Ritterbraten

<em>Ritterbraten:</em> September-Motiv der Serie «Lenzburgiana». Illustration mphs
<em>Ritterbraten:</em> September-Motiv der Serie «Lenzburgiana». Illustration mphs

Yam Yam! Saftbraten mit Gemüse, Speck, Röstzwiebeln und Senf, gefüllt und gerollt, dachte sich wohl auch der Lenzburger Drache, als sich Bertram und Guntram seiner felsigen Behausung näherten, und schnappte sich den ersten Ritter. Der zweite, Guntram, aber hatte ein feuriges Drachenspiesschen lieber und stach dem Ungetüm kurzerhand sein Schwert ins Gurgeli, worauf der Ritterbraten namens Bertram unversehrt wieder herausquoll. Der Drache war tot, die Brüder wurden zu Lenzburgs ersten Grafen, quasi im Jobsharing, erkoren, und alle waren happy.

Der Goldglanz dieser Gründungssage aber blättert etwas, wenn man weiss, dass die Story auch andernorts die Runde machte – als leicht veränderte Wandersage. Ja, Drachen wurden übrigens auch in Muri, Wettingen, gar weit über den Aargau hinaus gesichtet. Und abgemurkst, so etwa Nahe Stans durch den Ritter Struth von Winkelried und in Küsnacht von einer hübschen Jungfrau.

Auch bei den Gebrüdern Grimm und in weiteren Erzählungen drehen sich Drachenmärchen um eine Jungfrau – die wurde jedoch stets zum Frass freigegeben. Hm, warum kommt eigentlich in der Lenzburger Sage keine Stadtbellezza vor? Nun, es ist nicht überliefert. Einen Mangel an Schönheiten, um die es sich zu kämpfen lohnt, hat das Städtli ja nicht zu verzeichnen, sagt man. Item.

Was einst die Gegend in Angst und Schrecken versetzte, ist heute zur Streichelechse verkommen. Fauchi aus dem Drachenei begeistert Jung und Alt. Ja, etwas Märchenhaftes hat der Lenzburger Drachenfelsen bewahrt. Wo einmal der keifende Hausdrache gewaltsam vertrieben werden musste, da gedeiht Güte, Glück und Intelligenz – ganz nach dem asiatischen Drachensymbol.

Passt doch ganz gut zu den unzähligen Märlihochzeiten auf dem Schlosshügel. Mit märchenhaften Grüssen aus dem Museum Burghalde – auch zum Heiraten schön. (mphs)

Plakat finden und Preise gewinnen. Das Projekt «Lenzburgiana» wurde vom Museum Burghalde lanciert. Während eines Jahres werden monatlich humorvolle Grafiken zu Lenzburger Besonderheiten präsentiert. Das Motiv wird in Plakatgrösse irgendwo im Städtli erscheinen. Der Text dieser Kolumne verrät den Standort. Die witzigsten Selfies vor diesem Plakat werden prämiert. Handyfotos mit Name und E-Mail-Adresse senden an: burghalde@lenzburg.ch.

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