Karate-Leidenschaft im Doppelpack: Zwei Karate-Talente aus Sarmenstorf
Sarmenstorf Sarmenstorf stand im Frühjahr kopf: Simena Moos wurde Schweizer Elite-Meisterin und Angela FelberWeltmeisterin International Federation of Karate (IFK). Beide trainieren im Karate-Club Anglikon.
Kyokushinkai-Karate wird als härtester Karatestil bezeichnet», teilt Angela Felber mit. «Gekämpft wird dabei ohne Schoner, für die Zähne ist es optional.» Andere Stile bewerten nach Punkten. «Bei uns geht es um das K.O.», sagt sie. Simena Moos fügt hinzu: «Für Aussenstehende mag es manchmal wegen der blauen Flecke ein wenig befremdlich aussehen.» Der Körper gewöhne sich aber durch das Training an diesen herausfordernden Sport, unterstreichen beide. «Und auch für die mentale Stärke ist Kyokushinkai hilfreich», ergänzt Moos.
Denn sie wisse nicht, ob es ihr ohne diese Kraft gelungen wäre, sich wieder auf ihr früheres Leistungsniveau zurückzukämpfen. Dazu muss man wissen, dass die 18-jährige Simena Moos vor ziemlich genau zwei Jahren einen schweren Unfall hatte und eine schwierige Beinverletzung davontrug. Auch unterstützt von ihrer Teamkollegin gelang es ihr, wieder aktiv Karate ausüben zu können. Angela Felber, 28 Jahre alt, ist selbständige Physiotherapeutin und führt zusammen mit einem Kollegen das Physio Olymp in Cham. Beiden Frauen ist eine enge Verbundenheit anzumerken. «Simena hat selbst sehr viel gemacht», erinnert sich Felber. Sie habe ihr Anleitungen für die Physiotherapie gegeben, schmunzelnd sagt sie: «Ab und an musste ich Simena mal ausbremsen.» Die Schweizer Meisterin betont: «Du hast mir aber auch oft gut zugeredet.» Jedenfalls sei sie sehr beeindruckt und auch stolz, wie herausragend Simena Moos ihre Turniere wieder bestreiten kann, befindet Felber: «In ihr steckt ganz viel Potenzial.»
Lieber Karate als Ballett
Die Begeisterung für Karate wurde bei beiden Sportlerinnen schon früh geweckt: Angela Felber verweist lachend auf ihren älteren Bruder, der bereits im Angliker Karate-Club war. «Seit 2004 bin ich dabei», stellt sie fest. Bei Simena Moos war es ein Schulkamerad, welcher an ihrer Primarschule Karate vorstellte: «Da habe ich gewusst, das möchte ich auch.» Allerdings habe sie erst mal ihre Mutter überzeugen müssen. «Sie wollte mich ganz gern im Ballett sehen», erzählt Moos und lächelt. Mit dem Karate-Club Anglikon fühlen sich beide sehr verbunden. «Der Club steht hinter uns», unterstreicht es die Weltmeisterin, «und lässt uns auch viele Freiheiten.»
Vor Wettkämpfen, wie jenem der IFK-WM in Leipzig, trainiere sie an die sechs Mal pro Woche. Das sei mit einem Vollzeitberuf schon eine Herausforderung. «Seit ich selbständig bin, kann ich mir meine Zeiten allerdings besser einteilen», berichtet Angela Felber. Doch zu Beginn ihrer Selbständigkeit, wo noch vieles organisiert werden musste, sei es schon kompliziert gewesen, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen. Auch für ihre Teamkollegin ist die Verbindung von Sport und Beruf nicht immer einfach. Ganz aktuell hat sie bei der Sarmenstorfer Bäckerei Ruckli erfolgreich ihre Lehre zur Konditorin abgeschlossen. Demnächst werde sie bei der Aeschbach Chocolatier eine Ausbildung zur Confiseurin beginnen: «Das wird vermutlich etwas entspannter mit dem Karatetraining, denn die Wochenenden sind frei und die Arbeitszeiten etwas anders.»
Beeindruckendes Japan
Gerade ist Angela Felber zurück aus Japan gekommen. Dort nahm sie an der WFKO-Weltmeisterschaft teil, das ist der grösste Verband. «Im November konnte ich mich dafür an der EM qualifizieren. Es ist megacool gewesen, im Ursprungland des Karatesports antreten zu können.» Zwar sei sie etwas enttäuscht, in der zweiten Runde ausgeschieden zu sein, aber dennoch nicht unzufrieden mit ihrer Leistung. «Es war ein Kampf gegen eine Japanerin, die sich seit Monaten hauptsächlich auf dieses Turnier vorbereitet hatte», erzählt Felber. «Bei mir kam zum Training ja auch noch der Beruf dazu. Trotzdem war es ein Kampf auf Augenhöhe.» Begeistert schildert sie, wie eindrücklich es war, in Tokio im Olympiastadion die Wettkämpfe zu bestreiten: «Es war voll und die Stimmung ziemlich gut. Die Zuschauenden haben lautstark mitgefiebert.» Insgesamt habe es ihr in Japan unheimlich gut gefallen. «Das Essen ist sehr gut. In einer Grossstadt würde ich dort eher nicht wohnen wollen, aber die Landschaft ist sehr schön.»
Auf ihre jeweiligen Zukunftspläne angesprochen, sagt Simena Moos: «Beruflich konzentriere ich mich auf meine zweite Ausbildung. Was den Sport betrifft, da ist Angi mein Vorbild – einen ähnlichen Weg einzuschlagen, das wäre toll.» Beruflich habe sie vor, ihr Geschäft weiterzubringen, bekundet Angela Felber. «Im Sport habe ich schon wirklich viel erreicht, wovon ich geträumt habe. Ich könnte mir gut vorstellen, als Trainerin des Nationalkaders zu fungieren.» Ansonsten wünschen sich beide Sportlerinnen, dass insbesondere mehr Frauen und Kinder beim Kampfsport hineinschnuppern. «Es stärkt das Selbstvertrauen und kann in schwierigen Situationen unterstützen.»