigte BNO setzen zu dürfen. Ebenfalls offen, aber aufgegleist ist die Sanierung der Bergstrasse. Auch beim Dauerthema Bünztalsanierung und bei der Unterführung sei man nun einen Schritt weitergekommen – vom Tisch ist es noch nicht.

Allerdings gibt es auch viele Projekte, die während seiner Amtszeit abschliessend umgesetzt werden konnten. Unter anderem die wohl grösste Veränderung während seiner Laufbahn – die Überbauung Föhrenweg, die vor zehn Jahren realisiert wurde. «Mit einem Schlag kamen fast 600 Neuzuzüger zu der bestehenden Einwohnerzahl von knapp 1400 dazu.

«Die Infrastruktur musste erweitert und unter anderem ein neues Schulhaus gebaut werden. Doch die Integration ins Dorfleben und seine Kultur mit Eierauflesen, Chlausklöpfe und anderem mehr ist recht gut gelungen», zieht Würgler Bilanz. Es habe zwar den einen oder anderen darunter, der sich zwar ein Landleben gewünscht habe, dann aber erstaunt war, dass das Postauto nicht vor der Haustüre hält, sagt er schmunzelnd.

Sein Steckenpferd – Fachliteratur

Eine Herausforderung für den scheidenden Ammann war zudem, dass er während des Lockdowns Massnahmen von ganz oben umsetzen musste, zu denen er nicht stehen konnte. Auch mit den aktuellen Bestimmungen hat er Mühe. «Die Geschichte lehrt uns, dass zu viel Macht bei der Exekutive eher ungesund ist», betont der leidenschaftliche Leser von Geschichtsbüchern sowie medizinischen und juristischen Fachartikeln.

Was war 2006 eigentlich die Motivation, sich zur Wahl für den Gemeinderat aufstellen zu lassen? «Die Hauptmotivation für mich war die Möglichkeit, Neues zu lernen, in und mit einem Team die Geschicke lenken zu können – ohne dabei Machtgelüste zu haben», betont Würgler. Ziel sei ja, die Gemeinde vorwärtszubringen, ohne den dörflichen Charakter von Dintikon zu verlieren. «Ich bin durch und durch Dienstleister. Bedürfnisse erkennen und sie befriedigen können, das schätze ich sehr», sagt er. Diese Haltung dürfte wohl dafür verantwortlich sein, dass er im Dorf augenzwinkernd «Stadtätti» genannt wird. Denn auch zum lokalen Gewerbe und zu den Vereinen wird seitens Gemeinderat ein guter Kontakt gepflegt, was das allgemein gute Einvernehmen im Dorf zusätzlich untermauere.

Ruedi Würgler ist in Menziken aufgewachsen und hat, nach einem kurzen Abstecher in die Kantonsschule, eine KV-Lehre in Aarau absolviert. «Die Kanti war zu einengend für einen liberalen Menschen wie mich.» Noch heute ist er im kaufmännischen Sektor, als Versicherungsexperte und als Geschäftsstellenleiter des aargauischen Maler- und Gipserverbands, beratend tätig. «Auch hier bin ich ein Dienstleister für Gewerbetreibende – von A bis Z.

Und: Wann immer möglich, gönnt er sich einen Abstecher nach Italien. Nicht nur aus kulinarischen Gründen, sondern auch aus geschichtlichen.

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