Robin Hood im Aargau
Bernhart Matter, geboren 1821, auch «Robin Hood der Schweiz» genannt, ist vielen in der Region bereits ein Begriff: der erfolgreiche Gauner, der edle Dieb, der es den Reichen nimmt und den Armen gibt.
Für die einfache Bevölkerung waren die damaligen Zeiten hart. Im Aargau litten Leute damals noch Hunger – heute kaum noch vorstellbar. Einen Mittelstand gab es nicht. Jede sechste Person im Kanton musste von ihrer Gemeinde unterstützt werden. Matters Diebestouren wurden als Auflehnung gegen die Oberschicht gesehen und er war in der einfachen Bevölkerung beliebt. «Lasst den Matter in Ruh! Den Armen nimmt er nichts. Und den Reichen tuts nichts», wurde angeblich auf sogenannten «Fresszeddeli» im Suhrental verteilt, als intensiv nach ihm gefahndet wurde.
Ein Teil von Matters Berühmtheit ist auf sein Ende zurückzuführen: 1854 wurde er als letzter Aargauer in Lenzburg öffentlich hingerichtet. Sein Tod verkam zu einem regelrechten Volksspektakel, das etwa 2000 Leute mitverfolgten.
Die Hinrichtung war umstritten. Matter war zwar ein äusserst erfolgreicher Dieb – die Deliktsumme, für die er verurteilt wurde, hat immerhin den heutigen Gegenwert von einer halben Million –, aber er war kein Mörder oder Schwerverbrecher. Der Obrigkeit wurde vorgeworfen, Matter aus Rache und nicht als Bestrafung der «Vertilgung» zugeführt zu haben. Er galt nämlich als wahrer Ausbrecherkönig. Wenn er der Polizei nicht schon vorher entwischte, entkam er aus Ketten, Zellen und sogar eigens für ihn erbauten Kammern.
Viele Geschichten und Legenden ranken sich heute um den Dieb. Zu Matter gibt es Bücher, Lieder, Gedenktafeln, Theaterstücke und Comics. Auch im Museum Burghalde ist noch bis Ende November etwas von ihm zu finden: Es sind die Hals- und Armketten, mit denen er vor seiner Hinrichtung gefesselt war. Das unheimliche Exponat ist versteckt in der Sonderausstellung «Schatzkammer Wald». Wo genau, dass müssen die Besucher und Besucherinnen selbst herausfinden!
«Schatzkammer». Hier stellen Mitarbeitende des Museums Burghalde Lenzburg jeweils in der ersten Ausgabe des Monats spannende Geschichten und originelle Fundstücke vor.