Ab ins kalte Nass
Möriken-Wildegg Während der kalten Jahreszeit trifft sich eine Gruppe einmal wöchentlich am Wildegger Aare-Ufer, um ein Bad im kalten Wasser zu nehmen. Wer die Kälte nicht scheut, ist in der munteren Truppe herzlich willkommen.
Für die einen ist es Erfrischung pur, andere wollen nicht einmal die kleine Zehe ins eisige Kalt halten. Doch der Trend zeigt klar: Winterschwimmen hat Hochkonjunktur, immer mehr Leute wagen den Sprung ins kalte Wasser.
Dies aus guten Gründen: Es soll positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Der Körper schüttet beim Kälteschock Dopamin aus, welches eine euphorisierende Wirkung auf den menschlichen Körper hat. Bereits ein zweiminütiges Kältebad kann einem Glücksgefühle für den ganzen Tag bescheren. Zudem wird dem Winterschwimmen auch nachgesagt, dass es das Immunsystem stärkt. Dies ist jedoch wissenschaftlich nicht bewiesen.
Gut fürs Immunsystem
Auch in Möriken-Wildegg trifft sich eine kleine Gruppe regelmässig zum Winterschwimmen am Aare-Ufer.
Eva Zurlinden hat die Gruppe vor rund zwei Jahren ins Leben gerufen. «Ich war nach Corona immer wieder erkältet und hatte Hüftschmerzen. Ich hatte von den Vorteilen des Winterschwimmens immer wieder mal gelesen und auf den Sozialen Medien einen Aufruf gestartet, um es auszuprobieren. Die Schmerzen und das ständige Erkältetsein haben sich bereits nach einem Monat verabschiedet», erinnert sie sich.
Geblieben sind aber die Frauen, die fortan gemeinsam in der Kälte baden gehen. Weil es auf dem Areal keine Umkleidekabinen gibt, kommen die Schwimmerinnen bereits in Badekleidern daher und gehen dann gemeinsam für einige Minuten ins kühle Nass. Eine Mindesttemperatur, bei der sie nicht ins Wasser gehen, gebe es nicht, erklärt Eva Zurlinden mit einem Augenzwinkern.
Das gemeinsame Erlebnis zählt
Eva Zurlinden legt ihr Handtuch griffbereit auf den Boden, daneben Jacke, Schal und die restlichen Kleidungsstücke. Die anderen Frauen tun es ihr gleich, und gemeinsam machen sie sich auf den Weg ins Wasser.
Immer tiefer hinein, bis es ihnen bis zum Hals reicht. Die erste Minute ist die schwierigste, dann wird es besser. Nach rund fünf Minuten geht es wieder an Land – die Anzahl Minuten sollte nie grösser sein als die Grad, die das Wasser hat – die Haut ist gerötet und taub vor Kälte. Aber: «Der Körper fühlt sich leicht und gestärkt an», so Eva Zurlinden.
Wer sich zu den wackeren Winterschwimmern gesellen möchte, darf dies gerne tun – «wir freuen uns, wenn sich unsere Gruppe noch vergrössert», so die Initiantin. Gebadet wird nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer, denn das Baden in der Gruppe tut nicht nur im Winter gut, sondern das ganze Jahr über. «Es geht uns darum, einen Moment in die Natur einzutauchen, aufzutanken und gestärkt in den Alltag zurückzukehren», erklärt sie. Beim Schnupperschwimmen am 20. Oktober sind sowohl Hartgesottene wie auch Warmschwimmer herzlich willkommen, die Gruppe und das Winterschwimmen kennen zu lernen.
«Winterschwimmen ist besonders für Menschen geeignet, die oft krank sind, chronische Schmerzen und Krankheiten haben oder im Winter oft schlechte Stimmung haben. Am Schnupperevent informieren wir über die gesundheitlichen Vorteile, aber auch über Risiken beziehungsweise, worauf man achten muss», so Eva Zurlinden.
Schnuppervent «Winterschwimmen: Sonntag, 20. Oktober, 10 Uhr, Aare-Ufer Wildegg. Anmeldung unter eva.zurlinden@gmx.ch.
Nicht zu lange, nicht allein
Winterschwimmen ist Baden bei Wassertemperaturen um null Grad, wobei man bis zur Brust ins Wasser steigt. Beim Eintauchen verengen sich die Gefässe in der Haut und die Blutbahnen im Körperinneren weiten sich aus. Adrenalin und andere Stresshormone lösen den gewissen «Kick» aus. Winterbaden soll das Immunsystem stärken. Wichtig ist aber, sich nicht allein und nicht länger als wenige Minuten im Wasser aufzuhalten. Für Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen ist Winterschwimmen tabu.