Wie die Ikonen in die «Burghalde» kamen

Chefarzt und Ortsbürger Urs Peter Haemmerli hinterliess dem Lenzburger Museum seine Sammlung. Auf Intervention noch «mit warmen Händen».

Angefangen hat es mit der Restaurierung eines schönen Holz-Sekretärs: So kamen die Verantwortlichen des Lenzburger Museums Burghalde 1997 in Kontakt mit Urs Peter Haemmerli. Der Arzt stammt aus einer weitverzweigten, alteingesessenen Lenzburger Familie. Der ehemalige Chefarzt des Zürcher Triemlispitals ist ein direkter Nachfahre des Gründers der bekannten Hämmerli-Waffenfabrik, die den Namen Lenzburg in Schützenkreisen weit in Europa hinausgetragen hat.

Obwohl er sich selbst als «nicht gläubig» bezeichnete, hatte Urs Peter Haemmerli dank Kontakten zu einem Jagdfreund in Wien zwischen 1971 und 1984 eine eindrückliche Sammlung russischer Ikonen zusammengetragen. 1997 äusserte er den Wunsch, diese Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Lenzburger Museumsverantwortlichen wurden schnell hellhörig: Stiftungsratspräsident Urs F. Meier blättert in einem Ordner, findet eine Notiz und erinnert sich: «Am 12. November 1997 fand in Haemmerlis Heim in Engstringen das erste ernsthafte Gespräch statt; er hat dabei geraucht wie ein Türke.»

Die Schenkung wurde schnell konkreter. Obwohl zuerst noch Bedenken angemeldet wurden, ob denn russische Heiligenbilder ins örtliche Museum passen, wurde bereits am 10. Januar ein Schenkungsvertrag unterzeichnet. Dieser war eigentlich mehr ein Nachlassvertrag, denn der damals noch anonym bleibende Spender wollte seine Sammlung dem Museum erst nach seinem Ableben übergeben.

Mit der mitgespendeten halben Million Franken wurde schon bald, 1999, ein Umbau des Museums Burghalde gestartet. Noch im Jahr 1998 hatten die Ortsbürger grünes Licht für die Erweiterung der Ausstellungsräume gegeben. So wurde der ehemalige Weinkeller zum Ikonenraum. Die Kosten wuchsen und der Donator schoss immer wieder sechsstelligen Beträge ein, bis die Summe eine Million erreichte.

In Lenzburg hatte man den Ausstellungsraum, aber keine Ausstellungsgegenstände. «Geben Sie die Ikonen noch mit warmen Händen», wurde Haemmerli angeraten. Erfolgreich. An der Einweihung der neuen Museumsattraktion im März 2002 war der nun nicht mehr unbekannte Spender sogar selbst vor Ort.

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