Wer gewinnen will, darf aufwändige Vorbereitungen nicht scheuen
Holderbank Der 22-jährige Elektroniker Melvin Deubelbeiss hat Mitte Septemer an den WorldSkills in Lyon die Silbermedaille im Bereich Elektronik geholt. Die Vorbereitungen für diesen Wettkampf waren äusserst intensiv.
Der Ehrgeiz, einmal bei den WorldSkills (Berufsweltmeisterschaft) mit von der Partie zu sein, wurde bei Melvin Deubelbeiss bereits Anfang seiner Elektronikerlehre beim Paul Scherrer Institut (PSI) geweckt. «Ein ‹Oberstift› hat mitgemacht und eine Medaille geholt», sagt Melvin Deubelbeiss. Das habe ihn fasziniert und motiviert, sich diesen Wettkämpfen ebenfalls zu stellen. Unter den Fittichen dieses Oberstifts und der Berufsbildner hat er sich daraufhin auf die SwissSkills (Schweizer Berufsmeisterschaft) vorbereitet. 2020 war er erstmals mit dabei, wurde Dritter. Das war Ansporn genug, auch 2022 und 2023 an den Ausscheidungen teilzunehmen. Beide Male hat er die Goldmedaille geholt – was ihn zur Teilnahme an den WorldSkills Mitte September in Lyon berechtigte.
Intensive Vorbereitungen
Um bei den SwissSkills Gold zu holen, braucht es eine seriöse Vorbereitung. «Bereits damals habe ich sehr viel Zeit, auch Freizeit, investiert», sagt Deubelbeiss. Noch intensiver wurde es für die Teilnahme an den WorldSkills. «Ich habe wohl um die 500 Stunden aufgewendet, Tests und Aufgaben gelöst.» Unterstützt wurde er dabei vom PSI-Berufsbildner und von einem Experten, der von SwissSkills gestellt wird. Erst hat sich der 22-Jährige während rund vier Monaten die Grundlagen für die Berufsweltmeisterschaft in seiner Freizeit angeeignet. In dieser Zeit durfte er einen Arbeitstag für die Vorbereitung nutzen. Danach folgten ein paar Wochen, in denen er sich im Unternehmen ausschliesslich auf die WorldSkills konzentrierte, sich in der Detailarbeit noch perfektionieren konnte. Zudem war er noch in einem Trainingslager in China und Österreich. «Diese Vorbereitungen haben viel Energie und Nerven gekostet», erinnert er sich. Belohnt wurde sein immenser Einsatz mit dem Gewinn der Silbermedaille. Was nicht nur Melvin Deubelbeiss freute, sondern auch seinen Arbeitgeber und natürlich Familie und Freunde. «Besonders gefreut haben sich meine Grosseltern – mit ihnen und der ganzen Familie haben wir die Silbermedaille nach meiner Rückkehr gefeiert.»
Wettkampf über vier Tage
Vier Tage vor dem Wettkampf reiste die Schweizer Delegation mit 45 Teilnehmenden nach Lyon. Die jungen Berufsleute hatten somit Zeit, an einer Exkursion Lyon näher kennenzulernen und sich an den übrigen Tagen auf die Herausforderung einzustimmen. Der Wettkampf selbst fand an vier Tagen statt. «Am ersten Tag hatten wir am Morgen und am Nachmittag je drei Stunden Zeit, um uns der Entwicklung von Leiterplatten anzunehmen.» Am zweiten Tag stand die Programmierung, am dritten Tag die Fehlersuche und am letzten Tag Löten auf dem Programm. Die Aufgabenstellung sei teilweise chaotisch formuliert gewesen und es seien veraltete Standards verwendet worden. Das Nachfragen führte jeweils zu einem Unterbruch im Wettkampf. «Für meinen Geschmack war der Programmierungsteil zu einfach. Schade. Programmieren ist meine Stärke.» Einzig beim Löten lief es ihm nicht so gut – doch zehn Minuten vor Schluss konnte er die Aufgabe doch noch zufriedenstellend erfüllen. «Hilfreich war bestimmt der Support vor Ort, waren doch die Familie und Freunde in Lyon, haben mich angefeuert.» Am Schluss hat es für ihn unter 18 Teilnehmenden im Bereich Elektronik für Silber gereicht. «Gold wäre schon schöner gewesen, aber ich bin auch mega stolz, Silber geholt zu haben.»
Freunde gefunden
Zurück in der Schweiz gab es für die Schweizer Delegation bereits einen Empfang im Bundeshaus. Ende Oktober steht eine Ehrung des Berufsverbandes an und im November lädt Bundesrat Guy Parmelin zu einem Essen ein. Nicht nur die Silbermedaille, die grossartige Eröffnungs- und die Schlussfeier wird Melvin Deubelbeiss an Lyon erinnern, sondern auch die vielen wertvollen Kontakte, die er knüpfen konnte. «Mit einigen Teilnehmern sind sogar Freundschaften entstanden, die ich weiter pflegen werde», freut sich Deubelbeiss, der beim PSI inzwischen in einem 60-Prozent-Pensum tätig ist und Elektrotechnik studiert.
WorldSkills Lyon
Das SwissSkills National Team war mit 45 Wettkämpferinnen und Wettkämpfern in 41 Berufen an den WorldSkills in Lyon angetreten. Dort nahmen 1400 Teilnehmer aus mehr als 70 Ländern teil, um sich in 59 verschiedenen Berufen zu messen. Das SwissSkills National Team hat sieben Goldmedaillen, sieben Silbermedaillen sowie eine Bronzemedaille gewonnen und ist damit «Top 3 of the World» und «Best Nation of Europe». Die Schweiz war damit ähnlich erfolgreich wie bereits an den WorldSkills 2019 in Kazan. cfr