Zu Besuch bei den Schiess-Pionieren

Rupperswil Der Freie Schiessverein Rupperswil gibt den Takt vor. Als erster Klub in der Schweiz bildet er Junioren in einem Jugend-und-Sport-Kurs in der Sportart Target Sprint aus. Diese Zeitung durfte während eines der wöchentlichen Trainings dabei sein. Und erlebte motivierte Athleten und Trainer.

<em>Target Sprint ist Rennen und Schiessen: </em>Frankreich-Fan Cyrill Hälg führt die Truppe auf der Aufwärmrunde an und Marvin Gerber legt an, Coach Daniel Marti ist zufrieden. Fotos: rubu

<em>Target Sprint ist Rennen und Schiessen: </em>Frankreich-Fan Cyrill Hälg führt die Truppe auf der Aufwärmrunde an und Marvin Gerber legt an, Coach Daniel Marti ist zufrieden. Fotos: rubu

<em>Das sind die Rupperswiler Target-Sprinter:</em> Hinten: Daniel Marti (Vereinskassier), Cyrill Hälg, André Wenger (J+S Leiter); vorne Mattia Oliveri, Marvin Gerber, Loris Ampola. – Es fehlt: Hüseyn Asfar. Foto: Ruedi Burkart

<em>Das sind die Rupperswiler Target-Sprinter:</em> Hinten: Daniel Marti (Vereinskassier), Cyrill Hälg, André Wenger (J+S Leiter); vorne Mattia Oliveri, Marvin Gerber, Loris Ampola. – Es fehlt: Hüseyn Asfar. Foto: Ruedi Burkart

<em>Alles wird aufgezeichnet:</em> J+S-Leiter André Wenger bespricht mit Loris Ampola die Daten der letzten Übungseinheit.Foto: rubu

<em>Alles wird aufgezeichnet:</em> J+S-Leiter André Wenger bespricht mit Loris Ampola die Daten der letzten Übungseinheit.Foto: rubu

André Wenger stellt gleich einmal eines klar. «Target Sprint hat nichts mit Sommerbiathlon zu tun. Die Biathleten legen ihre Strecken auf Rollskis zurück, beim Target Sprint wird gerannt», lässt der Jugend-und-Sport-Leiter des FSV Rupperswil wissen.

Dann stellen Wenger und sein Kollege Daniel Marti im Schützenhaus allerlei Gerät auf. Schliesslich soll, wenn die vier Nachwuchsathleten eintreffen – einer musste kurzfristig absagen –, alles bereit sein. «Die Jungs sind sehr motiviert», strahlt Wenger, «es ist eine wahre Freude.»

Mit Biathlon-Klappscheiben

Mit Leib und Seele dabei sind allerdings auch die Trainer. «Heute Abend erleben wir eine Premiere. Wir schiessen im Training erstmals auf die offiziellen Biathlon-Klappscheiben für 10-Meter-Gewehre», freut sich Wenger. Mithilfe des Schweizer Schiesssportverbands (SSV) konnten die Rupperswiler zwei solcher Klappscheiben-Sätze erwerben.

Schliesslich treffen die vier Nachwuchs-Athleten Cyrill Hälg (13), Mattia Oliveri (12), Marvin Gerber (10) und Loris Ampola (10) ein. «Sind ihr zwäg?», will Kassier Marti wissen. Allgemeines Kopfnicken. Wenger händigt jedem einen Pulsmessgurt aus und erklärt: «Wir überwachen die Pulsfrequenzen während des gesamten Trainings. Wichtig ist, dass die Jungs nach dem Laufen die Herzfrequenz nicht zu tief hinunterfallen lassen.»

Ein zu tiefer Puls ist beim Schiessen ebenso hinderlich für gute Resultate wie ein zu hoher. Während sich die Nachwuchs-Athleten zur Aufwärmrunde Richtung Waldlichtung aufmachen, bauen Wenger und Marti mit Tischen zwei Schiessstationen auf.

Rennen, schiessen, rennen…

Dann gehts los. Das erste Duell des Abends lautet Marvin Gerber gegen Loris Ampola. Nach einem 400-Meter-Sprint kehren die beiden zum Schützenhaus zurück, legen sich auf die Tische und nehmen mit den Luftgewehren auf die 10-Meter-Distanz Mass.

In offiziellen Wettkämpfen wird ein Mittelstreckenlauf von dreimal 400 Meter mit dem Luftgewehrschiessen kombiniert. Nach den ersten beiden Laufrunden wird jeweils liegend und stehend auf fünf Klappscheiben geschossen. Für jede nicht getroffene Klappscheibe werden entweder Strafsekunden ausgesprochen oder es müssen Strafrunden gelaufen werden.

