Aus Alt mach Wow – Upcycling, das begeistert

Niederlenz Aus Bademänteln werden Poufs, aus Krawatten Handtaschen – und aus alten Jeans neue Lieblingsstücke. Am Samstag, 29. März, lädt der 380grad-Laden/Atelier zur grossen Upcycling-Vernissage: Rund 500 Unikate zeigen, wie ausgediente Kleider ein zweites Leben bekommen – kreativ, stilvoll und überraschend alltagstauglich.

Kreatives Upcycling: Aus Masken wurden Girlanden, aus Krawatten Taschen und aus Bettlaken Sonnenhüte.Foto: Romi Schmid

Kreatives Upcycling: Aus Masken wurden Girlanden, aus Krawatten Taschen und aus Bettlaken Sonnenhüte.Foto: Romi Schmid

Freuen sich auf die bevorstehende Vernissage: Initiantinnen Maya Pfister (links) und Theres Ackle.Foto: Romi Schmid

Freuen sich auf die bevorstehende Vernissage: Initiantinnen Maya Pfister (links) und Theres Ackle.Foto: Romi Schmid

Was tun mit Kleidern, die zu schade zum Wegwerfen sind, aber niemand mehr tragen will? Im 380grad-Laden/Atelier auf dem Hetex-Areal in Niederlenz hat man darauf eine kreative Antwort gefunden: Upcycling.

Sechs Monate lang haben zwölf Frauen im Alter von 15 bis 80 Jahren jeweils montagabends aus alten Textilien neue Lieblingsstücke geschaffen. Ende März endet das Projekt mit einer Vernissage – doch der kreative Funke brennt weiter.

Vom Stoffberg zur Schatzkiste

«Wir bekommen so viele Kleider gespendet – viel zu viele, um sie alle zu verkaufen», erzählt Maya Pfister, eine der Initiantinnen. «Da entstand die Idee, etwas anderes daraus zu machen.» Der monatliche Upcycling-Treff im 380grad-Laden war bereits beliebt, doch dieses Mal sollte es ein zusammenhängendes Projekt sein: zwölf Teilnehmerinnen, ein halbes Jahr Zeit, freies Arbeiten mit Stoff, Faden, Nähmaschine und einige Sponsoren.

Die Idee zündete: Ein Info-Abend im Herbst lockte unerwartet viele Interessierte an. «Wir waren baff», erinnert sich Mitinitiantin Theres Ackle. Die Werbung – Flyer, Mundpropaganda, sogar im Regionalbus – und ein Film über Fast Fashion taten ihr Übriges.

Wegwerfmode den Kampf ansagen

Fast Fashion – für die Projektleiterinnen ein rotes Tuch. «Die Produktionsbedingungen, die Kurzlebigkeit, das fehlende Bewusstsein – es ist erschreckend», so Ackle. «Wir wollen zeigen, dass man Kleidung schätzen kann – und dass etwas Neues entstehen darf, ohne Neues zu produzieren.»

Tatsächlich ist das Textilproblem greifbar: Brockenhäuser müssen regelmässig Annahmestopps verhängen. «Wir auch», sagt Pfister. Upcycling sei da ein sinnvoller Weg: «Es ist so viel da – warum nicht daraus etwas machen?»

Jeans, Krawatten und Barbie­kleider

Die Werkstücke, die in den letzten Monaten entstanden sind, zeigen, wie vielfältig die Ergebnisse sein können: Taschen aus Krawatten, Sonnenhüte aus Jeans, ein Jass-Set, Jacken, Gilets, Handschuhe, Türstopper und sogar Barbiekleider. Besonders herausfordernd: synthetische Stoffe wie Nylon – «daraus kann man nichts Hochwertiges machen», meint Pfister.

Als besonders geeignet haben sich hingegen Jeansstoffe, Baumwolle und alte Wollpullis erwiesen. Jeans ist robust, langlebig und hat durch unterschiedliche Waschungen oder Abnutzungsspuren oft schon von sich aus Charakter – ideal für Taschen, Hüte oder Verstärkungen. Baumwolle lässt sich gut verarbeiten, fusselt nicht, ist angenehm auf der Haut und vielseitig einsetzbar – etwa für Innenfutter, Kleider oder Accessoires. Und alte Wollpullis, einmal gewaschen und leicht verfilzt, bekommen eine ganz neue Haptik: weich, warm, aber gleichzeitig formstabil. Aus ihnen wurden wärmende Handschuhe, Kinderkleidung oder dekorative Kissenbezüge.

An der Vernissage vom 29. März wird jedes der rund 300 entstandenen Stücke ausgestellt – darunter auch jeweils ein «Herzstück» jeder Teilnehmerin, mit Vorher-Nachher-Bild. Der Verkauf soll zeigen: Nachhaltigkeit kann stylish, kreativ und alltagstauglich sein. Die Preise wurden so kalkuliert, dass die Stücke gekauft werden – Material, Aufwand und Einzigartigkeit inklusive.

Der Anfang ist gemacht

Auch wenn das Projekt mit der Vernissage am Samstag zu Ende geht: Viele der Teilnehmerinnen wollen weitermachen. «Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, ab April ein neues Format anzubieten», erklärt Ackle. Wer Lust hat, frei und kreativ zu wirken und zu gestalten, hat jeweils montags ab 7. April im 380grad-Laden/Atelier die Möglichkeit, selbstständig an eigenen Projekten zu arbeiten – mit Zugang zu Nähmaschinen, Material aus Secondhandbeständen und einer unterstützenden Atmosphäre. Das 10er-Abo kostet 150 Franken, einzelne Abende 20 Franken. Die entstandenen Stücke können mitgenommen oder – wenn gewünscht – über den Laden verkauft werden. Neue Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind willkommen. Wer Freude am Nähen, Experimentieren oder einfach am gemeinsamen Tun hat, ist genau richtig. «Alles kann, nichts muss» lautet das Motto.

Vernissage: Projekt Upcycling Secondhandkleider: Samstag, 29. März, 14 bis 18 Uhr, Hetex-Areal Niederlenz, Haus 2. Mehr unter www.380grad.ch.

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