Tipp zum Alltag: Zuhören

Jörg Kyburz

Jörg Kyburz

Erweiterte Sinne. Illustration: mky

Erweiterte Sinne. Illustration: mky

Vieles ist wieder unberechenbar. Durch mangelnde Kontakte verstärken sich Gefühle wie Unsicherheit, Lustlosigkeit oder gar Angst. Gerade in solchen Zeiten wird uns die Wichtigkeit von sozialen Kontakten mit vertrauten Menschen bewusst. Gute Gespräche geben Kraft und Mut. Dabei gilt es zu beachten, dass beide Gesprächspartner auf ihre Rechnung kommen. Wir alle möchten gehört werden, doch gute, nicht bezahlte Zuhörer sind heute eher selten. Wie wird man für sein Umfeld ein wertvoller Zuhörer?

Wer kennt das nicht: Ein Freund erzählt von seiner misslichen Lage, trotz Verständnis unsererseits melden sich ungefragt in unserem Kopf noch grössere Katastrophen, welche wir selbst erlebt oder von welchen wir gehört haben. Fehlen uns Aufmerksamkeit und Empathie, werden wir den Erzähler bald unterbrechen und ihm unsere Geschichte vermitteln. Leider gibt es wesentlich mehr Erzähler als Zuhörer und so verkommt ein Gespräch nicht selten zu einem Wettkampf um Redezeit.

Regelmässige Ablenkung durch soziale Medien, die ständige Erreichbarkeit, hat unsere Fähigkeit zuzuhören massiv verringert. Zuhören heisst nicht, nur oberflächlich Informationen zu konsumieren, zuhören heisst, präsent zu sein im Hier und Jetzt, dem Mitmenschen Empathie entgegenzubringen, ihn verstehen zu wollen. Manchmal sind in einem Gespräch die Inhalte der Zwischenebenen wie Mimik, Gesten, Blicke oder Pausen wichtiger als die gesprochenen Worte.

Durch Wahrnehmung der Zwischenebenen erfolgt das tiefe Zuhören, gelingt die Reise in die Seele des Sprechenden. Der Schlüssel dazu nennt sich «Mitgefühl». Mitgefühl ermöglicht aktives Zuhören, entlastet vom Druck, das Gespräch mit eigenen Erlebnissen ergänzen zu müssen, und setzt Energie für das Gegenüber frei.

Tipp: Gutes Zuhören bedeutet, sich selbst zurückzunehmen, für das Gegenüber zum Gefäss zu werden. Unser Gefäss wird dabei mit gewinnenden Erkenntnissen gefüllt, was oft sehr bereichernd ist. Ausprobieren schadet nicht.

«Tipp zum Alltag». Hier schreiben Jörg Kyburz und Volker Schulte jeweils in der letzten Ausgabe des Monats über psychologische Aspekte im Alltag. Die beiden Autoren leiten den CAS-Studienlehrgang Achtsamkeit in Lenzburg.

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