Waldbüez

Arbeit wie früher: «Waldtraktor» mit einem einzigen PS. Foto: Museum Burghalde
Arbeit wie früher: «Waldtraktor» mit einem einzigen PS. Foto: Museum Burghalde

Bei Waldspaziergängen stechen sie ins Auge und steigen in die Nase: Frisch gefällt, verbreiten Tannen und Föhren entlang der Waldstrassen einen wunderbaren Duft. Dank Kettensäge und Vollernter türmen sich die Holzhaufen innert weniger Tage meterhoch.

Kaum mehr vorstellbar ist, wie dies vor hundert Jahren ohne Wunderwerke der Technik vonstattenging. Nebst Zweimannsäge und Axt waren Werkzeuge mit gfürchigen Namen wie «Waldteufel» oder «Blitzhaken» im Einsatz. Handarbeit und Muskelkraft waren gefragt. Und Pferdestärken gab es nur inklusive Zaumzeug und maximal zwei nebeneinander.

«Klafter» und «Stuude»

Einen Grossteil des Aufwands beanspruchte das Rüsten von Brennholz, das als Meterspälten im «Klafter» (3 Kubikmeter) oder – das dünnere Holz für den Kachelofen – mit zwei Drahtschlaufen zu «Stuude» zusammengebunden versteigert wurde. Damals deckten die hohen Holzpreise die günstigen Arbeiterlöhne um ein Vielfaches. Der Lenzburger Wald ermöglichte so manchem Büezer einen Zusatzverdienst als «Stuudemacher»: Im Vergleich zu heute wurde um 1950 mehr als das Zehnfache an Arbeitsstunden im Wald geleistet.

Wie wertvoll Brennholz damals war, zeigt die Geschichte vom «Bürgernutzen» aus Ammerswil: Zu dieser Zeit erhielten Ortsbürger jedes Jahr kostenlos eine bestimmte Menge Brennholz. Wer das Holz nicht mehr brauchte, liess sich den Bürgernutzen in bar geben. Dieser übertraf dort gerne auch die geschuldeten Steuern, sodass man sich von der Gemeinde den Bürgernutzen auszahlen und die Steuern davon abziehen konnte.

Waldfest am 27. August

Live erleben lässt sich altes Waldhandwerk am 27. August im Lenzburger Berg: Die Forstdienste Lenzia und das Museum Burghalde laden zum Waldfest, wo geholzt wird wie zu Urgrossvaters Zeiten. Arbeitswillige und Neugierige dürfen mit anpacken und die «Waldbüez» gleich selbst übernehmen. Wer an diesem Sonntag die Arbeit lieber ruhen lässt, darf auch einfach den Profis beim Chrampfen zuschauen und sich verköstigen.

«Schatzkammer». Hier stellen Mitarbeitende des Museum Burghalde Lenzburg jeweils in der ersten Ausgabe des Monats spannende Geschichten und originelle Fundstücke vor.

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