Unter Vollspannung auf Velotour im Verkehrsgarten

Lenzburg Die Anzahl der Unfälle, in welche E-Bikes verwickelt sind, ist auch dieses Jahr wieder angestiegen. Gegensteuer geben sollen Fahrkurse wie jener des Touring-Clubs Schweiz (TCS) auf dem Zeughausareal.

<em>«So funktioniert das Display»:</em> Hansruedi Märki weist Kursteilnehmerinnen auf die Tücken der modernen Technik hin. Fotos: Ruedi Burkart

<em>«So funktioniert das Display»:</em> Hansruedi Märki weist Kursteilnehmerinnen auf die Tücken der modernen Technik hin. Fotos: Ruedi Burkart

<em>René Altschul</em>

<em>René Altschul</em>

<em>Auf die Plätze, fertig …:</em> Volle Konzentration bei allen Teilnehmenden vor dem Start.

<em>Auf die Plätze, fertig …:</em> Volle Konzentration bei allen Teilnehmenden vor dem Start.

Bumm – da lag sie. Statt nach dem Anhalten mit einem Fuss auf dem Asphalt und mit dem anderen auf der Pedale zu stehen, fand sich die ältere Kursteilnehmerin plötzlich auf dem Rücken wieder und streckte alle viere von sich. Nach dem ersten Schrecken konnte alsbald Entwarnung gegeben werden. «Nichts passiert, alles heil», vermeldete Kursleiter René Altschul.

Nach dem kleinen Malheur stiegen alle wieder auf ihre Gefährte, und der Kurs ging nach Programm weiter. Dieser Vorfall bestätigt die Aussage von Altschul: «Zahlreiche Unfälle von älteren Personen mit E-Bikes ereignen sich beim Aufsteigen aufs Velo oder beim Absteigen.» Grund: Viele, die im hohen Alter ein E-Bike kaufen, um sich fit zu halten, weisen keine oder nur wenig Erfahrung im Velofahren auf.

Und ganz so einfach, wie man meinen könnte, ist das Fahren mit einem E-Bike eben doch nicht. René Hartmann vom Lenzburger 2-Rad-Center erklärt: «Im Gegensatz zu einem Velo ohne Antrieb ist der Weg, den der Fuss von der Pedale bis zum Boden zurücklegen muss, deutlich länger.» Mit anderen Worten: Nicht nur das Fahren mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 Kilometern pro Stunde will gelernt sein, sondern auch das Auf- und Absteigen auf ein E-Bike.

Erst Theorie büffeln…

Bevor die 16 Teilnehmenden die Strecke im «Verkehrsgarten» rund um das Lenzburger Zeughausareal in Beschlag nehmen und dort Beschleunigen, Kurvenfahren und Überholen üben durften, galt es, einen Theorieblock zu absolvieren.

Anschliessend erläuterte Zweirad-Fachmann Hartmann ausführlich die grundlegenden Unterschiede der verschiedenen Arten von E-Bikes, beantwortete zusammen mit den drei TCS-Kursleitern geduldig die Fragen der Anwesenden. Und verriet, dass der Boom bei den «schnellen E-Bikes», also jenen, die bis 45 Kilometer pro Stunde unterstützt werden und ein gelbes Nummernschild brauchen, abgeflacht ist. «Wer zur Erholung E-Bike fährt, will nicht mit knapp 50 Sachen durch die Gegend rasen. Sondern die Landschaft geniessen.» Allgemeines Kopfnicken.

Sieben tote E-Biker im Jahr 2017

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Mittlerweile hat jedes vierte verkaufte Velo in der Schweiz elektrische Unterstützung, total 90000 solche E-Bikes wurden letztes Jahr abgesetzt. Ebenso eindrücklich liest sich auch die Unfallstatistik: 7 getötete und 224 schwer verletzte E-Bike-Fahrer im Jahr 2017. Der mit Abstand grösste Anteil an schweren oder gar tödlichen Unfällen betrifft Personen im Alter ab 45 Jahren. Bleibt zu hoffen, dass Fahrkurse wie jener in Lenzburg dazu beitragen, dass künftig weniger auf den Schweizer Strassen passiert.

 

 

«Viele haben Mühe, den Bremsweg einzuschätzen»

Die Unfälle, in welche E-Bikes involviert sind, nehmen weiter zu. Warum?

René Altschul: Einerseits weisen ältere Personen, die sich ein solches Velo kaufen, in der Regel wenig Erfahrung auf. Zum anderen kann die Geschwindigkeit einen überfordern. Sie müssen sich vorstellen: Wer locker ohne elektrische Unterstützung Velo fährt, kommt auf eine Geschwindigkeit von 10 bis 13 Kilometer pro Stunde. Mit Unterstützung fährt man mit derselben Anstrengung doppelt so schnell. Der Anhalteweg wird so viermal länger.

Dieser längere Anhalteweg ist das grundlegende Problem?

Unter anderem. Viele können nicht einschätzen, wie lange sie zum Bremsen brauchen.

Plädieren Sie für eine offizielle E-Bike-Prüfung, analog einer Autofahrprüfung?

Das fände ich übertrieben.

Welche Art E-Bike fahren Sie?

Ich habe ein 45er-Bike, ein sogenannt schnelles.

Die letzte Frage ist eine indiskrete: Welches ist die höchste Geschwindigkeit, die sie jemals auf zwei Rädern erreicht haben?

Mein E-Bike brauche ich für den Weg zur Arbeit. Da fahre ich bis 45 Kilometer pro Stunde, kann aber die Geschwindigkeit einschätzen. Mit dem Rennvelo bin ich von Alpenpässen herunter aber auch schon deutlich schneller gefahren (schmunzelt). (rubu)

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