Tipp zum Alltag: Weiss oder schwarz?
Alles Sein ist fortlaufendes Werden, dies steht schon in der Bibel oder in den Lehren des Heraklit. Leider entzieht sich uns diese Erkenntnis im Alltag allzu oft. Vielleicht hilft Würste braten?
Vermutlich kennen auch Sie den Moment, mitten in der Nacht aufzuwachen, verfolgt vom Gedanken «Ich schaff es nicht», «Alles ist einfach zu viel». Das Unterbewusstsein ist stark, Unverarbeitetes tritt in den Vordergrund, verursacht Unruhe und raubt den Schlaf. Das Vertrauen in uns und in die Welt ist weggefegt.
Glücklicherweise erlebe ich solcherlei nur noch sehr selten und kommt es dann doch mal vor, hilft es mir, mich daran zu erinnern, dass ich mich in den vergangenen 60 Jahren immer auf mein stabiles Umfeld und meine Fähigkeiten verlassen konnte. Das Leben ist stetige Veränderung, diese simple Erkenntnis ereilte mich schon oft und doch ist sie nicht immer sofort präsent. Obschon meine unmittelbare Erfahrung beim Aufschrecken unangenehm ist, lässt sich diese durch Beobachtung, Annahme und Zuwendung in Vertrauen und innere Ruhe umwandeln.
Dies bedarf einiger Übung, die dann beginnt, wenn es mir gut geht, wenn ich auf einem Höhenflug bin, auf der Gefühlswelle, es wird immer so bleiben. Ich habe mir antrainiert, mich gerade in solchen Momenten daran zu erinnern, dass ich auch schon andere Zeiten durchlebt habe und auch wieder andere kommen können. Das bewusste Erleben der schönen Momente wird dadurch in keiner Weise geschmälert, im Gegenteil, ich habe oft das Gefühl, das Erlebnis wirkt viel länger nach. Weder das Angenehme noch das Unangenehme ist beständig. Das Schöne ist nicht selbstverständlich und so wächst die Kraft, dass ich mich mit dem Unangenehmen weniger identifizieren muss.
Tipp: Die Aneignung dieser Praxis ist wie Würste braten. Wenn wir nicht aufmerksam sind und das Bratgut nicht wenden, klebt dieses fest und wird schwarz. Wir kleben auch oft fest, das ist ganz normal und meist nicht weiter schlimm. Einfach das Wenden nicht vergessen.
«Tipp zum Alltag». Hier schreiben Dozenten des CAS-Studienlehrgangs Achtsamkeit in Lenzburg jeweils in der letzten Ausgabe des Monats über psychologische Aspekte im Alltag. Die Autoren Horst Hablitz, Thomas Jenelten, Jörg Kyburz und Volker Schulte wechseln sich ab.







