Vision wird kontinuierlich Realität: Eine Kläranlage für 39 Gemeinden

Region Die Umweltvorschriften werden immer strenger. Um Mikroverunreinigungen zu eliminieren und Gewässer zu entlasten, müssen bestimmte Abwasserreinigungsanlagen (ARA) mit einer vierten Reinigungsstufe ergänzt werden. Diese Forderung führt im Seetal zu einer Vision, die immer näher rückt.

<em>Noch sind einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen: </em>Zufahrt zur ARA Langmatt in Möriken-Wildegg, wo die Gross-ARA Seetal geplant ist. Fotos: Alfred Gassmann

<em>Noch sind einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen: </em>Zufahrt zur ARA Langmatt in Möriken-Wildegg, wo die Gross-ARA Seetal geplant ist. Fotos: Alfred Gassmann

<em>Grosses Einzugsgebiet:</em> Karte der geplanten ARA Seetal. Foto: zvg

<em>Grosses Einzugsgebiet:</em> Karte der geplanten ARA Seetal. Foto: zvg

<em>Aktuell 13 Gemeinden:</em> Die ARA Langmatt in Möriken-Wildegg.

<em>Aktuell 13 Gemeinden:</em> Die ARA Langmatt in Möriken-Wildegg.

<em>Aktuell 10 Gemeinden:</em> Die ARA Hallwilersee in Seengen.

<em>Aktuell 10 Gemeinden:</em> Die ARA Hallwilersee in Seengen.

Zwei Kantone – ein Tal. Und künftig für die 39 Gemeinden im Aargauer und Luzerner Seetal kantonsübergreifend nur noch eine einzige Abwasserreinigungsanlage? In die vier Anlagen Hochdorf, Moosmatten in Mosen, Hallwilersee in Seengen und Langmatt in Möriken-Wildegg muss investiert werden.

Gründe dafür sind die neuen und strengeren Gewässerschutzvorschriften. Um Mikroverunreinigungen eliminieren zu können, müssen durch Bund und Kantone bestimmte ARA mit einer vierten Reinigungsstufe nachgerüstet werden.

Wasserqualität im Tal verbessern

Mikroverunreinigungen stammen hauptsächlich aus menschlichen und gewerblichen Tätigkeitsbereichen. Roman Bieri, Betriebsleiter der ARA Langmatt, nennt beispielsweise Medikamente, Pestizide, Holzschutzmittel, kosmetische Produkte und Reinigungsmittel.

Kommt hinzu, dass die Bäche Ron und Aabach als Vorfluter für die Aufnahme des gereinigten Abwassers nicht mehr taugen, weil sie zu wenig Wasser führen. Die Gewässerqualität im Tal könnte markant verbessert werden und die Natur lässt dankbar grüssen.

Statt in jede ARA zu investieren, kam die Idee auf, alle Abwässer vom Seetal der ARA Langmatt in Möriken-Wildegg zuzuführen, diese zu erweitern und auf den neuesten Stand der Technik zu trimmen.

Zusagen bis Ende Jahr erwartet

Die Vision «ARA Seetal» reifte im Gremium des kantonsübergreifenden Entwicklungskonzepts (KEK) der beiden Kantone Luzern und Aargau. Das Projektteam wird vom Lenzburger Stadtammann Daniel Mosimann geführt.

Reto von Schulthess von der Ingenieurunternehmung Hollinger AG war mit der Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie beauftragt worden, wobei auch die Zukunft der ARA Falkenmatt in Hendschiken miteinbezogen wurde. «Die neue ARA Seetal ist technisch machbar und sowohl ökologisch wie wirtschaftlich sinnvoll», fasst Geschäftsführer Markus Blättler das ermutigende Resultat zusammen.

Bis Ende 2019 wird von allen involvierten Gemeinden eine verbindliche Absichtserklärung erwartet, ob sie das Projekt «ARA Seetal» unterstützen.

80 Millionen einsparen

Das Projektteam will für das ambitiöse Vorhaben nicht auf Sand bauen. Würden alle vier ARA einen eigenen Weg beschreiten, müssten sie bis ins Jahr 2070 rund 220 Millionen Franken investieren. Für die Variante «ARA Seetal» wurden die Ausbaukosten auf 140 Millionen Franken errechnet. Ein Sparpotenzial von 80 Millionen ist realistisch. Allgemein ist bekannt: Je grösser die Anlage, desto mehr sinken die Kosten, denn eine ARA muss spätestens alle 30 Jahre totalsaniert werden.

Kann das Projekt weiterverfolgt werden, steht das Projektteam vor einem Berg von Arbeiten. Die ARA Langmatt benötigt mehr Platz, auch wegen der vierten Reinigungsstufe. Da bieten sich baulich verschiedene Varianten an.

Noch viele Hürden zu nehmen

Ins Spiel kommen Stichworte wie Landerwerb, Ersatzbeschaffung, Wald, Rodungen, Ersatzaufforstungen, Aare, Auenschutz, verkehrsmässige Erschliessung sowie die Einzonung von Landwirtschaftsland und Fruchtfolgeflächen in die Zone für öffentliche Bauten und Anlagen.

Zwischen der Aare und dem ARA-Grundstück ist im kantonalen Richtplan die Umfahrungsstrasse von Wildegg als Zwischenergebnis enthalten.

Als zweckmässige Trägerschaft könnte sich aus einer Reihe von Varianten ein Gesamtverband erweisen, möglicherweise sogar eine Aktiengesellschaft, die die gesamte Abwasser-Infrastruktur aller Gemeinden übernehmen könnte.

Wohl als ehrgeizig gilt die Hoffnung, in fünf Jahren mit den ersten Bauarbeiten starten zu können.

Weitere Artikel zu «Im Gespräch», die sie interessieren könnten

Im Gespräch07.05.2025

Einpflanzen mit Plan

Die Gärtnereien locken im Frühling mit prachtvollen Sträuchern, Bäumen und Blumen. Da fällt es schwer, nicht direkt zuzugreifen. Doch bevor neue Pflanzen im…

Im Gespräch07.05.2025

Zwischen Zug und Zwang – wie Vaping den Alltag vernebelt

Region Vaping ist das neue Rauchen. Doch was aussieht wie harmlose Fruchtstifte, enthält oft Nikotin und macht süchtig. Immer mehr Jugendliche…
Im Gespräch01.05.2025

Drei renommierte Forschungspreise für Lenzburger Professorin

Lenzburg Die Professorin Sandra Luber wohnt in Lenzburg und arbeitet an der Universität Zürich. Ihr Fachgebiet ist die Modellierung von chemischen…