Sommerzeit – Gewitterzeit
Mit den heissen Hochsommertagen hat auch die Gewittersaison Einzug gehalten. Gewitter sind faszinierende Naturschauspiele. Wenn die Blitze jedoch in der Nähe einschlagen, sollte ein sicherer Aufenthaltsort aufgesucht werden.
Wenn sich im Laufe des Tages der Boden erwärmt, steigt die darüber erhitzte Luft auf, kühlt sich ab und es entstehen weisse blumenkohlähnliche Quellwolken, die sich zu riesigen Gewitterwolken entwickeln können, die oft hagelträchtig sind. Diese Wolken haben oft eine Pilzform und sind weitherum sichtbar. So sind vom Seetal aus jeweils sehr schön die Gewitter zu beobachten, die von der Region Basel in den Schwarzwald ziehen oder ein Gewitter, das sich in der Innerschweiz gebildet hat und dessen Schirm der Gewitterwolke bis ins Seetal reicht. Oft ziehen die Gewitterwolken vom Jura ins Mittelland zu uns und bringen Platzregen und Hagel.
Hochspannung am Himmel
Durch die Aufwinde und die ungleiche Eis-Wasser-Verteilung in der Gewitterwolke entstehen Gebiete mit verschiedenen elektrischen Ladungen. Der obere, eisige Teil der Wolke ist meistens positiv geladen, der untere Teil meistens negativ. Zwischen den verschiedenen Ladungen entsteht eine Spannung. Wird ein gewisser Wert überschritten, erfolgt ein Ladungsausgleich zwischen zwei entgegengesetzt geladenen Gebieten (Wolke-Wolke, Wolke-Boden oder umgekehrt) – es blitzt. In einem Blitz treten während Sekundenbruchteilen Stromstärken auf, die im Durchschnitt 20 bis 30 Millionen Volt und 20000 Ampere betragen. Zum Vergleich: eine normale Steckdose hat 230 Volt, 10 Ampere.
Durch diese gewaltige Energie wird die den Blitz umgebende Luft schlagartig auf zirka 30000 Grad Celsius erhitzt, deshalb auch die bläuliche Farbe. Die Luft dehnt sich bei dieser Erwärmung explosionsartig mit einem lauten Donnerschlag aus. Da der Schall «nur» 330 Meter pro Sekunde zurücklegt, das Licht des Blitzes hingegen 300000 Kilometer pro Sekunde, kann aus der Zeit, die zwischen Blitz und Donner verstreicht, die Entfernung des Blitzes vom eigenen Standort bestimmt werden. Teilt man die Anzahl Sekunden durch drei, erhält man die Entfernung in Kilometern.
Was tun, wenn man vom Gewitter überrascht wird?
Sobald ein Gewitter aufzieht, sollte man das Geschehen genau beobachten. Am besten sucht man Schutz in Gebäuden, Mulden oder Autos. Auf keinen Fall sollte man sich in der Nähe von hoch aufragenden Gegenständen wie Metallmasten oder Bäume aufhalten, denn dies sind bevorzugte Orte von Blitzeinschlägen. Das Baden oder Surfen in Gewitternähe ist besonders gefährlich. Deshalb ist es wichtig, beim Aufzug eines Gewitters sofort aus dem Wasser zu steigen. Das Auto bietet einen zuverlässigen Blitzschutz. Die Metallkarosserie eines Wagens bildet einen sogenannten Faraday-Käfig, der den Blitz aussen herum ableitet und in dessen Innern man selbst während eines Blitzschlages geschützt bleibt. Bieten sich keine Schutzmöglichkeiten, was vor allem im Gebirge oft der Fall ist, sollte man sich keineswegs auf Gipfeln, Kuppen oder Graten aufhalten oder an Felswänden anlehnen. Im Freien sollte man eine Kauerstellung einnehmen und sich auf keinen Fall flach hinlegen. Je grösser der Körperkontakt mit dem Boden ist, desto gefährlicher kann sich das in der Nähe eines Blitzes auswirken, denn der Blitz erzeugt im Boden ein kurzzeitiges Spannungsfeld, das mit zunehmender Entfernung vom Einschlagsort abnimmt. Bringt man sich beim Aufzug eines Gewitters rechtzeitig in Sicherheit, kann von einem sicheren Standort aus ein atemberaubendes Naturschauspiel bestaunt werden, das nach wie vor eine grosse Faszination auf uns ausübt.