Von Sarmenstorf nach Italien zum EM-Abenteuer
Seit einem Jahr wohnen Christian Schumacher und Shareta Dätwyler in Sarmenstorf. Von der Freiämter Gemeinde aus wollen die beiden die Darts-Welt erobern. Oder aber zumindest einmal Europa. Am liebsten schon an der kommenden EM in Italien.

Wer in der Schweiz Pfeile auf eine runde schwarze Tafel mit Zahlen wirft, gilt gemeinhin als Exot. Die Sportart Darts interessiert hierzulande ausserhalb von Pubs und rauchgeschwängerten Restaurants kaum jemanden. Und dennoch: Manch einem Darts-Laien ist dank dem TV-Sender Eurosport beispielsweise der Name Michael van Gerwen ein Begriff. Spätestens wenn man den kahlen Charakterkopf des Niederländers in den Medien entdeckt, ist klar – das ist doch der, der die WM gewonnen hat. Genau: Vor Tausenden von johlenden Fans sicherte sich van Gerwen in London mit dem Gewinn des Weltmeistertitels im Steel Darts ein Preisgeld von rund einer halben Million Franken.
Neue Tenues dank Sponsoren
Szenenwechsel. Anlässlich eines kleinen, sympathischen Events in einem Freiämter Restaurant stellte sich jüngst die Schweizer Nationalmannschaft im E-Darts vor. Christian Schumacher begrüsste die zahlreich angereisten Fans und platzte schier vor Stolz, als er verkünden durfte: «Wir haben erstmals für die Damen- und die Herrennationalmannschaft Trikotsponsoren gewinnen können.» Der 43-jährige gelernte Landwirt und Vater von vier Kindern ist nicht nur Trainer der Schweizer Damen, er war in den vergangenen Monaten auch intensiv mit der Suche nach Sponsoren beschäftigt. Dies neben seinem Fulltime-Job. «Es waren harte Verhandlungen», schmunzelt der Wahl-Sarmenstorfer, «aber es hat sich gelohnt.»
Natürlich bewegen sich die Schweizer Darts-Idealisten nicht in den finanziellen Sphären der grossen Nationen. Dass Schumacher einen hohen vierstelligen Betrag zusammenbrachte, entlockte ihm ein «sensationell». Mit dem Geld schafften sich die Schweizer erst einmal neue Poloshirts und Trainerjacken an. Und präsentierten diese sichtlich stolz dem Publikum.
Schumachers sechsköpfiges Damenteam war komplett am Event anwesend. Mit der 34-jährigen Shareta Dätwyler spielt auch die Lebenspartnerin von Schumacher mit. Sie fand nach einer längeren Pause wieder zurück zum Darts («Pfeilewerfen ist wie Velofahren, das verlernt man nie») und wird nun ab dem 10. Juni in der italienischen Stadt Caorle ihre dritte Europameisterschaft bestreiten. Dass er Trainer seiner Freundin ist, kann Schumacher nach eigenen Angaben bestens ausblenden: «Wer von den Damen in Form ist, spielt. Da spielen Namen keine Rolle.»
Top Ten als Ziel für die EM
Angesprochen auf die sportlichen Ziele an der Europameisterschaft, gibt man sich im Schweizer Lager pragmatisch. «Wenn wir mit dem Team unter die Top Ten kommen, sind wir nicht unzufrieden», so der Sarmenstorfer Schumacher, «eine Medaille liegt dieses Jahr wohl noch nicht drin.» Zum Trumpf könnte die zweifache Weltmeisterin Karina Känzig-Nagapetyants werden. Die gebürtige Russin spielt seit rund vier Jahren für die Schweiz und gilt international immer noch als eine der Besten ihres Fachs.