Im Rupperswiler Duell Gerber vs. Ampola geht es gesittet zu und her, alle sind fokussiert. Ein Fehlschuss wird mit einem Lächeln quittiert, ein Treffer von allen Anwesenden mit Applaus gefeiert.

Das zweite Duell des Abends wird um einiges verbissener ausgetragen. Cyrill Hälg und Mattia Oliveri schenken sich nichts und treffen liegend drei und vier Scheiben, stehend sogar alle. Am Schluss entschieden die letzte Stehendscheibe und der Endlauf über Sieg oder Niederlage.

Mit dem besseren Ende für Mattia Oliveri. Wenger meint schmunzelnd: «Cyrill hat für das nächste Training Revanche angekündigt.»

Target Sprint ist vielseitig

Target Sprint (zu Deutsch: Ziel-Sprint) verbindet in idealer Kombination Ausdauersport und Präzision. Es ist kein klassischer Einstiegssport, die Rupperswiler Kids spielen oder spielten auch noch Fussball oder Tennis.

Cyrill Hälg hingegen kann auf drei Jahre Sportschiessen im Rahmen von Jugend und Sport (J+S) zurückblicken. «Das hilft natürlich», sagt Wenger und schmunzelt, «Cyrill weiss, wo die Scheibe steht.»

Wie gut die Rupperswiler den Sommer hindurch trainieren, wird man im Herbst wissen. Am 23. September starten sie am Zürcher Sportfest in Bülach an einem Target-Sprint-Wettbewerb.

Das ist Target Sprint

Definition Der Schweizer Schiesssportverband (SSV) lanciert mit dem Target Sprint eine neue Disziplin. Target Sprint besteht aus einem Mittelstreckenlauf und Luftgewehrschiessen.

Die Regeln der neuen Wettkampfform der International Shooting Sport Federation (ISSF) sind einfach: Die Athleten rennen einen 400 Meter langen Rundkurs, idealerweise auf einer Leichtathletik-Anlage. In der Schiesszone holen sich die Sportler ihr Luftgewehr aus dem Gewehrrechen und feuern stehend auf fünf Klappscheiben, die in einer Distanz von 10 Metern aufgestellt werden.

Die Athleten schiessen, bis alle Scheiben gefallen sind. Sie haben dafür maximal 15 Patronen zur Verfügung. Sind nach 15 Schuss nicht alle Scheiben gefallen, müssen die Athleten für jede nicht getroffene Scheibe in einer Strafzone 15 Sekunden warten. Das Gewehr wird wieder im Gewehrrechen deponiert. Danach folgen die zweite 400 Meter lange Laufrunde und ein zweites Schiessen. Nach einer abschliessenden 400-m-Runde wartet das Ziel.

Die Regeln der International Shooting Sport Federation können für nationale Wettkämpfe angepasst werden. In der Schweiz werden es 10 Schuss und 10 Sekunden Wartezeit sein. (ssv)

Beim zweiten Anlauf klappte es mit dem J+S-Kurs in Rupperswil

Pionierrolle André Wenger, J+S-Leiter beim FSV Rupperswil, verrät, wie der Verein zum nationalen Vorreiter im Target Sprint wurde: «Vor zwei Jahren vernahm ich an einem J+S-Wiederholungskurs, dass der Schweizerische Schiesssportverband den Target Sprint forcieren möchte.»

Wenger und sein Klubkollege George Schanz recherchierten im Internet über die neue Sportart und erkannten sehr schnell das grosse Potenzial der in der Schweiz noch neuen Sportart. Wenger: «Als unser Vereinsvorstand schliesslich grünes Licht für das Experiment gab, machten wir uns an die Arbeit.»

Der erste Versuch des FSV Rupperswil, junge Sportler für «Sommer-Biathlon» zu begeistern, schlug fehl. Im Frühling 2017 zeigten sich schlicht zu wenig Jugendliche interessiert. «Wir konnten keinen Kurs durchführen, aber veranstalteten immerhin ein Training», so Wenger. Der zweite Versuch in diesem Frühjahr klappte, weil die Rupperswiler aus den Fehlern des Vorjahres gelernt hatten. «Wir haben Flyer drucken und diese in den Schulen durch die Lehrer verteilen lassen.»

Zudem hängten Wenger und Schanz an diversen Orten Plakate auf. Diese Werbung war mit Erfolg verbunden, aktuell lassen sich fünf Junioren im offiziellen J+S-Kurs in die Geheimnisse des Target Sprints einführen. Der FSV Rupperswil ist somit der erste Verein im ganzen Land, welcher diese neue Sportart anbietet.

Interessenten, die sich über Target Sprint informieren möchten, finden im Internet einiges an Material. Auf Youtube sind Filmchen zum Thema hochgeladen. (rubu)

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