Wenige Traktanden – heftige Diskussionen
Der Grosse Rat hat sich diese Woche lediglich zu einer Halbtagessitzung getroffen. Die Zeit reichte allerdings nicht aus, um alle traktandierten Geschäfte zu behandeln, da wenige Themen heftige Diskussionen auslösten.
Was ist Service Public?
Die SP-Fraktion wollte eine Standesinitiative des Kantons Aargau nach Bern schicken, wonach keine weiteren Poststellen geschlossen werden dürfen, und begründete dies mit dem Argument des Service Public.
Es stellt sich die entscheidende Frage, was denn Service Public überhaupt ist. Ist damit gemeint, dass es weiterhin in jedem Dorf eine Poststelle geben muss, oder nicht vielmehr, dass der Post-Service flächendeckend aufrechterhalten werden soll? Muss die Post weiterhin Leistungen erbringen, die keinem Bedarf mehr entsprechen? Oder darf sich die Post dem gesellschaftlichen Wandel anpassen?
Haben Sie sich nicht auch schon mal die Frage gestellt, wann Sie zum letzten Mal eine Poststelle besucht haben? Mir persönlich ist es egal, mein Paket im Volg abzuholen oder den Brief in der Papeterie aufzugeben – ich will es einfach tun können. Die grosse Mehrheit des Grossen Rats sah dies gleich und verwarf den Vorstoss der SP.
Was genügt für den Übertritt ans Gymnasium?
Für den Übertritt an das Gymnasium muss beim Bezirksschulabschluss nicht nur ein Notenschnitt von 4,7 erreicht werden, es darf auch weder in Mathematik noch in Deutsch eine ungenügende Note im Zeugnis stehen. Zwei Bezirksschülerinnen haben im letzten Jahr eine Petition eingereicht, weil eine Mitschülerin zwar den Notendurchschnitt von 4,7 erreichte, aber in Deutsch eine ungenügende Note aufwies und dadurch nicht ans Gymnasium übertreten durfte.
Der Grosse Rat hatte sich mit der Forderung der beiden Bezirksschülerinnen zu beschäftigen, dass nur noch der Notendurchschnitt für den Übertritt an die Aargauer Mittelschulen entscheidend sein dürfe.
Ist es eine besondere Leistung, eine ungenügende Note in Deutsch oder Mathematik mit allen anderen Fächern so kompensieren zu können, dass im Abschlusszeugnis ein Notendurchschnitt von mindestens 4,7 erreicht wird? Oder darf von künftigen Gymnasiasten verlangt werden, dass sie die Basics in Mathematik und Deutsch beherrschen und in diesen Fächern mindestens eine 4,0 erreichen?
An diesen Fragen schieden sich die Geister – entsprechend eng wurde die Abstimmung: Beim Resultat von 66 zu 66 musste Grossratspräsident Bernhard Scholl den Stichentscheid fällen. Es bleibt alles beim Alten: Für den Übertritt an das Gymnasium und alle anderen Mittelschulen müssen die Bezirksschul-Abschlussnoten in Deutsch und Mathematik weiterhin zwingend genügend sein.
Jeanine Glarner, FDP, Möriken-Wildegg