Viel Kies zum Schutz der Überreste der Hallwilersee-Pfahlbauten

Wo vor 6000 bis 3000 Jahren Fundamente der Behausungen unserer Vorvorderen standen, liegen inzwischen Tonnen von Wandkies. Damit werden Pfahlbauten im Ägelmoos bei Beinwil am See für die nächsten Generationen geschützt.

Kies als Schutzschild: Der grüne Spezial-Ponton mit dem Kies wird oberhalb der Pfahlbau-Siedlung positioniert und dann entleert. Foto: Fritz Thut

Kies als Schutzschild: Der grüne Spezial-Ponton mit dem Kies wird oberhalb der Pfahlbau-Siedlung positioniert und dann entleert. Foto: Fritz Thut

«Kulturhistorisch bedeutend»: Kantonsarchäologe Georg Matter mit Holz- stücken der Pfahlbauten Ägelmoos in Beinwil am See. Foto: Fritz Thut

«Kulturhistorisch bedeutend»: Kantonsarchäologe Georg Matter mit Holz- stücken der Pfahlbauten Ägelmoos in Beinwil am See. Foto: Fritz Thut

Seit mittlerweile sechs Jahren gelten die «Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen» als Unesco-Welterbe. 111 Fundstellen in sechs Ländern fanden Aufnahme im Verzeichnis, 56 davon in der Schweiz und zwei davon am Hallwilersee. Die Überreste der Pfahlbauten, die Bewohnern etwa vom Jahr 4000 bis 1000 vor unserer Zeitrechnung gedient haben, haben den Nachteil, dass sie in der Regel unter dem Wasserspiegel liegen, also fürs gemeine Volk unsichtbar sind.

Dies gilt auch für die Pfahlbauten im Gebiet Ägelmoos bei Beinwil am See. Hier haben die Vorfahren etwa 50 Meter vom heutigen Ufer des Hallwilersees gehaust. Pfahlreste fand man hier in einer Tiefe von gut einem Meter.

«Es handelt sich hier eine kulturhistorisch bedeutende Stelle», sagt Georg Matter, der Aargauer Kantonsarchäologe. Vor dem eher flachen Westufer des Hallwilersees haben die Pfahlbauer während der gesamten Phase, also während rund 3000 Jahren, immer wieder gesiedelt. Die zweite Unesco-Welterbe-Fundstelle liegt auf der Halbinsel Risi bei Seengen und dort wurden lediglich Funde aus der späten Bronzezeit (etwa 1000 vor unserer Zeitrechnung) gesichtet.

Ägelmoos wurde erst kurz vor der letzten Jahrtausendwende entdeckt. Inzwischen wurde die Fundstelle genau vermessen und untersucht. Verschiedene Gegenstände wurden durch Taucher der Stadtarchäologie Zürich gesichert und landen nun im Lager der Aargauer Kantonsarchäologie.

100 Fahrten mit dem Kies-Ponton

Gemäss heutiger Usanz wird nicht weiter gebuddelt, sondern der nun dokumentierte Status «für künftige Generationen erhalten», wie es Georg Matter formuliert. Dazu werden die vorstehenden Pfahlspitzen abgesägt, dann die ganze Fläche mit einem Textil-Vlies abgedeckt. Und zu guter Letzt wurde letzte und diese Woche die gesamte Fundstelle unter einer 20 Zentimeter dicken Kiesschicht begraben.

«Diese künstliche Verschleissschicht verhindert, dass die Kulturschicht der Pfahlbauten von Strömung und Wassersportlern beschädigt wird», so der Kantonsarchäologe. Damit will man sicher- stellen, dass künftige Generationen, eventuell mit neuen Methoden, weitere Untersuchungen anstellen können.

Der Schutz ist aufwendig. Mit einem speziellen Ponton wird Kies vom Schiffsteg zur Fundstelle geschippert. Haargenau ausgerichtet von Tauchern, wird der Jalousieboden geöffnet und das Kies fällt auf das Vlies. 100 solche Fahrten waren nötig, um die 120 Kubikmeter zu transportieren.

Entsprechend teuer sind die gesamten Schutzmassnahmen. 650000 Franken lassen sich Kanton und Bund die Aktion kosten.

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