Viel mehr als ein kirchlicher Anlass – der Missionsbazar

Der Missionsbazar in Möriken-Wildegg ist ein Event, welcher nicht mehr aus der Agenda des Dorfes wegzudenken ist –und das seit 100 Jahren.

Die Schwestern Lisette und Marie Burger, welche den Grundstock für denMissionsbazar gelegt haben. Foto: zvg

Die Schwestern Lisette und Marie Burger, welche den Grundstock für denMissionsbazar gelegt haben. Foto: zvg

Der Missionsbazar bietet nicht nur eine wahre Fülle von Artikeln an, sondern ist auch Treffpunkt für Jung und Alt. Fotos: Urs Frick

Der Missionsbazar bietet nicht nur eine wahre Fülle von Artikeln an, sondern ist auch Treffpunkt für Jung und Alt. Fotos: Urs Frick

Das kulinarische Angebot darf nicht fehlen.

Das kulinarische Angebot darf nicht fehlen.

Was andernorts ein Anlass im Rahmen der kirchlichen Veranstaltungen ist, hat in Möriken den Stellenwert eines eigentlichen Dorffestes. Jeweils am Samstag vor dem 1. Advent verwandelt sich der Gemeindesaal in Möriken-Wildegg in einen Markt mit Restaurant. Heiss geliebt, die traditionelle Minestrone, umrahmt vom salzigen und süssen Angebot des attraktiven Buffets. Man trifft sich, plaudert, tauscht sich mit Bekannten aus, findet das genau passende Geschenk, freut sich mit den Kindern über ihr Glückspäckli, diskutiert mit dem Team der «Weltweit-Kirche».

Gemeindeammann Hans-Jürg Reinhart mutet die Geschichte des Missionsbazars wie ein Märchen an: «Mitten im Ersten Weltkrieg stösst eine engagierte Familie im Dorf ein Projekt an, das Menschen vor allem in den südlichen Kolonialgebieten hilft, ihre Lebensumstände zu verbessern. Dahinter stand der Kontakt mit der Familie Effinger auf Schloss Wildegg, insbesondere mit Julie von Effinger, die enge Beziehungen zur Basler Mission unterhalten hat. Die Anfänge sind sicher noch bescheiden gewesen. Man stelle sich aber ein kleines Bauerndorf vor, das mitten im Elend des Ersten Weltkrieges ein Fenster zur weiten Welt aufstösst. Schon der Name Bazar, dem persischen Wort für Markt und Bezeichnung der Märkte in orientalisch- muslimischen Städten, dürfte in der damaligen Zeit unglaublich exotisch und gleichzeitig abenteuerlich geklungen haben», ist der Grussbotschaft in der Jubiläumsschrift zu entnehmen.

Ein Anlass, welcher weite Kreise zieht

Zu Beginn und während der ersten Jahre war der Missionsbazar eine rein private Initiative zugunsten der Arbeit der Basler Mission. Die Schwestern Burger begannen während des Ersten Weltkrieges mit dem Verkauf von Handarbeiten im «Burgerhaus» zugunsten der Basler Mission, deren Missionare, Rückkehrer oder Urlauber auf dem Schloss zu Gast waren. Mittlerweile ist er aber stark mit den beiden Kirchen und ihren Werken verflochten. Das hat auch Auswirkungen auf das kirchliche Leben ausserhalb des Bazars. So hat die Unterstützung reformierter Berggemeinden nicht nur finanzielle Aspekte. Durch die Einladung an den Bazar können diese Gemeinden ihre eigenen Produkte verkaufen; überdies haben sich aus diesen Kontakten oft Freundschaften über den Bazar hinaus ergeben. Solche langjährigen Beziehungen stehen ebenso hinter der jährlichen Arbeitswoche von Möriker Senioren in Praden-Tschiertschen. Verschiedentlich sind Gäste der Basler Mission aus Übersee nach Möriken eingeladen worden. Das hat es der Gemeinde ermöglicht, sich vertieft mit dem Umfeld der unterstützten Projekte zu befassen und von diesen Gästen sozusagen aus erster Hand ein Bild der jeweiligen Lebensumstände und Kultur zu erhalten.

Doch der Bazar käme gar nicht zustande, wenn da nicht die vielen Helferinnen und Helfer wären. Ein Bazar von dieser Grösse und Bedeutung ist undenkbar ohne eine treue Gemeinschaft von Menschen, welche während des ganzen Jahres all die vielfältigen Objekte kreieren und am Bazar selbst ihre Erzeugnisse den Besuchern präsentieren. Insgesamt sind um die hundert Personen in den verschiedensten Aufgaben rund um den Bazar engagiert.

Das Feuer nähren und weitergeben

Eine Tradition bewahrt man nicht, wenn man die Asche hütet, sondern indem man das Feuer nährt und weiter gibt. Das gilt auch für den Missions-bazar. Das Bazar-Team hat es verstanden, dieses «Dorffest» stets der Zeit anzupassen und dadurch frisch und aktuell zu erhalten. Das ist nicht selbstverständlich. Es braucht dazu Menschen, welche gewillt sind, sich mit Gleichgesinnten zu engagieren und das Feuer weiter zu tragen. «Hoffen wir, dass es auch in Zukunft gelingen wird, diesen grossen Dorfanlass mit seiner Ausstrahlung in unsere Bergwelt und in weit entfernte Länder fortzuführen», schliesst die Jubiläumsschrift. Am Samstag, 26. November, findet im Anschluss an den Missionsbazar die Jubiläumsfeier mit Gästen aus Lateinamerika und der Filmpremiere des Dokumentarfilms über die 100 Jahre Missionsbazar statt. (ST/Auszug aus der Jubiläumsschrift)

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