Von Fischweibern, bärtigen Gesellen und Fakten zum Römerstein
Lenzburg Am Stammtisch des Museums Burghalde drehte sich alles um Geschichten über den Römerstein. Es war der letzte Stammtisch im Wald heuer.
Sagenhaft war die Erklärung, wie der Römerstein seinen Weg in den Lindwald gefunden hat. Einst sei hier die grosse Stadt Lorenz gestanden, in der ein lasterhaftes Volk wohnte. Die Stadt sei von Gott getilgt worden, indem er grosse Steinblöcke auf sie niederschmettern liess. Eine andere Geschichte erzählte davon, dass der Römerstein früher als Fischbank diente, wo die Fischweiber ihre Fänge aus der Bünz feilboten.
Besuch von Märlierzählerin und ein dunkles Grab
Entsprechend war dann auch die Lenzburger Märchenerzählerin Ursula Steinmann als Fischweib verkleidet und bot zu Beginn der Veranstaltung verschiedene Waren feil. In ihrem Fang befand sich auch eine Meerjungfrau, die sich auf ihrer Reise zum Schloss Hallwyl in der Bünz verirrte. Steinmann erzählte dem Publikum unterhaltsam die verschiedenen Sagen. Auch vom Schatz unter dem Römerstein gab es zu berichten. Nur mit geheimen Maschinen sei dieser zu heben. Als bärtige Gesellen sich daran machten, den Schatz unter dem Stein zu heben, sackte der Stein zusammen und begrub die Männer unter sich. Bei wechselndem Wetter kann man das Stöhnen der Opfer weiterhin hören.
Auch eine Portion Wissenschaft war anzutreffen
Jonas Nyffeler versorgte derweilen die zahlreichen Besuchenden mit «steinharten» Fakten zur Herkunft des Steins: Seine Reise aus dem Gotthardmassivs dauerte schätzungsweise 1500 Jahre und geschah während der letzten Eiszeit. Heute ist nur noch etwa ein Drittel der ursprünglichen Grösse vorhanden, der Rest des Granitgesteins wurde für Randsteine et cetera abgebaut. Um ein Haar wäre er ganz verschwunden. Der Verkauf des verbleibenden Drittels konnte 1867 in extremis durch Johann Rudolf Ringier, Lenzburger Jurist und Politiker, verhindert werden, der sich in der Gemeindeversammlung für den Erhalt des Naturdenkmals einsetzte. Seither steht der Römerstein unter Schutz und ist noch heute ein märchenhafter Treffpunkt im Lenzburger Wald. Nach der Darbietung genossen die Besuchenden bei Bier, Zopf und Kuchen neben einem prasselnden Lagerfeuer die gemütliche Atmosphäre.
Ein krönender Abschluss
Es war der letzte Stammtisch im Wald dieses Jahr. Die Veranstaltungsreihe findet am 19. Oktober seinen Abschluss im Museum Burghalde mit einem letzten Kurzvortrag in der Wärme. Es geht um Waldwirtschaft während der Jungsteinzeit. Niels Bleicher von der Unterwasserarchäologie Zürich legt das Knowhow und die Tricks der Pfahlbauer offen und erzählt, wie die Wissenschaft dem jungsteinzeitlichen Waldbau auf die Spur kam. Natürlich werden auch im Museum das traditionelle Bier und der Zopf nicht fehlen. Im nächsten Jahr geht die Stammtischreihe übrigens weiter: Ab Mai trifft man sich wieder jeden ersten Donnerstag des Monats in einem schönen Waldstück. (pd/rfb)
Die Sonderausstellung Schatzkammer Wald inklusive Schnitzeljagd für Kinder dauert noch bis am 26. November.