Leidenschaft und Ideen für gelungenen Süssmost
Leutwil Vor drei Jahren übernahm Dieter Neuenschwander aus Leutwil im Zuge einer Nachfolgeregelung recht kurz entschlossen eine Mosterei. Zu schade wäre es gewesen, wenn die Verarbeitung eingestellt worden wäre. Seitdem hat er einiges investiert und mit technischem Know-how etwas an den verschiedenen Verarbeitungsprozessen optimiert.
Diese Saison bin ich richtig zufrieden», stellt er fest, während er und sein Kollege Franz Waldvogel die Maschinen vorbereiten. Langsam läuft die Luft-Wasser-Bürsten-Waschanlage an, doch bevor die Äpfel hineinwandern dürfen, prüft Franz Waldvogel diese genau – angefaulte Exemplare landen in einer Abfallharasse. Da hat Dieter Neuenschwander einen festen Qualitätsanspruch: «Nur ein Apfel, welchen man selbst essen würde, sollte zu Most verarbeitet werden.»
In der Waschanlage reinigen vier Bürsten die Äpfel gründlich, über ein Laufband geht es für sie weiter zur Zerkleinerung – schon nach wenigen Minuten verbreitet sich ein angenehmes, intensives Apfelaroma auf dem Hof. «Ein Apfel, der sich besonders gut für Most eignet, ist die Goldparmäne – mein Lieblingsapfel», teilt er mit. «Der hat ein feines und sehr intensives Aroma und ist ausgewogen süss und säuerlich.» Überhaupt eignen sich besonders die alten Sorten gut zum Mosten. Dazu zählen etwa Jäger- und Bohnapfel sowie Sauergrauech und der Blauacher.
An diesem Vormittag schaut zufällig Othmar Eicher vom Aargauer Obstverband vorbei. Süssmostereien in dieser Grösse gebe es etwa 70 in der Region. «Die Obstbauern wenden sich natürlich an die grösseren Verarbeiter, aber für Privatkunden sind diese Anbieter wie Dieter Neuenschwander ideal», sagt Eicher.
Süssmost nach Kundenwunsch
Wenn er nicht seiner Begeisterung fürs Mosten nachgeht, arbeitet Neuenschwander als Berater/Projektleiter für Sicherheitstechnik im Gesundheitsbereich: «Die Kenntnisse im Technischen sind hilfreich, weil ich die Mostereianlagen etwas modernisiert habe.» Zudem wechselt er bei den Arbeitsmaterialien nach und nach zu Chromstahl – das sei leichter zu reinigen. Stolz ist er auf die Waschanlage. «Die habe ich mir sehr bald angeschafft, nachdem ich die Mosterei übernommen habe», erzählt er. Dazu sei er mit einem fachkundigen Kollegen zu einer Messe nach Friedrichshafen gefahren. Neu dazugekommen sei seit letzter Saison die Anlage zum Pasteurisieren und Abfüllen mit nur einer Person. Dabei stellt er neben der Anlage ausserdem die grossen, rollbaren Chromstahltanks vor.
Wichtig sei ihm, dass seine Kundinnen und Kunden den Süssmost von ihren eigenen angelieferten Äpfeln bekommen. Er holt einen Aktenordner und blättert darin. «Hier ist alles festgehalten, etwa die Menge, ob das Obst gepflückt oder aufgelesen wurde», erläutert er. «Auch wird notiert, ob der Most in Bio-Qualität, naturtrüb oder klar sein soll.» Sein Kundenstamm sei breit gefächert. «Hier aus dem Ort kommen einige, aber auch aus dem Kanton Luzern, aus dem Seetal und sogar aus dem Freiamt.» Im letzten Jahr habe er 130 Kunden gehabt. «Das war allerdings auch ein sehr gutes Apfeljahr, in diesem Jahr werden es weniger sein.» Sehr wichtig für ihn: «Jeder Kunde, der mit zwei Harassen Obst kommt, erhält hundertprozentig seinen eigenen Süssmost.» Auf dem Grundstück steht gruppenweise eine Menge weitere randvoll mit Obst gefüllte Harassen bereit, alle mit Nummernplaketten versehen, die sie einem Kunden zuordnen. «Letzten Dienstag haben wir 129 Harassen verarbeitet, das waren 3,3 Tonnen», merkt der Moster mit breitem Grinsen an. «Ja, da mochte man abends keinen Apfel mehr sehen», resümiert Franz Waldvogel trocken, während er die nächste Harasse mit dem Obst für die Waschanlage vorbereitet. Nach und nach platschen die zerkleinerten Früchte in die aufgestellten Wannen, mit einem Eimer füllt Neuenschwander sie Richtung Presse. Dort hat er ein Metallgestell aufgestellt und ein grosses Stück Stoff darauf ausgebreitet. Ist dieses gut gefüllt, schlägt er das Tuch ein: «Päckli sozusagen, daher der Name Packpresse.» Diese Päckli, getrennt durch ein Stück Kunststoff, stapeln sich – nun kann die Presse zum Einsatz kommen. «Dabei werden 24 Tonnen Druck ausgeübt», informiert Neuenschwander. Sprudelnd fliesst der frische Süssmost in einen Behälter, von dem wird er automatisch in einen Chromstahltank befördert, welcher mit der Kunden-Chargennummer angeschrieben ist.
Am Ende des Arbeitsprozesses sammeln sich 3-, 5- und 10-Liter-Packs bereit für die Abholung in Gebinden. Bis zum Ende der Apfelsaison werden Dieter Neuenschwander und sein Kollege Franz Waldvogel nach Kundenwünschen feinen Süssmost herstellen – mit technischer Erfahrung und Leidenschaft für das Handwerk.







