Tipp zum Alltag: Wertschätzung und Wohlwollen
Ist es Ihnen heute auch schon passiert? Sie sagen etwas Freundliches, haben es ehrlich gemeint, die Antwort ist jedoch sarkastisch, negativ oder überheblich. Dabei ist es doch so einfach, wohlwollende Dinge zu sagen. Neulich passierte mir Folgendes: An diesen heissen Tagen schwimme ich täglich im Rhein, in der Regel einige hundert Meter, die ich mich hinuntertreiben lasse.
Am Wegesrand spazieren zwei Paare mittleren Alters und sehen mich im Wasser. Am Tag vorher ist wenige Kilometer flussaufwärts ein Schwimmer verunglückt. Daraufhin sagt einer der Herren am Ufer: «Dieser da scheint ja noch zu leben!»
Nun ist die Frage, soll ich das als Witz hinnehmen? Ist das nur ein cooler Spruch oder hat das Ganze schon eine abschätzige Note? Ich habe meinen Ärger runtergeschluckt und freundlich gegrüsst. Der Gruss wurde ebenso freundlich erwidert.
Wir sehen, wie wichtig es ist, auf unsere Worte zu achten, nicht Dinge in den Mund zu nehmen, die verletzend sein können. Das achtsame Miteinander hilft ja vor allem jenem, der unachtsam beleidigend ist. Wenn wir immer im negativen, ironischen Tenor verharren, wird auch unser Herz trüb. Umgekehrt macht es auch keinen Sinn, sich über unachtsame Worte aufzuregen.
Theologisch gesprochen übernehme ich, indem ich meinen Ärger in mir hochkommen lasse, die Sünde des anderen. Ich lasse die unachtsamen und nicht wertschätzenden Worte in mich hinein. Damit verliere ich meine gute Laune und mein Wohlbefinden. Wohlwollen fängt mit der Sprache an.
Unter «Tipp zum Alltag» schreiben Jörg Kyburz und Volker Schulte jeweils in der letzten Ausgabe des Monats an dieser Stelle über psychologische Aspekte im Alltag. Die beiden Autoren leiten den CAS-Studienlehrgang Achtsamkeit in Lenzburg.