Tipp zum Alltag: Skilift
In diesem Jahr wandern meine Partnerin und ich von Dielsdorf nach Bellegarde in Frankreich. Kreuz und quer durch den Jura. Unser Führer ist ein Buch von Philipp Bachmann mit dem Titel «Jurawandern».
Neugierig starten wir zu jeder Etappe. Und wir entdecken viel. Zum Beispiel den höchsten Wasserfall im Aargau, im schönen Sagemülitäli nordwestlich von Linn. Oder den tiefst gelegenen Skilift der Schweiz in der Nähe von Wegenstetten. Unvergesslich bleibt der Abstieg zum Doubs bei Biaufond: Zuerst durch eine Schlucht und dann durch eine eindrückliche stille Auenlandschaft. Und neulich entdeckten wir in den Marais Rouges, eine faszinierende Fotoausstellung, die Bilder an Bäumen aufgehängt.
Wir sind neugierig unterwegs. Und immer wieder bleiben wir stehen und staunen. «Ist das schön!», sagen wir uns dann. In der Weite sehen wir den Chasseral, vor unseren Augen springt ein Reh davon. Und all diese Dinge und Landschaften sind so nahe von zu Hause. Zu Neugier und Staunen gesellt sich immer wieder die Dankbarkeit. Dass wir all das erleben dürfen! Dass unser Körper das mitmacht! Dass die Füsse laufen, die Augen sehen und die Ohren hören: Das Bachrauschen, das Vogelgezwitscher!
Und wenn vieles nicht mehr geht? Kann man dann trotzdem noch gehen? Kürzlich bat eine Frau auf dem Sterbebett ihren Mann, ihr die Erinnerungsbücher an ihre Reisen und Wanderungen zu zeigen. Es war schön, den beiden zuzuschauen. Sie waren nochmals innig miteinander unterwegs: neugierig, staunend, dankbar.
Ich hoffe sehr, dass diese drei mich bis zu meinem Tod begleiten werden: die Neugier, das Staunen, die Dankbarkeit. Das wird mir nur dann gelingen, wenn ich sie pflege: achtsam und sorgfältig. Manchmal bei meinen Jurawanderungen denke ich an diese drei. Dann wird mein Schritt klarer, heller und leichter.
Ich wünsche Ihnen gutes und achtsames Unterwegssein.
«Tipp zum Alltag». Hier schreiben Dozenten des CAS-Studienlehrgangs Achtsamkeit in Lenzburg jeweils in der letzten Ausgabe des Monats über psychologische Aspekte im Alltag. Die Autoren Horst Hablitz, Thomas Jenelten, Jörg Kyburz und Volker Schulte wechseln sich ab.