Bier zum Löffeln und Schlecken

Ammerswil Sein Bier ist wirklich eiskalt: Claudio Riva von der Glace-Manufaktur Riva in Ammerswil hat gemeinsam mit der Neuenhofer Brauerei Chen Van Loon eine Bier-Glace entwickelt. Das Ergebnis ist malzig, überraschend – und beweist: Glace und Bier sind ein ziemlich gutes Team.

Eiskalt schmeckts am besten: Glace-Kréateur Claudio Riva (links) mit Bierbrauer Jan Van Loon.Foto: Romi Schmid

Der Asphalt brennt, die Sonne steht hoch am Himmel, die Luft flirrt. Es ist ein Samstagnachmittag wie aus dem Bilderbuch – und der perfekte Moment für eine Glace. Am vergangenen Wochenende lud Claudio Riva in Ammerswil zur Degustation seiner neusten Glace-Kreation in Ammerswil ein: Eine Bier-Glace. Die Kombination klingt auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig – doch sie funktioniert. Überraschend gut sogar. Gemeinsam mit Bierbrauer Jan Van Loon von der Brauerei Chen Van Loon aus Neuenhof hat Claudio Riva zwei Sorten entwickelt, die an diesem Nachmittag Premiere feiern. Das «Vigneron Sorbetto» ist hell, fast durchsichtig, mit einer feinen, weinigen Frische – wie ein kühler Weisswein im Glace-Kleid. Das «Black Ale», das zweite Produkt dieser besonderen Zusammenarbeit, ist das genaue Gegenteil: dunkel, cremig, malzig – ein Hauch von Kaffee, vielleicht auch Schokolade, bleibt nach dem ersten Löffel auf der Zunge zurück.

Experiment mit Geschmack

Die Gäste reagieren unterschiedlich – und genau das ist das Spannende. Manche verziehen überrascht das Gesicht, andere nicken anerkennend, einige holen sich gleich einen zweiten Löffel. Gespräche entstehen. Über Geschmack. Über Mut. Über das, was Glace sein kann. Die Stimmung ist locker, fast familiär. Die Hitze schweisst zusammen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

Dass Claudio Riva solche Experimente wagt, überrascht nicht. Seine Leidenschaft für Glace begann früh, noch während der Ausbildung zum Bäcker-Konditor. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm sein damaliger Lehrmeister – und dessen selbst gemachtes Eis. «Diese Glace hatte eine Klarheit, die ich nie vergessen habe», sagt Riva. Sie wurde zum Massstab für das, was er später selbst entwickeln wollte: ehrliche Glace. Handgemacht. Ohne Abkürzungen.

Die ersten Versuche startete er Jahre später – mit drei verschiedenen Vanillesorten. Familie und Freundeskreis dienten als erste Testesser. Und sie waren begeistert. Es folgte eine Phase des Experimentierens: Fachbücher, Rezepte, Gespräche mit Fachpersonen. Es war kein schneller Weg, sondern einer, der von Beharrlichkeit, Geduld und dem Wunsch nach handwerklicher Tiefe geprägt war.

Heute trägt die Glace seinen Namen: Riva – früher als Balu bekannt. Der Namenswechsel ist kein Bruch, sondern eine bewusste Entscheidung. «Wenn man schon einen italienischen Namen hat, muss man ihn doch auch nutzen, besonders bei einem italienischen Produkt», schmunzelt Riva. Und tatsächlich: Der neue Markenauftritt wirkt klarer, aufgeräumter. Die Glace aber ist geblieben, was sie immer war: Ausdruck einer Haltung.

Die Firma heisst Riva Manufaktur & mehr. Und dieses «mehr» ist wörtlich zu nehmen: Nebst Glace entstehen in der kleinen Manufaktur zahlreiche weitere Köstlichkeiten. Denn was beim Glace-Machen übrig bleibt – etwa Eiweiss vom verwendeten Eigelb – wird nicht einfach entsorgt, sondern weiterverarbeitet. Zum Beispiel zu luftig-leichten Meringues, die genauso mit Sorgfalt und Liebe zum Detail entstehen wie die Glace selbst.

Bei Riva wird jede Sorte von Grund auf selbst entwickelt. Es gibt kein Basisrezept, das einfach variiert wird. Keine Fertigmischung, kein Aromastoff, kein Farbsirup. Stattdessen entstehen Sorten mit Charakter: Quitte-Schokolade , Aprikose-Lavendel oder – wie an diesem Samstag – Glace mit Bier. «Wir möchten zeigen, wie vielfältig Glace sein kann», sagt Riva. Die Zutaten stammen, wo immer möglich, aus der Region und aus Bio-Qualität. Neu arbeitet Riva etwa mit der zafhac AG aus Schafisheim zusammen – einem kleinen Betrieb mit Fokus auf hochwertige Gewürze. Es sind bewusste Entscheidungen – ökologisch, kulinarisch, menschlich.

Auch am Lenzburger Wochenmarkt

Dass seine Glace ankommt, zeigen die Verkaufsstellen: Inzwischen ist sie nicht nur im Verkaufsladen in Ammerswil erhältlich, sondern auch an mehreren charmanten Orten in der Region – und darüber hinaus. Und: Jeden Freitag bei schönem Wetter auch auf dem Lenzburger Wochenmarkt.

Die letzten Becher sind ausgelöffelt, das Bier getrunken. Fazit: Die Degustation an diesem Samstagnachmittag war keine Massenveranstaltung. Kein Marketing-Event mit grossem Tamtam. Sondern ein ruhiger, persönlicher Nachmittag, der zeigt, wie viel Potenzial in einem kleinen Becher Glace stecken kann.

Zwischen Löffeln, Lachen und leichten Gesprächen wurde deutlich: Diese Glace will nicht laut sein. Sie will überzeugen. Mit Qualität. Mit Handwerk. Mit Ideen. Und vielleicht auch mit Bier.

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